Hammelburger Geschichte(n)

Vom 14. kgl. bayer. Infanterie-Regiment (General Bandt).

38. Johann Vogelsang, Korporal der dritten Compagnie, aus Kitzingen in Unterfranken, Alter 24 Jahre, Dienstzeit 2 Jahre 4 Monate. Dieser brave Unteroffizier hatte zuletzt mit noch einigen Leuten Posto genommen hinter dem rechten Pfeiler am Ausgange des Niederthores, und konnte so einigermaßen geschützt mit Erfolg gegen den Feind operiren. Einige luden ihm stets das Gewehr, während er schoß; endlich gelang es einigen Preußen, von der Seite beizukommen, und als er eben wieder abschoß, zerschmetterte ihm eine feindliche Kugel den linken Oberarm, der einige Tage später im Bürgerspitale dahier amputirt wurde. Am 20. Oktober 1866 geheilt aus dem Spitale entlassen, reiste er nach München, wo er auf Kosten des Münchener Hilfs-Vereins am Bahnhofe einen künstlichen Arm erhielt. Von München brachte er nebstdem einen Typhus mit in seine Heimath, der ihn zwölf Wochen lang auf das Krankenbett warf und dem Tode nahe brachte. Vogelsang erhielt wegen seiner Haltung vor dem Feinde wohlverdiente öffentliche Belobung des kgl. Kriegsministerunms. Lebt zur Zeit in Kitzingen pensionirt.

39. Wilhelm Morstein, Soldat der dritten Compagnie, Alter 23 Jahre 9 Monate, Dienstzeit 2 Jahre 5 Monate, aus Mainbernheim, kgl. Bezirksamts Kitzingen in Unterfranken, erhielt als der letzte Bayer in der Gegend des Zimmerplatzes gegen Seeshof einen Schuß in den linken Unterschenkel, der vier Wochen später amputirt werden mußte. Von ärztlicher Seite wird uns notirt: „Nicht oft dürften technisch so schwer ausführbare und bezüglich der Nachbehandlung so viele Mißhelligkeiten darbietende Amputationsfälle vorkommen. Ungeheuere Schwäche, Aufgelegensein des Kranken und ein hochgradiges Fieber gaben uns Gelegenheit, die Kraft menschlicher Hilfe zu erproben. Hier galt es, alle Sorgfalt eines Arztes in Anwendung zu bringen. Solches ist in jedem Maße geschehen. Aber diese reicht bei solchen Fällen nie aus. Gerne treten wir ein Hauptstück unseres Verdienstes an die ihn pflegenden Ordensfrauen ab, welche mit allem Fleiße, aller bis in das Detail gehenden Aufmerksamkeit den Anordnungen folgten, sie richtig erfaßten und trefflichst ausführten.“- Morstein wurde wie der Vorgenannte am 20. Oktober-1866 aus dem Seelenhause nach München entlaffen, und wurde ihm ebenso auf Kosten des genannten menschenfreundlichen  Vereines in München ein künstlicher Fuß. Er war nicht blos im Lazarethorte gegen alle seine Wohlthäter sehr dankbar, er hat auch jetzt der Wohlthaten noch nicht vergessen, die ihm hier zu Theil geworden. So schrieb er unter dem 31. Dezbr. 1866 seiner Pflegerin: „Das Wohlwollen, womit Sie mich vergangenen Sommer beehrt haben, macht es mir zur angenehmen Pflicht, meinen innigsten Dank dafür auszusprechen, ich danke Ihnen noch recht vielmal für die vielen Strapatzen, die Sie mit mir gehabt haben, ich kann es Ihnen nicht gut machen, da sind meine Kräfte zu schwach, daher erkenne ich mich immerwährend als Schuldner! Möge der Himmel ec.“ Zur Zeit lebt Morstein pensionirt in seiner Heimath.

40. Ernst Hirth, Gefreiter der dritten Compagnie, Alter 30 Jahre 10 Monate, Dienstzeit-10 Jahre, aus Burgbernheim bei Windsheim in Mittelfranken. Der brave Soldat, der seiner Haltung vor dem Feinde halber Lob erhielt, legte gerade wieder an, als ihm eine feindliche Kugel in den rechten Arm fuhr und vier Wunden beibrachte. Aus dem hiesigen Bürgerspitale entlassen. befand er sich nach fast einem Jahre noch im Militärlazarethe zu Nürnberg.

41. Joseph Althammer, Soldat der vierten Compagnie, Alter 26 Jahre 6 Monate, Dienstzeit 4 Jahre 5 Monate, aus Großweingarten bei Pleinfeld in Mittelfranken, Schuß im linken Unterschenkel, wurde am 14. Septbr. 1866 geheilt in seine Heimath entlassen. Wurde wegen seiner Haltung vor dem Feinde belobt.

42. Lorenz Kreuzer, Soldat der vierten Compagnie, Alter 27 Jahre 3 Monate, Dienstzeit 4 Jahre 2 Monate, aus Unternesselberg, kgl. Bezirksamts Neustadt an der Aisch in Mittelfranken, Schuß in der Lendengegend, Kreuzer wurde vor dem Zimmerplatze gegen Seeshof verwundet, vier Bayern trugen ihn aus der Gefechtslinie auf zwei Gewehren um die ganze Stadt am Gottesacker vorüber, vor der Saalbrücke legten sie ihn unter einem Pappelbaume nieder, sie konnten ihn nicht weiter bringen, indem sonst die Gesunden mit dem Kranken den Preußen in die Hände gefallen wären. Von diesen wurde er hierauf in die Stadt verbracht. Schon geraume Zeit nach Beendigung des Treffens und dem Einzuge der Preußen in Hammelburg lagerte ein Theil derselben auf dem Rasen an der Pfarrkirche, in der Kirchgasse waren zwei lange Reihen aufgestellt, der Marktplatz war wie mit Soldaten übersäet, die Reihen setzten sich fort gegen das Spital und die Niedergasse, bis zum Niederthore hinaus. Da schien es fast unmöglich, über den Marktplatz in der Richtung gegen das Spital zu gelangen, wir gingen deßhalb durch die s. g. Grede, gegenüber dem Rathhause; am Ausgange derselben, vor dem Niederthore waren ebenso dichte Reihen, aus welchen der Ruf erscholl: „Herr Pastor, Herr Pastor! in diesem Hause ist ein kranker Bayer, treten Sie ein!“ Es war das vormals Freiherrlich v. Heß'sche Haus, das jetzige Gasthaus von Jakob Kraft, es wimmelte von Preußen, im vorderen Zimmer insbesondere waren sie wie eingekeilt, im zweiten Zimmer hatten sie den Kranken halb entkleidet und untersuchten seine Wunde. Es war der Soldat „Kreuzer“, den wir hierauf in das Seelenhaus verbringen ließen. „Solche Gäste“- dachten wir – „und so viele zu gleicher Zeit hat dieses Haus in seinen Mauern wohl auch noch nicht gesehen.“ Kreuzer erhielt Lob wegen seiner Haltung vor dem Feinde und wurde nach seiner Entlasung am 9. Oktbr. 1866 in das Invalidenhaus Fürstenfeldbruck in Oberbayern aufgenommen.

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