Verzeichniß der auf dem hiesigen Gefechtsplatze gefallenen und ihren Wunden erlegenen Bayern
Vom kgl. bayer. II. Artillerie-Regiment (vacant Lüder).
1. Ludwig Tauscheck, Oberlieutenant. Derselbe war geboren den 2. Sept. 1838 zu Passau, Sohn des Wolfgang Tauscheck, jetzt kgl. Professors und Studienrektors am Gymnasium zu Straubing, und seiner Gemahlin Johanna Praxmarer, kgl. ObergeometersTochter von München. Er absolvirte 1858 das Gymnasium zu Straubing mit Note I., trat als Freiwilliger am 1. Septbr. 1858 bei dem l. Artillerie-Regiment in München ein, bestand das Examen in der Kriegsschule mit Auszeichnung, wurde im Mai 1859 Junker im 11. Artillerie-Regiment zu Würzburg, im Juni daselbst Lieutenant und am 5. Juli 1866 zum Oberlieutenant befördert. - Bei der IV. gezogenen Batterie „Lottersberg“ machte er das Treffen bei Kaltennordheim, wo eine zwischen ihm und seinem Hauptmann eingeschlagene Granate nicht zerplatzte, glücklich mit. Leider war er als Zugführer zweier Geschütze auf hiesigem Gefechtsplatze nicht so glücklich, ein Granatsplitter drang in die linke Seite der Brust. Er sank nieder unter dem Ausrufe: „Heilige Mutter Gottes steh' mir bei!“ Hierauf in das Seelenhaus nach Hammelburg verbracht, tröstete den braven Offizier da noch die Versicherung, daß seine Geschütze in Sicherheit seien. Hatte er als Offizier die ihm unterstellten Soldaten stets durch Wort und Beispiel zur Tapferkeit ermahnt, hatte er insbesondere, wie ein Zeuge uns mittheilte, mit aller Energie vor seinen Leuten das Gerücht, als ob Verrath im bayerischen Heere walte, als schändliche Verläumdung gebrandmarkt, so verließ ihn auch im Seelenhause die Sorge um die bayerische Soldatenehre nicht sowie die Liebe zu den Soldaten; ein eigenes Zimmerchen, das man ihm offerirte, schlug er aus; unter Soldaten gefallen, wollte er auch unter ihnen leiden und sterben. - Bei unseren täglichen öfteren Besuchen zeigte er sich stets geduldig und zufrieden, er betete mit uns unter dem Zeichen des hl. Kreuzes. Der Mittwoch und Donnerstag gewährte uns und ihm selbst einige Hoffnung der Besserung, leider war es eine trügerische Hoffnung. Am Freitag wurde er schwächer, am Samstag sprach er insbesondere von seinen Angehörigen. „Meinen Sie, daß ich meine Eltern nochmals sehen werde?“ fragte er die ihn pflegende Schwester. Auf die Antwort: „Sie werden sie gewiß wieder sehen!“ machte er eine Handbewegung nach aufwärts und sprach: „Sie meinen dort oben?“ Er lag hierauf eine Stunde lautlos, holte einigemal tief Athem und verschied Samstag den 14. Juli, Vormittags 10 Uhr. Wie er auf dem Felde der Ehre gefallen, so ist er als gläubiger Christ gestorben. Sonntag den 15. Juli nach dem Früh-Gottesdienste, ½ 11 Uhr, wurde er auf hiesigem Gottesacker unter zahlreicher Theilnahme der hiesigen Bewohner feierlich beerdigt. Er war der einzige Offizier, der von der kgl. bayer. Artillerie in den Gefechten des Jahres 1866 gefallen. Das Offizier-Corps des II. Artillerie-Regiments zu Würzburg widmete seinem braven, tapferen Kameraden ein passendes Grabdenkmal auf dem Gottesacker. - Hauptmann Frhr. Carl v. Lottersberg besuchte sein Grab am 26. Juni 1867 und sorgte für Verzierung desselben. - Ein anderes wahrhaft religiöses, echt kirchliches Denkmal haben dem Verlebten sein Vater Wolfgang Tauscheck, sein Onkel väterlicher Seite, Dr. Andreas Tauscheck, praktischer Arzt zu Passau, und sein Onkel mütterlicher Seite, Joseph Praxmarer, k. Bezirksgerichts-Direktor zu Kempten, errichtet, indem sie gemeinsam urkundlich feierlichsten Seelen-Gottesdienst für den Verlebten alljährlich am 10. Juli in der Pfarrkirche zu Hammelburg stifteten, überdies auch für die Zukunft der Armen Hammelburg's durch eine Stiftung gedachten. - Im Unterhaltungsblatt zum Straubinger Tagblatt Nro. 32, Montag den 6. August 1866, hat ein Freund des Verstorbenen ein Lorbeerreis auf das Heldengrab des Hrn. Ludwig Tauscheck, kgl. bayer. Artillerie-Oberlieuteuants, niedergelegt, welches beginnt mit den Worten: „Hat denn Keiner eine Leier, Keiner mehr ein Ehrenlied, Keiner für den jungen Helden, Den das Grab jüngst von uns schied ?“, und schließt: „Und im goldnen Buch des Ruhmes Wird dein Name ewig steh'n, Ja fürwahr ein edles Leben Muß auch edel untergeh'n!“