Die Affenreuterei am 29. September 1502
Götz von Berlichingen lebte eine Zeitlang bei seinem Oheim, dem Herrn Neidhard von Thüngen auf Schloß Sodenberg. Hier hatte er manche Händel zu bestehen, so mit dem Reiter des Amtmanns zu Schloß Saaleck, genannt der „Affe“. Darüber berichtet Götz: „Es war nach der Schlacht bei Nürnberg. Neidhard hatte den Neffen Götz ermuntert, an dem Krieg des Markgrafen Friedrich gegen Nürnberg 1502 teilzunehmen und in dem er sich auch ausgezeichnet hat; es hat sich ungefähr um Michaelis zugetragen,“ berichtet Götz von Berlichingen, „daß ich mit Herrn Neidhard von Thüngen, dem ich damals diente, vom Sodenberg herabgeritten bin. Als wir so dahinzogen, wurden wir bei einem kleinen Gehölz zweier Reiter gewahr, nicht weit von einem Dorf, das Obereschenbach heißt. Es waren Endriß von Gemünd, Amtmann zu Saal und sein Knecht, den Mann den man den Affen nannte. Nun war einige Zeit zuvor, als ich zu Herrn Neidhard kam, ein Tag zu Hammelburg gehalten worden, wo auch Neidhard zugegen war mit dem Grafen Michael von Wertheim, welche etliche Händel eines Feindes wegen hatten. Als ich aber zu Herrn Neidhard und seinen Knechten in die Herberge kam, die meistens betrunken waren, da war der erwähnte Affe auch voll und hatte viel Wind in der Nase und führte seltsame Reden. Er sagte: ,Was will der Junker hier? Will er auch zu uns kommen? und dergleichen höhnische Worte mehr, womit er mich aufzubringen meinte. Das verdroß mich, und ich sagte: ,Was schert mich deine Junkerei und dein Gespött und deine Völlerei! Wenn wir einmal im Feld Zusammenstößen, da wollen wir sehen, wer Junker und wer Knecht ist!
Als wir nun, wie gesagt, den Sodenberg herabzogen, dacht’ ich gleich: Er wird’s sein und mit seinem Junker reiten. Da rannt ich den nächsten Weg einen hohen Berg hinan, bracht im Rennen den Pfeil auf die Armbrust und jagte dann den nächsten Weg zu ihnen hinüber. Ich hatt’ aber noch zu weit zu ihnen, da floh schon sein Junker dem Dorfe zu, um die Bauern dort aufzubieten. Der Knecht, der Aff, hatt auch eine Armbrust, ergriff aber dennoch die Flucht wie sein Junker. Wie ich nun an ihn kam, mußte er durch einen tiefen Hohlweg dem Dorfe zu. Ich ließ ihn in den Hohlweg reiten und schoß ihn auf den Rücken. Nun hätte ich die Armbrust wieder spannen können, dacht aber, er würde das nicht abwarten, weil er auch einen Pfeil auf der Armbrust und ich keinen Menschen bei mir hatte. Ich ließ deshalb das Spannen und jagte ihm nach in den Hohlweg hinein. Als er sah, daß ich die Armbrust nicht aufbrachte, wartete er mein vorm Tore, bis ich ganz nahe war. Da schoß er und traf mich vorne auf den Krebs, daß der Pfeil zersplitterte. Gleich warf ich ihm meine Armbrust an den Hals, riß das Schwert heraus und rannt’ ihn zu Boden, daß sein Gaul mit der Nase auf der Erde lag. Aber der Aff brachte ihn wieder auf die Beine, jagte ins Dorf und schrie die Bauern an, sie sollten ihm helfen.
Und wie ich so im Dorfe umherrannte, stand ein Bauer da, der hatte eine Armbrust und schon den Pfeil darauf. Ich sprengte flugs auf ihn zu, ehe er zum Schuß kam, und schlug ihm den Pfeil von der Armbrüst. Dann hielt ich bei ihm und steckte das Schwert wieder ein und sagte, ich stände bei Herrn Neidhard von Thüngen in Diensten und wir wären auch gut fuldaisch. Indem kam ein ganzer Haufen Bauern mit Schweinsspießen, Handbeilen, Wurfbeilen, Holzäxten und Steinen und umringten mich, wirfst du nicht, so hast du nicht; schlägst du nicht, so gilt es nicht, daß mir die Beile und Steine neben dem Kopf hinfuhren und mich bedeuchte, es dröhnte mir die Pickelhaube. Da lief ein Bauer mit einem Schweinsspieß daher. Auf den ritt ich zu, und als ich das Schwert zog, da schlug der Bauer zu und traf mich auf den Arm, daß ich dacht’, er hätt’ mir den Arm entzwei geschlagen. Doch wie ich nach ihm stach, fiel er mir unter den Gaul, daß ich nicht soviel Platz hatte, um mich nach ihm zu bücken. In Summa: ich schlug mich durch. Aber da lief noch ein Bauer daher mit einem Holzbeil, dem gab ich einen Schlag, daß er neben den Zaun fiel. Nun wollt mein Gaul nicht mehr laufen; denn ich hatt’ ihm arg zugesetzt, und mir war angst, wie ich zum Tor hinauskommen möchte. Als ich darauf zueilte, war gleich einer da und wollt es zuschlagen, aber ich kam doch hinaus, eh’ es ihm gelang.
Und wie ich ein wenig vor das Tor hinauskam, war der Aff schon wieder da. Er hatte einen Pfeil auf der Armbrust und vier Bauern bei sich und schrie: Her, her, her! und schoß nach mir, daß ich den Pfeil auf der Erde blinken sah. Ich fuhr gleich wieder auf ihn los, zog das Schwert raus und jagt’ sie alle fünf in das Dorf hinein. Nun läuteten die Bauern Sturm über mich; aber ich ritt davon. Als ich wieder zu Herrn Neidhard anlangt, rannt’ ein Bauer daher mit einem Pflug, dem Sturmläuten nach. Ich machte mich über denselben her und fing ihn, und er mußte mir geloben und schwören, daß er mir meine Armbrust wieder herausbringen wolle. Denn die hatte ich ja nach dem Affen geworfen, als er auf mich schoß, und hatte nicht so viel Zeit gehabt, sie wieder zu langen, sondern mußte sie im Wege liegenlasen.