Hammelburger Geschichte(n)

43. Georg Hagen, Soldat der dritten Compagnie, aus Forchheim in Oberfranken, Schuß durch den Mund. Noch auf der Tragbahre auf der Treppe des Seelenhauses schnitt ihm der kgl. bayer. Bataillonsarzt. Dr. Weiß, die Kugel aus der Wange, bei dem Brande des dem Seelenhause benachbarten Hauses in das Pfarrhaus verbracht, blutete er daselbst längere Zeit ganz entsetzlich aus der Schußwunde, des anderen Nachmittags nahm ihn das Bürgerspital auf, aus welchem er am 2. Septbr. 1866 von seinem Vater in die Helmath abgeholt wurde, wo er zur Zeit als Pensionist lebt.

44. Georg Reuter, Soldat der dritten Compagnie, Alter 27 Jahre, Dienstzeit 5 Jahre 5 Monate, aus Abendorf, Bezirksamts Ansbach. „Reuter gehört zu den merkwürdigsten Verwundeten. Eine colossale Rippenfell-Entzündung mit großartigen Ausschwitzungen mußte er überstehen. Die Athmung durch die Lunge war so schrecklich anzuhören, daß die Kranken das Zimmer nicht mit ihm theilen wollten und trotzdem ist er genesen.“ Lebt zur Zeit als Pensionist in seiner Heimath.

45. Georg Buchfelder, Gefreiter der vierten Compagnie, aus Thurndorf bei Kirchenthumbach in der Oberpfalz, verwundet durch einen Schuß in die Brust und in den linken Vorderarm, war anfänglich im Distriktsspitale zu Arnstein, und kam hierauf in das Juliusspital nach Würzburg, von wo er als geheilt entlassen wurde. Er wurde seiner Haltung vor dem Feinde wegen belobt und lebt zur Zeit als Pensionist in seiner Heimath.

46. Bartholomäus Hirschbeck, Soldat der dritten Compagnie, aus Ochsenfeld, kgl. Bezirksamtes Eichstätt, zunächst in Arnstein, hierauf im Julinsspitale zu Würzburg, wo ihm der durch eine Schußwunde verletzte Unterschenkel amputirt wurde. Seine Bravour vor dem Feinde erhielt Belobung. Er lebt zur Zeit als Pensionist in seiner Heimath.

47. Johann Nuber, Soldat der dritten Compagnie, Schußwunde in den rechten Arm, zuerst im Spitale zu Arnstein, befindet sich zur Zeit noch im Militärlazareth zu Nürnberg.

48. Paul Ammon, Soldat der dritten Compagnie, verwundet im Unterschenkel, verpflegt zuerst in Arnstein, hierauf in Würzburg, blieb dienstfähig.

49. Georg Krebs, Soldat der dritten Compagnie, Schuß in den Oberarm, blieb dienstfähig.

50. Michael Kareth, Soldat der vierten Compagnie, Schuß in den linken Oberarm, in Nürnberg beabschiedet, lebt als Pensionist in Rengersricht, kgl. Bezirksamts Neumarkt.

51. Michael Reichert, Soldat der vierten Compagnie, Schuß in den rechten Oberschenkel, wurde bis zu seiner vollen Heilung in Carlstadt verpflegt.

52. Thomas Schulthes, Soldat der vierten Compagnie, Streifschuß an der Stirne, verpflegt in Carlstadt, jetzt pensionirt in Kemnath.

53. Heinrich Weigel, Soldat der vierten Compagnie, Schuß in den linken Oberschenkel, in Carlstadt verpflegt, blieb dienstfähig.

54. Chriftoph Wilferth, Soldat der vierten Compagnie, Schuß in den rechten Oberschenkel, lebt in Brunn bei Hof.

Vom 3. Chevauxleger-Regiment (Herzog Maximilian von Bayern).

55. Georg Winkler, Gefreiter, Alter 26 Jahre 5 Monate, Dienstzeit 4 Jahre 5 Monate, aus Rüssenbach, kgl. Bezirksamts Ebermannstadt in Oberfranken. Derselbe wurde nach der Hünfelder Affaire am 5. Juli in Untererthal einquartiert, bei einerPatrouille stürzte sein Pferd, wodurch er einen Bruch des rechten Unterschenkels erlitt. Nach ärztlicher Aussage war er als Reconvalescent zur Hilfeleistung aller Kranken des Seelenhauses sehr bereitwillig. Den 14. Septbr. 1866 wurde er geheilt in seine Heimath entlassen.

Wie der Vorgenannte wurden schon seit dem 23. Juni 1866 einzelne kranke Soldaten im Seelenhause verpflegt, sie waren zurückgelassen von verschiedenen Truppenkörpern, die hier durchzogen, insbesondere war das Seelenhaus in der Nacht vom 9. auf 10. Juli mit maroden Soldaten überfüllt, wohl nur in Folge der anstrengenden Märsche und Strapatzen in heißester Jahreszeit, das hier engagirte erste Bataillon des 6. Infanterie-Regiments war z. B. auch in dem Gefechte bei Roßdorf den 4. Juli in erster Linie in Aktion. Am Morgen des 10. Juli wurde jedoch das Seelenhaus geräumt, um eventuell als Lazareth für Verwundete zu dienen, und die Kranken wurden vom Stadtmagistrate theilweise in hiesige Privathäuser einquartiert, beim Beginne des Treffens blieb jedoch von allen diesen keiner zurück; Ouartiergeber erzählten uns, ihre Einquartierten hätten da sofort ihre Gewehre geladen und seien auf das Schlachtfeld zu ihren kämpfenden Brüdern geeilt.

Von Arnstein wurde uns berichtet, die sämmtlichen Verwundeten hätten sich dort sehr ordentlich betragen. Wir freuen uns, Gleiches von den hier verpflegten verwundeten bayerischen und preußischen Truppen sagen zu können. Auf dieselben paßt Gott Lob nicht, was Abraham a Sancta Clara in seinem „Reimb dich“ vonden Soldaten seiner Zeit sagt, Aussprüche, welche später durch Schiller in „Wallensteins Lager“ noch bekannter geworden sind, wie z. B.: „Das Weib im Evangelio hat den verlorenen Groschen gesucht und gefunden; der Joseph hat seine sauberen Brüder gesucht und gefunden: der aber Zucht und Ehrbarkeit bei theils Soldaten sucht, wird nicht viel finden.“

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