Hammelburger Geschichte(n)

Götz von Berlichingen

Kurz nach 1500 errichtet Neidhart I. von Thüngen auf dem Sodenberg einen Wohnsitz und baut die Burg weiter aus . Der bedachtsame und umsichtige Ritter war ein angesehener Mann. 1502 ist er Ganerbe von Sodenberg und von Thüngen, auch Pfandbesitzer des Huttener Hofes in Diebach, Mitbesitzer der Rieneckschen Lehen. 1503 schlägt er das Flacher Feld zu seinem Sodenberger Besitz. Lehen hat er auch in Zeitlofs, Mittelsinn, Gräfendorf, Völkersleier, Nüdlingen usw. Im bayerischen Erbfolgekrieg begegnen wir ihm auf Seiten des Herzogs Albrecht als Führer der fränkischen Ritterschaft.
Neidharts Schwester Margarethe von Thüngen war mit Kilian von Berlichingen verheiratet. Die verwandschaftlichen Beziehungen der Thüngen mit den Berlichingen datieren bereits aus dem Jahr 1429, als Wilhelm III. von Thüngen eine Berliching-Tochter heiratete. Ein anderer des Thüngenstammes aus der andreasischen Linie, Philipp II., war mit einer Magdalena von Berlichingen verheiratet. Beide liegen in Wolfsmünster begraben. Der adelige Sproß aus der Ehe Margarethe von Thüngen mit Kilian von Berlichingen war Götz von Berlichingen! Im Winter 1502/03, als Neidhart „Wächter auf dem Kilianstein“ war, hält sich der Neffe Götz bei seinem Oheim auf. Ein richtiger Treibauf, stets zu üblen Streichen aufgelegt, hält er es in der Nähe des ernsten und umsichtigen Oheims nicht lange aus. Aber das kurze Intermezzo hat ausgereicht, um mit der ganzen Nachbarschaft Bekanntschaft zu machen. In seiner Lebensbeschreibung schildert er einige Episoden, die den sonst so furchtlosen Haudegen in arge Bedrängnis gebracht haben:
Der gestrenge Herr Oheim, die schützenden Mauern der Sodenburg - diese Welt war dem jungen Haudegen jedoch zu eng. So suchte er 1503 das Weite. 1504 verlor er im Landshuter Erbfolgekrieg seine rechte Hand. Fortan ist er der „Ritter mit der eisernen Hand“. 1511 begegnen wir ihm wieder in unserem Raum. Auf dem Sodenberg muß jener tollkühne Plan ausgeheckt worden sein, der ein ganz „großer Ding“ werden sollte: Überfall auf zwei Schiffe des Bamberger Bischofs Gerhard bei Gemünden. Und hatte es sich gelohnt? Reiche Beute wurde auf den Reußenberg geschleppt. Teilhaber am Beutezug, ja eigentliche Anstifter dürften seine beiden Onkel Eustachius und Bernhard von Thüngen gewesen sein. Das es sich bei diesem Raubritterstreich nicht bloß um ein beiläufiges „Kavaliersdelikt“ gehandelt hat, darauf weisen die schweren Tatbestände hin: Schaden in Höhe von 10 000 Gulden und außerdem Überfall in einem fremden Territorium (Grafschaft Rieneck).
Das durfte nicht ungesühnt bleiben. Kaiser Maximilian I. (1493 bis 1519) hat den Anführer Eustachius von Thüngen in die Acht erklärt. Götz kam diesmal noch glimpflich davon, doch schon wenige Jahre später hat ihn das gleiche Geschick getroffen. Am 13. April 1514 übertrug das kaiserliche Reichskammergericht dem Würzburger Bischof Lorenz von Bibra (1495—1519) die Vollstreckung der gegen Götz erkannten Acht. Wußte der schlaue Fuchs auch für kurze Zeit der Schlinge zu entkommen, ein paar Jahre Haft blieben ihm in der Folgezeit dennoch nicht erspart.
Gereift, wurde er Amtmann des Herzogs von Württemberg; fortan lebte er als biederer Gutsherr auf seinen Burgen, bis der Bauernaufstand im Frühjahr 1525 losbrach. Ende 1525 wählten ihn die Bauernführer, nicht ganz ohne Druck auszuüben, zum obersten Hauptmann. War Götz von Berlichingcn ein Held? Ein Feldherr?
Das scheint zu hoch gegriffen. Ein tapferer Ritter - das muß ihm die Geschichte bescheinigen. Beim Ansturm auf den Sodenberg in den letzten Maitagen 1525 war Götz nicht dabei. Der Sturm auf die Marienburg und damit verbunden die Einnahme der fränkischen Landeshauptstadt erschienen ihm politisch bedeutungsvoller.
Mit Florian Geyer aus dem Ochsenfurter Gau teilte er sich in die Führung des Belagerungsheeres, das an die 20 000 Bauern zählen mochte.
Während sich Florian Geyer schon Mitte Mai 8, enttäuscht und verbittert, heimlich von seinem Haufen davonschlich, rückte Götz erst in der Nacht des 27. Mai 1525, wirklich in allerletzter Stunde, mit seinem Odenwaldhaufen und 46 Geschützen von Würzburg ab.
Goethe läßt seine Titelfigur bekanntlich in der Gefangenschaft zu Heilbronn sterben. In Wirklichkeit hat Götz noch Jahrzehnte in Freiheit gelebt und hat sogar noch im Dienste Kaiser Karls V. den Feldzug gegen Frankreich mitgemacht. Die richtige Nase hatte er schon immer!

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