Hammelburger Geschichte(n)

Zwei Burgen auf dem Sodenberg?

Heinrich Ullrich aus Hammelburg, Kenner unserer Heimat und Interpret ihrer Geschichte, scheint fest davon überzeugt, daß die berühmte Burg Kilianstein auf dem Sodenberg bereits eine Vorgängerin hatte . Die von Ullrich angenommene Frühburg wäre am entge-gengesetzten Teil des langgezogenen Bergrückens zu suchen. Historische Belege fehlen jedoch. Weder Volkssage noch vor- und frühgeschichtliche Untersuchungen haben ein Ergebnis zutage gebracht. Dabei ist gerade die Frühepoche des Sodenbergs eingehend untersucht worden . Ullrich stützt seine These auf zwei Fakten:
1. Das Geschlecht der Edlen von Sodenburg.
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts tauchen erstmals verschiedene Personen auf, die ihre Herkunft „von Sodenberg“, auch „Sodenburg“ ableiten:
1290 unterschreiben Hermann und Hartmud von Sodenberg eine Urkunde;
1296 wird anläßlich einer Jahresstiftung Hermann von Sodenberg als Zeuge benannt;
1303 werden Hermann von Sodenberg und seine Söhne Hermann und Dietrich als Würzburger Leheninhaber erwähnt;
1306 wird erstmals ausgesprochen, daß Dietrich von Sodenberg in Hammelburg seßhaft sei. Eine andere Nachricht vom gleichen Jahr meldet: „Die Sodenburg von dem Dietrich von Sodenberg annoch bewohnet, nach dessen absterben es (Sodenberg!) an Fulda als ein Mannlehen wiederum zurückfallen!“ 1311 muß das Würzburger Stift Haug gegen Dietrich von Sodenberg klagen, weil er von seinem Unterthaler Grundbesitz keinen Zehnten geben wollte;
1313 erhält der gleiche Dietrich vom Abt des Würzburger Stephansklosters 14 Malter Getreidegült zugewiesen;
1317 besitzt Dietrich von Sodenburg Zehntanteile in Westheim und Untereschenbach als Würzburger Lehen;
1360 begegnet uns als letzter Träger dieses Namens Ruprecht von Sodenburg. Er wird ausdrücklich als „Bürger von Hammelburg“ vorgestellt.
Rechtfertigen diese wenigen Zeugnisse die Annahme eines eigenen Geschlechts „von Sodenburg“? Man sollte doch denken, daß eine Adelsfamilie als Besitzer einer so bedeutenden Burg auch in der Geschichte deutliche Spuren hinterlassen hat. Warum sollen diese Zeugen nicht dem altadligen Geschlecht der Thüngen zuzurechnen sein? Sie könnten sich einfach nach ihrem Wohnsitz benannt haben, wie das auch bei den Thüngen der Fall war: Thüngen von Thüngen, von Sodenberg, von Zeitlofs, von Windheim usw. Damit wäre der Sodenberg jenem Geschlecht Vorbehalten und überlassen, das von Anfang an als Besitzer des Rittergutes in Erscheinung tritt: die Thüngen von Sodenberg.
Für ganze 70 Jahre tauchen die „von Sodenberg“ auf und verschwinden wieder spurlos im Dunkel der Geschichte. Für ein adliges Geschlecht eine allzu kurze Zeitspanne! Da sie zudem ausdrücklich und des öfteren als Cives, als Hammelburger Bürger, vorgestellt werden, könnte man auch annehmen, daß sie als Bewohner der Stadt Güter und Ländereien auf dem Sodenberg besaßen.
2. Abbruch der alten Sodenburg
Nach Ulrich fiel die älteste (erste) Sodenburg 1401 der Vernichtung anheim. Sie ist abgebrochen worden und niemals wieder aufgebaut. 1320 finden wir das Geschlecht der Thüngen in Verbindung mit der Sodenburg. Da dieses Schloß noch 1390 unter dem Namen „Kilianstein“ vom Fuldaer Abt Friedrich von Romrod erweitert und zusätzlich befestigt wurde, scheint es kaum verständlich, daß schon wenige Jahre später ein Abbruch bis auf die Grundmauern erfolgt sein soll. Warum soll nach der Zerstörung der alten Sodenburg den Thüngen sofort wieder ein Burgneubau erlaubt worden sein? Wer hat sie zum Burgbau animiert, Würzburg oder Fulda? Wollte vielleicht eine Partei die andere ausspielen? Hat nicht erst 1393 der Mainzer Erzbischof Konrad in seiner Funktion als Schiedsrichter den Streit dahingehend geschlichtet, daß die Thüngen ihre gesamten Liegenschaften am Sodenberg und bei Ochsenthal dem Würzburger Bischof Gerhard für 200 Gulden überlassen sollten? Sie hätten ohne großen Schaden abziehen können: drüben auf der Reußenburg, nur eine Wegstunde entfernt, hatten sie ein gesichertes Domizil.
1431 begegnen uns die Thüngen wieder als Besitzer der Sodenburg.
Haben sie den Besitz von Fulda gekauft und die Burg tatsächlich auf dem steilen Gipfel des Berges neu gebaut? Für rund 200 Jahre blieb der Sodenberg in thüngischen Händen, bis die Universität 1660 das stark verschuldete Gut übernahm. Bereits 1670 mußte das Universitätsamt Sodenberg das „Sterben der Burg“ feststellen: das lange Gebäude des Schlosses war eingefallen. Die Burganlage verfiel zusehends. Hier stellt sich die Frage: Sollte sie nach gut 200 Jahren schon altersschwach gewesen sein? Eine Grenzfestung und Raubritterburg - kaum zu glauben! Zusammenfassend läßt sich sagen: Die Frühgeschichte des Sodenberg liegt im dunkeln. Auch phantasievolle Spekulationen erhellen sie nicht.

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