Die Burg verfällt
Mit der Besitzveränderung im Jahre 1660 war eigentlich das Schicksal der Burg auf dem Sodenberg besiegelt. Die Universität als neuer Besitzer hatte zunächst andere Sorgen, als dort oben nach dem Rechten zu sehen. Seit der Pfandeinweisung der Julius-Universität blieb die Burg unbesetzt. Das stolze Schloß, das 1525 den Anstürmen der Bauern getrotzt hatte, stürzte am 25. April 1870 ein und wurde völlig unbewohnbar. Stehengeblieben waren die Vierung und der kleine Turm, den Neidhard anbauen ließ. Am 3. Mai des gleichen Jahres fielen auch sie in sich zusammen. Der Bericht des universitätischen Amtmannes Georg Dichtei am 3. Mai 1670 stimmt traurig: „... von dem alten Schloß ist wenig übrig ... nur das Cruzifix, von Phillipp von Thüngen 1515 errichtet, steht noch.“
Auf dem arg heruntergekommenen Schloß wohnten zu diesem Zeitpunkt ganze zwei Personen, ein Pächter des Ökonomiegutes und ein Jäger, „beide pfarrten nach Ochsenthal, das katholisch war“ . Auf dem mit Schulden belasteten und völlig abgewirtschafteten Gut Sodenberg war wirtlich nicht mehr viel zu holen. Nach einer Rechnung vom 14. März 1661 verblieben der Würzburger Universität an Reingewinn 24 fl. 1 Pfd und 17 Heller an Geld, dazu 6 Eimer und 16 Maß an Most. Das Geld wurde dem Vogt zum Feldbau überlassen. Im Jahre 1669/70 trugen die Hoffelder noch 2 Malter Weizen; das Jahr darauf hörte schon aller Ertrag auf, „weil kein Frohngeschirr vorhanden ...“ Erst zehn Jahre später ging man wieder daran, die öden Felder auf dem Sodenberg zu bestellen; immerhin brachte die erste Ernte 7 Malter und 5 3/4 Metzen Weizen .
1694 machte sich dann der Vogt zu Wolfsmünster, Johann Christoph Horn, daran, die Güter intensiv zu bewirtschaften. Schließlich sollte das für teueres Geld erworbene Gut auch etwas abwerfen. Das Schloß selber blieb in der Folgezeit in seinem ruinösen Zustand unbewohnt und wurde vollends dem Verfall überlassen.
Das Ende der Raubritterburg läßt uns Denzinger in seinem Bericht aus dem Jahre 1846 miterleben:
„... die Ruine des alten Schlosses Sodenberg, bestehend aus einem Teil des Grabens, einigen Trümmern von Mauern und einem Thurme, dermalen mit einem Telegraphen für die Landesvermessung, welche alle auf Basaltfelsen gegründet sind, und zu welchen nur die unsinnige Habgierde verblendeter Schatzgräber einzudringen sucht. Bei dem Anblicke des noch übriggebliebenen Mauerwerks weiß man nicht recht, ob die nicht zu verkennende Festigkeit des ehemaligen Gebäudes aus Basalten aufgerichtet, oder den kräftigen Fleiß, mit dem eben dieses Gebäude zerstört worden zu sein scheint, von welchen nicht so viel übriggeblieben ist, als notwendig wäre, um sich einen Begriff von dem wahren Umfang der Gestalt desselben zu machen.
An der nördlichen Seite der Ruine ist ein mehrere hundert Fuß breiter Sturz von Basaltfelsen, welche von der höchsten Höhe des Berges bis an seinen Fuß in steile Abhange hinabreicht und aus Tausenden von mächtigen, übereinander liegenden Trümmern besteht, über welche man nur mit Lebensgefahr würde hinschreiten können, indem bei dem leicht möglichen Weichen des Basaltstückes hundert andere nachrollen könnten. Es ist kaum möglich, über diesen abhängenden grauen Basaltsturz in die Tiefe hinabzuschauen, ohne vom Schwindel ergriffen zu werden.
An der östlichen Seite der Ruine ist ein ebenso steiler Abhang gegenwärtig mit Wald bedeckt. Schwer, jawohl unmöglich mochte es gewesen sein, von dieser Seite sich dem Ritterschlosse zu nähern, indem man bei der Steilheit des Abhanges auch jetzt noch, an den Bäumen sich haltend, nur mit vieler Mühe aufwärts Vordringen kann.
Wie auf den übrigen minder steilen Seiten der Kuppe die Ritterburg geschützt war, ist wohl nicht zu ermitteln, indem die ganze Fläche mit Bäumen bedeckt ist...
Östlich von der Ruine auf dem Sodenberge nicht ganz eine Viertelstunde entfernt liegen die Ökonomie-Gebäude des Hufgutes Sodenberg. Ob diese Gebäude ehemals mit dem Ritterschlosse in einiger Verbindung gestanden, möchte sich nicht leicht entscheiden lassen. Das Hofhaus auf dem Sodenberg enthält auf dem linken Flügel eine Pächters-Wohnung, auf dem rechten eine nicht ausgebaute Wohnung für einen Amtmann, in der Mitte geräumige Stallungen. Diesem Gebäude gegenüber steht ein Jägerhaus, eine Scheuer für den Jäger, ein Backhaus, eine geräumige Scheuer für den Pächter, unter welcher eine Schafstallung angebracht ist. Aus diesem Röhrenbrunnen sprudelt kristallklares Wasser hervor, dessen Quantität leicht durch die Menge anderer Quellen vermehrt werden kann, was auf dem Sodenberge um so wichtiger ist, weil er unter allen Ortschaften, die auf der vom Sodenberge mittägigen Seite ausgedehnten Hochebene liegen, nebst dem im Schoße des Sodenberges selbst gelegenen Weikersgruben der einzige Punkt ist, wo sich Quellen vorfinden ...“ 1895 stürzte der Bergfried der Ruine Sodenberg ein. Den letzten Rest besorgten dann Dynamit und Preßlufthämmer, als eine erwerbsgierige Zeit daran ging, aus Steinen und Dreck Geld zu machen. Über ein halbes Jahrhundert pochte der Hammer im Gestein, hingen Männer angeseilt über gähnende Tiefen, um das „schwarze Gold“ zu brechen. Für die Gemeinde Morlesau bedeuteten die harten Basaltsteine eine lukrative Einnahme. Wie ein waidwundes Tier liegt nun der Berg da; selbst die Eingeweide hat man ihm herausgewühlt. Die Drahtseilbahn, die den Basalt zu Tale förderte, ist längst abgebaut, die Brechmaschinen dröhnen andernorts auf einem Basalthügel in der Rhön. Auf dem Berg ist Ruhe eingekehrt. Nur noch „das Kreuz“ erinnert an die stolzen Ritter, die hier mächtigen Fürsten trotzten.