Hammelburger Geschichte(n)

Privat - Wohlthätigkeit

Ohne diese wäre die anfängliche Noth unerträglich gewesen, das Elend unermeßlich; doch größer als das Elend war in der That die Liebe und Menschenfreundlichkeit, die uns zu Hilfe kam. Der Nothschrei aus Hammelburg, dem mit Kissingen zuerst und zumeist heimgesuchten Orte Unterfrankens, drang in alle Gaue unseres Bayernlandes und darüber hinaus, ja selbst über den Ocean, und christliche Mildthätigkeit öffnete Herz und Hand, und suchte die tiefklaffenden Wunden zu heilen. Der königl. Notar Philipp Joseph Döll dahier gab in warmer Theilnahme für das Unglück unserer Stadt sofort öffentlichen Bericht über die hiesigen großen Nothstände. Auf seine Veranlassung überzeugte sich Gabriel Wörlein aus München, Mitglied des dortigen Hilfs-Comite's am Bahnhofe persönlich vom Stande der Dinge dahier, und hatte dieser hierauf eine Audienz bei Ihrer Majestät unserer allverehrten Königin-Mutter, welche sich nach allen Verhältnissen, insbesondere auch in Hammelburg auf das Angelegentlichste erkundigte und thätigste Theilnahme schenkte. „Die Liebe ist erfinderisch.“ Nicht blos reiche Geldspenden, auch allerlei Viktualien, Kleider und Leinwand, Cigarren ec. wanderten baldigst nach Hammelburg, wo die Hilfsbedürftigen in solcher Theilnahme reichen Trost fanden, und Gott und ihren Wohlthätern innigst zu danken, allen Grund hatten.

Die Listen des Hilfs-Comite's Hammelburg rühmen den Unterstützungs-Verein Schweinfurt, den Hilfs-Verein am Bahnhofe in München, die Redaktion der „Augsburger Postzeitung“, der „Neuesten Nachrichten" in München, den Verein für momentane Truppen-Verpflegung in Bamberg, dem Hilfs-Verein für verwundete Krieger allda, den Stadt-Magistrat Lindau, Wemding, Günzburg, das Hilfscomité Traunstein-Trostberg,Fürstenfeldbruck, den Frauen-Verein Münchberg, die Gemeinde Altenkundstadt, Baron Joel v. Hirsch in Würzburg, Heinrich Röhner und Stöcker in Zürich und noch einzelne Private mit geringeren Beiträgen. Insbesondere war es aber das Haupthilfs-Comité in Würzburg welches von den an dasselbe gelangten Gaben nach dem uns vorliegenden Rechenschaftsberichte 16.000 fl. an Geld, 838 Säcke Korn, 20 Säcke Mehl, 2 Faß Salzfleisch ec. hierher übermachte.

So reichliche Spenden, die nach Verhältniß der Noth an alle kriegsbedrängten Orte Frankens gelangten, waren nur dadurch ermöglicht, daß eben ein allgemeiner Wetteifer im Wohlthun erwacht war. Niederbayern und Oberbayern, insbesondere auch die Rheinpfalz haben im Wohlthun sich fast erschöpft; in München war es die Redaktion des „Volksboten“, welche die Summe von nahe 12.000 Gulden, nebst Getreide, Kleidern u. s. f. zusammenbrachte und nach Verhältniß der Noth durch das Haupt-Comité Würzburg zur Vertheilung gelangen ließ. Die hierher übermachten Gaben dienten zur Linderung der Noth in der Stadt Hammelburg und in allen Bezirksgemeinden, theilweise auch für die verwundeten Soldaten und als Reisegeld für die Wiederhergestellten. Manche Unterstützung sollte blos armen hiesigen Bewohnern zu Theil werden. So wurde der Verfasser von dem katholischen Pfarramte Altenkundstadt mit dem Auftrage beehrt, 100 Gulden nach Bedürfniß der Noth und Würdigkeit zu vertheilen, auch anderwärts her wurden ihm kleinere Gaben übermacht. Noch Ende Dezember erhielten wir 50 Gulden, welche auf einen in Amerika erlassenen Aufruf von den Leser des kathol. Wahrheitsfreundes in Cincinnati gesammelt und uns durch Vermittlung der Gebrüder Benziger in Einsiedeln von Bernard Wörner, kgl. Güterverwalter in Bamberg, übermacht wurden. Wie erfreulich, daß selbst die wackeren katholischen Deutschen unter dem Sternenbanner in Cincinnati, der Königin des Westens, an den Ufern des mächtigen Ohio's, ihrer unglücklichen Brüder im unglücklichen deutschen Vaterlande in Liebe gedacht haben. - Recht interessant war eine Gabe von 50 Gulden aus der Gemeinde Babenhausen in Schwaben, der drei Schwestern entstammten die in den hiesigen Lazarethen die Kranken pflegten, „sie möchten ihre bei den vielfachen Strapatzen durch die Pflege der Verwundeten zu Schaden gekommenen Kleider erneuern oder wieder ergänzen.“

Allen edlen Gebern das herzlichste „Vergelt’s Gott“ von den beglückten Unglücklichen, und insbesondere auch von dem Verfasser seiner ganzen Pfarr-Gemeinde“

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