Das Kreuz auf dem Sodenberg
Im Bereich der Sodenberger Flur stehen drei Kreuze, die allesamt von wundersamen Sagen umrankt sind: das „Spinnjungfernkreuz“ („die Spinnmaad“), das Giselakreuz („s schiefe Kräuz“) und das „Thüngenkreuz“, im Volksmund einfach „s Kräuz“ genannt.
Thüngenkreuz und Giselakreuz werden oft in der Benennung verwechselt (Gisela-Sage!).
Das hohe steinerne Kreuz mit einem romanischen Christus und mit Thüngenwappen (Thüngenkreuz!) ist in der Literatur unter dem Namen „Das heilige Kreuz auf dem Sodenberg“ bekannt .
Bereits 1515 wurde es von Philipp von Thüngen errichtet bzw. erneuert. An seinem Platz soll schon der heilige Kilian ein Kreuzbild aufgepflanzt haben.
Soll man die Vorgeschichte diese Kreuzes ins Reich der Legende verweisen? Daß Kilian hier gepredigt und ein Kreuz aufgerichtet habe, wird man wohl mehr bildhaft als real auffassen müssen; dafür könnte allerdings sprechen: iroschottische Mönche zogen als Missionare durch das Saaletal; St. Willibrord ist für Hammelburg bezeugt. Der Sodenberg war einst heidnischer Kultplatz. Man könnte auch den Namen der Burg „Kilianstein“ mit dem gleichnamigen Missionar in Verbindung bringen — wie es auch sei: Geschichte und Legende, Wahrheit und Dichtung scheinen die Entstehungssage des „heiligen Kreuzes auf dem Sodenberg“ beeinflußt zu haben.Mit diesem alten Kreuz ist im Volk eine tiefsinnige Sage verknüpft, die heute noch in zwei Versionen lebendig ist.
In der älteren Fassung wird sie so erzählt :
„Die erste Gemahling Karls des Großen war eine Gräfin von Rieneck. Nach ihrem frühen Tode blieb Karl ihren Brüdern mit besonderer Gunst zugethan, verlieh ihnen weitläufige Besitzungen im Spessarte und erbaute ihnen auf einem steilen Hügel an den Ufern der Sinn ein festes Schloß - Reineck - in der Folge gleich den Grafen Rieneck genannt.
Die Rienecker vergaßen der Schwägerschaft des unsterblichen Kaisers nie und sahen stolz herab auf andere Edle. Aber diesen Stolz theilte nicht der junge Gerhard von Rieneck. Wollte er jedoch ein freundliches Gesicht sehen, so mußte er herabsteigen aus dem Grafenschlosse, in dem nur Ernst und abgemessene Sitte herrschte, weßhalb sich selten ein Gast nach Rieneck hinverirrte.
Zwei Stunden oberhalb Rieneck liegt Burgsinn.
Die Edlen von Synna hatten daselbst im 9. Jahrhunderte eine Burg erbaut.
Im Jahre 1001 nach dem Aussterben der Synna erwarb sie der Ritter Hildolf von Tungenden (Thüngen).
Hildolfs Geschlecht war alt und ruhmvoll.
Aber die Grafen von Rieneck hielten sich doch für besser und die Thungen mieden daher die stolzen Rienecker, so daß beide Familien außer Verkehr blieben. Nur Gerhard besuchte von Zeit zu Zeit Burgsinn und ward freundlich vom Burgherrn und noch freundlicher von dessen Tochter Gisela aufgenommen. Gerhard bewarb sich bald um der schönen Gisela Hand und ihre vereinigte Bitten bewogen den alten Thüngen, daß er, wiewohl ungerne, dem Bunde seinen Segen gab.
Bei seinem eigenen Vater fand Gerhard kein so freundliches Gehör.
Der strenge stolze Mann erklärte seinem Sohne, daß er niemals die Vermählung mit einer nicht ebenbürtigen Jungfrau zugeben werde. Gerhard solle daher nie mehr ein Wort davon sprechen. Dieser mußte nun tiefbetrübten Herzens seiner Braut und deren Vater mittheilen, welch ungünstigen Erfolg seine Bitte bei seinem Vater gehabt habe.
Der alte Thüngen gehörte einem Geschlecht an, das vom Volke nicht mit Unrecht „Die Wilden" genannt wurde. Er entbrannte in heftigem Zorne wider alle Kienecker und verbot Gerhard allen Umgang mit seiner Tochter. So schieden die Liebenden für das ganze Leben.Der Kilianstein auf dem Sodenberge zwischen Gemünden und Hammelburg gehörte damals den Edlen von Thüngen und war ein Ganerbenhaus, d.h. er gehörte Allen von Thüngen, so lebten und geboren wurden. Dorthin nun führte der alte Thüngen seine Gisela, damit sie aus dem Bereiche des Rieneckers sei.
Gerhard nahm das Kreuz und zog in das heilige Land. Bald aber kam von daher die Kunde, der junge Rienecker habe bei Erstürmung einer Feste unter den Ersten die Mauern erstiegen und sei dabei ruhmvoll gefallen.
Gisela ließ nun zu seinem Andenken unter den alten Buchen des Sodenberges ein steinernes Kreuz errichten und flehte hier um die Vereinigung mit dem Vorausgegangenen, die ihr bald gewährt wurde.
Soweit die Sage über des Sodenberger Kreuz, das mitten im Walde auf einer Höhe von mehr als 1 000 Fuß steht. Es ist von Stein und wurde 1515 von Philipp von Thüngen errichtet.
Der Platz, wo es sich befindet, soll früher der Begräbnisort der Bewohner des Bergschlosses Sodenberg gewesen sein, was sich auch dadurch bestätigen möchte, daß in dem benachbarten Windheim der Gottesacker ein dem Sodenberger durchaus ähnliches Crucifix von demselben Jahre hat."