Hammelburger Geschichte(n)

Der Sodenberg nach 1800

Im 18. Jahrhundert wurden die thüngenschen Güter als „Baronie Sodenberg-Reußenberg“ der Krone Preußens aufgetragen.
Die behördliche Zuständigkeit 1804:

Morlesau: vorm, juliusspitälische Vogtei Wolfsmünster 122 Einw.
Odhsenthal: und Juliusuniversität 67 Einw.
Sodenberg: Juliusuniversität 20 Einw.


Die Dorfschaft zählt 209 Einwohner .
1808: Aufteilungsvertrag zwischen dem Großherzogtum Würzburg und dem Fürstprimas: dieser verzichtet auf die Souveränitätsrechte nicht nur über die von Thüngenschen Güter, sondern auch über Waizenbach und auf das Besteuerungsrecht im juliusspitälischen Windheim sowie in den juliusspitälischen Anteilen an Völkersleier, Heckmühle, Gräfendorf, Wolfsmünster, Aschenroth, Morlesau, Ochsenthal und im juliusuniversi- tätischen Hof Sodenberg. Das Besteuerungsrecht hatte bislang der Ritterkanton Rhön-Werra ausgeübt.
1806: wurden die vom Großherzogtum Würzburg erworbenen ritterschaftlichen Gebiete an Sinn und Saale samt den Besitzungen des Juliusspitals und der Juliusuniversität zum Distriktskommissariat an Saale und Sinn zusammengefaßt.
Dem Juliusspital wurde in Wolfsmünster ein eigenes Patrimonialgericht gestattet. Die juliusspitälischen Vögte in Windheim und Wolfsmünster wurden in den Ruhestand versetzt. Neuer Hoheitsbeamter wurde der Justizbeamte Johann Adam Horn von Wolfsmünster.
1813: Selbst der abgelegene Sodenberg wird vom großen Krieg nicht verschont. Das Ablieferungssoll beträgt 16 3/10 Pfund Erbsen und 10 Pfund Linsen .
1814: 145 französische Kriegsgefangene werden in Ochsenthal und Sodenberg einquartiert.
1815: Auf dem Sodenberg ist ein gewaltiger Waldbrand ausgebrochen.
1815: Der Sodenberg zählt 29 Bewohner, nämlich

5 Familien:
5 Männer
5 Frauen
6 Knaben
5 Mädchen dazu 6 Knechte 2 Mägde

1816: Nachdem schon 1814 das Großherzogtum Würzburg an Bayern gefallen war, kamen 1816 auch die ehemals fuldischen Ämter Brückenau und Hammelburg endgültig an Bayern. Die in beiden Landkreisen liegenden Gebiete wurden dem „Mainkreis“ mit der Hauptstadt Bamberg unterstellt.
1817: Die provisorische Einteilung von 1816 bestand nur kurze Zeit. Nach der allerhöchsten Verordnung vom 2. Februar 1817 wurde das Königreich Bayern in acht Kreise eingeteilt. Unser Gebiet wurde dem siebten Kreis zugeteilt, dem „Untermain¬kreis“.
1824: befindet sich auf dem Sodenberg ein Observatorium.
1832: Unter dem 4. November ist ein Gang nach Karsbach verzeichnet, „um sich wegen Einverleibung Ochsenthal und Sodenberg zur Pfarrcuratie Windheim vernehmen zu lassen“.
Es war dies wahrhaft ein „langer“ Gang, denn erst im Januar des Jahres 1976 kamen Ochsenthal und Sodenberg tatsächlich zur Pfarrei Windheim.
1836: Die Kreuzkapelle auf dem Sodenberg wird renoviert.
1840: gehören zur universitätischen Vogtei Sodenberg:

aus Morlesau 66 Bewohner
aus Ochsenthal 86 Bewohner
zur juliusspitälischen Vogtei Wolfsmünster:
aus Morlesau 61 Bewohner
aus Ochsenthal 11 Bewohner

1845: Die Hausnumerierung in Ochsenthal wird erweitert und bezieht den Sodenberg mit ein. Das Gemeindehaus in Ochsenthal erhält die Nummer 13, die Kirche Nummer 14; die Zählung läuft dann weiter auf dem Sodenberg: Jagdhaus Nummer 15, Gutsbesitzerhaus Nummer 16.
1854: Die Sodenberger Kreuzkapelle erhält durch Schreinermeister Joseph Werberich von Ochsenthal 10 Kniebänke.
1868: Bevölkerungsbewegung: unverändert wie 1840
1870: Ochsenthal übt auf dem Sodenberg die Polizeiaufsicht aus.
1873: Nach einem fast 200jährigen Rechtsstreit mit der Universität Würzburg kommt der Sodenberg samt Gut wieder an die Freiherren zu Thüngen zurück.
1878: Auf dem Sodenberg soll ein trigonometrischer Punkt errichtet werden. Morlesau verweigert eine finanzielle Beteiligung.
1883: Projektierung der Eisenbahn. Längst hat man auf dem Sodenberg den Wert des „schwarzen Goldes“ in Form des harten Basaltgesteins erkannt. So geht es hier um eine Stationsanlage für Morlesau. Für Basaltexporte erscheint eine solche dringend notwendig.
1888: „Es ist zu überlegen, ob nicht das Sodenberger Kreuz gegen Beschädigung von böser Hand sowie durch Wetterstürme mit einem Überbau zu versehen sei. Auch die Herstellung einiger neuer Betstühle beim Kreuz möge bis zum nächsten Herbst erfolgen.“
1895: Der Bergfried auf dem Sodenberg stürzt ein.
1903: Am 3. Dezember wird der Firma Leimbach & Co., Basaltwerke in Nordheim in der Rhön, die Errichtung einer Drahtseilbahn über den sog. Schlehweg eingeräumt. Dafür soll die Firma der Gemeinde Morlesau zur Beschotterung der gemeindlichen Wege Basaltgrus zur Verfügung stellen.
1904: werden auf dem Sodenberg die Brechwerkanlagen gebaut. Im gleichen Jahr ergehen folgende ortspolizeiliche Vorschriften: „Alles Graben, Schuttabfahren, Steinbohren, Brechen und Sprengen im Umkreis von 20 m vom Wallgraben, ferner das Besteigen von Mauerresten, das Wegfahren oder Wegschleppen von Mauersteinen, kurz jede Beschädigung des Bauwalles der Ruine Sodenberg ist verboten“ 8. Juli 1904, Kgl. Bezirksamt Hammelburg.
Unter dem 9. Oktober des gleichen Jahres liegt ein Beschluß des Gemeindeausschusses vor:
§ 1: Die Burgruine auf dem Sodenberg wird wegen ihrer wehrbaulichen und kulturhistorischen Bedeutung als Gebäude von öffentlichem Interesse erklärt.
§2: Zu ihrer Sicherstellung wird jede Tätigkeit an derselben bis zur Entfernung von 5 m, gerechnet vom äußeren Rand des Wallgrabens bzw. von der äußeren Mauer der diesem nördlich vorgelagerten Vorburg ab, welche den Bestand der Ruine schädigen kann, hiermit verboten .
1904: Die Försterswitwe Emilie Jopp auf dem Sodenberg erhält die Konzession zum Ausschank von Wein, Bier und Branntwein.
1906: Der Basaltabbau auf dem Sodenberg bringt vielen Männern aus dem Umland Arbeit und Brot. Der harte Job birgt jedoch viele Gefahren. Eine lange Liste berichtet von zahlreichen Unfällen, von Abstürzen und tödlichen Verletzungen.
1906: Gesuch der Firma Leimbach um Verleihung einer Wirtschaftskonzession auf dem Sodenberg „für die Arbeiter und Fuhrleute und etwaige Passanten ..
1909: Die Zahl der den Sodenberg besuchenden Touristen steigt von Jahr zu Jahr. „Namentlich zur Sommerzeit verkehren viele Fremde auf dem Sodenberg, die sich vor dem Abreisen, nachdem sie Ruine und Basaltwerk besucht haben, schnell noch etwas restaurieren möchten, bevor sie mit der Bahn in Morlesau wegfahren.“
1925: Ein schweres Unwetter sucht unsere Heimat heim. Im Bezirksamt Hammelburg wird über staatliche Notstandsmaßnahmen aus Anlaß der großen Elementarschäden beraten. Gutspächter Josef Fischer vom Sodenberg reicht ein Gesuch ein um einen Notstandskredit in Höhe von 1 000,- Mark für das Notstandsgebiet Hof Sodenberg.
1926: Die Firma Leimbach/Basaltstein/Schweinfurt richtet im Werk Morlesau ein Büro ein.
1945: dient der Sodenberg in den letzten Kriegsmonaten - wie schon vor 400 Jahren im Bauernkrieg - als wichtiger strategischer Punkt. SS hat sich oben eingeschanzt und versucht, das Saaletal zu „retten“. Heftiger Feuerwechsel mit schweren Geschützen.
1948: Auf dem Sodenberg herrscht reges Leben. Der Aufbau des zerstörten Landes bringt den tiefausgeschachteten Berg um seine Ruhe. Viel ist jedoch nicht mehr zu holen. Neuinvestitionen bringen in den fünfziger Jahren einem „Goldsucher“ aus Würzburg die Pleite.
Der Berg hat seinen Dienst getan. Brauchbare Maschinen werden abgebaut; die Seilbahn verschwindet; die hohen Eisenständer werden abgebaut. Endlich gehört der arg verstümmelte Berg sich selbst. Von seiner reichen Vergangenheit, seinem einstigen Stolz ist nur noch das Kreuz übriggeblieben.

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