Hammelburger Geschichte(n)

Das Gefecht am 10. Juli 1866

Der eigentliche Gefechtsplatz ist das Terrain zwischen Saale und Thulba vor der Mündung letzterer in die Saale. Beide Thäler laufen eine Zeit lang fast parallel mit einander (von Nordost nach Südwest), bis die Saale sich westwärts wendend bei Hammelburg einen Winkel (Saaleck) macht und die Thulba aufnimmt. Das Terrain zwischen beiden Thälern ist sehr coupirt durch vielverzweigte Höhenzüge, welche theilweise, insbesondere gegen die Saale zu, sehr steile Abdachung haben. Die einzige Straße über sie ist die große Chaussee von Brückenau her, die bei der s. g. Keßmühle nahe an Untererthal die Thulba überschreitet, dann an dem letzten Auslauf der s. g. Schnaid hinanfsteigt, um gegen Hammelburg zu allmälig sanfter sich hinabzusenken. Links ist dieselbe von verschiedenen Hügeln, der Schnaid, dem Buch- und Heroldsberg beherrscht, während das Gelände rechts rasch gegen die Thulba zu abfällt und sich in dem letzten Auslauf der Schnaid und mehr Hammelburg zu im sogen. Seeberge nur wenig über das Niveau der Straße erhebt. Die Ausläufe der Höhenzüge rechts der Thulba sind meist gut bewaldet, sie treten immer weiter von der Thulba zurück, je mehr sich diese der Saale nähert, und entsteht unterhalb Hammelburg ein breites Wiesenthal (bis Untereschenbach und Diebach), das jedoch in der Nähe des Sodenberges wieder sehr verengt, fast geschlossen wird. Die ebenfalls meist zusammnenhängenden Berge links der Saale treten sehr nahe an diese hervor und ist es besonders der Saalecksberg mit seinem malerischen Schlosse und dem an seinem Fuße gelegenen Kloster Altstadt, der der Einmündung der Thulba in die Saale unmittelbar gegenüber liegt und von welchem aus gezogene Kanonen einen Theil der Chaussee zu bestreichen im Stande sind.

„Heiter geht uns hier die Sonne des 10. Juli 1866 auf und verspricht einen schönen, wenn auch heißen Tag; blühende Wiesenauen ergötzen mein entzücktes Auge, befruchtend schlängelt sich durch dieselben das Silberband der fränkischen Saale, an den sanftaufsteigenden Anhöhen lachen fruchtbeladene Felder dem Wanderer entgegen. Die sich erhebenden Berge sind häufig mit edlen Rebzweigen bepflanzt, da und dort ein freundlich hingestreutes Dorf, zwischen zwei Bergen eine liebliche Kapelle, da ein Calvarienberg und über demselben ein uraltes Schloß, im Hintergrunde begrenzen mächtige waldgekrönte-Berge den Horizont, gleichsam die zum Himmel ragenden festen Säulen in diesem herrlichen Tempel der Natur.“ So hätte der Wanderer in sein Tagebuch einschreiben mögen in friedlichen Tagen. - Doch Wanderer und Reisende, wie vor dem Frieden, waren seit Wochen bei uns nimmer zu sehen, gerade heute bange Erwartung der Bewohner, ob nicht ein Gefecht in allernächster Nähe. Weniger Furcht vor dem Feinde scheinen jedoch manch' bayer. Militär-Abtheilungen gehabt zu haben. - Eine halbe Stunde von hier entfernt, links des Weges von der Keßmühle, Hammelburg zu, an der s. g. Schnaid lag das erste Jägerbataillon und war die dortige Brücke über die Thulba durch 15 an demselben Platze gefällte Pappelbäume verrammelt Die Soldaten, von den Strapatzen ermüdet, pflegten der Ruhe, wenige waren munter. Und doch waren die Preußen schon früh von Neuwirthshaus aufgebrochen und ihnen gegenüber auf der Chaussee vorgerückt, so weit der Wald dieselbe deckte; ihre Infanterie besetzte rechts und links den Wald, die preußischen Geschütze fuhren am s. g. Rothensteine, einem vorspringenden Berge, rechts der Straße auf; 10 1/4 Uhr fuhr von da die erste Granate in die nichts ahnenden bayer. Jäger. Man denke sich deren Schrecken und Verwirrung. Hatte ihnen doch keine Patrouille auch nur etwas Verdächtiges gemeldet; im Halbkreis sehen sie nun plötzlich einen überlegenen Feind aus dem Walde hervorbrechen, seine Verderben sprühenden Feuerschlünde haben im Nu mehrere Kameraden kampfunfähig gemacht. Von einem gemeinsamen Vorgehen derselben konnte keine Rede mehr sein, sie zerstreuten sich theils auf den Buchberg, theils auf Hammelburg, schlossen sich theilweise später anderen Infanterie-Abtheilungen an, circa 2 Compagnieen nahmen Stellung am Siechenhause vor Hammelburg.

Nicht viel besser als den Jägern erging es einer Abtheilung Uhlanen, die ebenfalls im Thulbathal mehr gegen Diebach zu lagen. Sie waren ebenso wenig auf die Nähe des Feindes vorbereitet. Ihr Glück war, daß die Preußen, weil sie die Walddesileen passirt hatten, ohne auf Vorposten gestoßen zu sein, zweifelten, ob diese Truppen-Abtheilung nicht selbst preußische Truppen seien, die etwa aus der Gegend von Kissingen herangezogen. Es wurden deßhalb statt Kanonenschüsse zunächst Husaren, zu recognosciren, gegen sie abgesandt. Die Uhlanen bemerkten die Gefahr und sprengten davon, einige Granaten tödteten sofort einen Mann und verwundeten einige sehr schwer.

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