Hammelburger Geschichte(n)

12. Felix Zeidler, Soldat, Alter 25 Jahre 6 Monate, Dienstzeit 1 Jahr 1 Monat, aus Fuchsmühl, Pfarrei Wiesau, kgl. Bezirksamts Tirscheureuth in der Oberpfalz, Schußfractur des linken Oberschenkels. Er war der letzte Bayer im Seelenhause, und wurde am 16. Novbr. 1866 in das Bürgerspital verbracht, wo er sich bis 23. April 1867 in sorgsamster Pflege und ärztlicher Behandlung befunden. Bei Evakuirung des Bürgerspitals nahm ihn das Militär-Spital in Würzburg auf. Felix hätte Bruder „Schmerzenreich“ genannt werden können, doch zu seiner Ehre sei es gesagt, daß er seine schwere Verwundung mit christlicher Geduld ertragen. Mitten im Winter, zur härtesten Jahreszeit, kam seine Mutter, eine ältliche Frau hierher, um ihren kranken Sohn zu besuchen, für diesen selbst ganz unverhofft; der Weg von 60 Stunden war für die Frau, die bis dahin noch niemals über das Weichbild ihres Pfarrortes hinausgekommen, diesmal nicht zu weit. Möge der sehnlichste Wunsch ihres tiefbekümmerten Herzens, ihren Sohn wieder gesund in der Heimath begrüßen zu können, noch in Erfüllung gehen, mögen die Schmerzensthränen beim Abschiede für Mutter und Sohn sich in Freudenthränen beim Wiedersehen verwandeln!

13. Johann Hager, Soldat, Alter 26 Jahre, Dienstzeit 4 Jahre 6 Monate, geboren zu Reuth bei Forchheim in Oberfranken, hatte eine sehr große Granatsplitterwunde am linken Oberschenkel, wurde am 1. Septbr. 1866 geheilt in seine Heimath entlassen. Johann Hager, der erstgenannte Secondjäger Johann Zeiß, der vorgenannte Felix Zeidler und der an seinen Wunden im Seelenhause verstorbene Jäger Michael Dürrbeck wurden die Opfer einer und derselben feindlichen explodirenden Granate. Eine schreckliche Enttäuschung für diese Armen, die den Feind noch in weiter Ferne wähnten! Johann Hager ist verzeichnet in der amtlichen Liste derjenigen, die wegen ihres Verhaltens vor dem Feinde belobt wurden.

14. Lorenz Daut, Soldat, aus Oberailsfeld bei Pottenstein in Oberfranken, Alter 22 Jahre 9 Monate, Dienstzeit 1 Jahr 5 Monate, Schuß in den linken Ellenbogen und in die Seite, am 14. Septbr. 1866 geheilt in die Heimath entlassen. - Der fromme Lorenz Daut schien nach seinem Verhalten während seines zweimonatlichen Hierseins nicht fähig, auch nur ein Kind zu beleidigen.

15. Georg Schmitt, Jäger, wurde in Arnstein u.s. w. verpflegt und behandelt.

Vom 6. kgl. bayer. Infant.Regim. (König Wilhelm von Preußen).

16. Oberlieutenant Michael Röttinger, Alter 31, Dienstzeit als Offizier 9 Jahre, geboren zu Trieb, k. Bezirksamts Lichtenfels in Oberfranken, erhielt als Zugführer einer Plänklerkette Schußfraktur des linken Unterschenkels. Wir fanden denselben auf dem Schlachtfelde mitten unter Preußen, welche ihn zunächst in das provisorische Lazareth im Pfarrhaufe trugen. Des andern Tages bei Concentrirung der Verwundeten in den Lazarethen wurde er in das Bürgerspital verbracht. In der dritten Woche eilte seine Gemahlin aus dem Garnisonsorte Sulzbach in der Oberpfalz herbei, die ihm in rühmlichster Sorgfalt helfend und tröstend zur Seite stand. Wir wünschen dem wackeren Manne vollständige Wiederherstellung, um seinem obersten königlichen Kriegsherrn und dem Vaterlande „in Treue fest“ noch viele Jahre dienen zu können. Den 24. Februar reiste er in seinen vorigen Garnisonsort Sulzbach ab. - Dr. Mayer notirte uns über diesen Kranken: „Nicht leicht wird man eine ausgedehntere Zersplitterung sehen. Dieselbe war so hochgradig, daß von mehreren Aerzten die Abnahme des Beines für angezeigt gehalten wurde. Es gelang unserem Widerstreben und der ausgezeichneten Pflege, die dem wackern und tapfern Krieger von allen Seiten entgegengebracht wurde, das Bein zu erhalten. Man wird sich leichter eine Vorstellung dieser Verwundung machen können, wenn man erfährt, daß die Kugel Theile von sich im Unterschenkel zurückließ, und daß von mir außer diesem Kugelfragment noch 42 Knochensplitter entfernt wurden. Manche derselben hatten eine Größe von 2-3 Zoll, einer war 4 Zoll lang und zwei Zoll breit.“

17. Lieutenant Sebastian Steiner, Alter 24, Dienstzeit als Offizier 3 Jahre 10 Monate, geboren zu Mermoosen bei Mühldorf am Inn in Oberbayern. Erhielt einen Weichtheilschuß in den rechten Fuß als Zugführer einer Plänklerkette. Sein Bedienter brachte ihn vom Gefechtsplatze in das Bürgerspital, der zweite Kranke, der am 10. Juli dort Aufnahme gefunden. Während seines zwölftägigen Aufenthaltes im Bürgerspitale avancirte er zum Oberlieutenant. Hierauf bezog er eine Privatwohnung und verließ am 3. Septbr. 1866 Hammelburg als geheilt. Sebastian Steiner erhielt wegen seiner Haltung vor dem Feinde eine offizielle Belobung.

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