Hammelburger Geschichte(n)

Verzeichniß der hier als verwundet und krank verpflegten preußischen Soldaten

Von der Division v. Beyer.

1. Generalmajor Hans v. Schachtmeyer, Alter 50 Jahre, Dienstzeit 33 Jahre, unverheirathet, geboren zu Berlin, Schuß durch die rechte Hand, wurde von seinem Bedienten und einem Lazarethgehilfen im Hotel „Zur Post“ dahier verpflegt, reiste am 6. Oktbr. 1866 nach Frankfurt als geheilt ab. War im Umgange ein freundlicher Mann, auf seinen Spaziergängen unterhielt er sich selbst mit Kindern und Jedem, der ihm begegnete. Gar manche Anekdoten, wahr und erfunden, circulirten, aus welchen sich entnehmen ließ, wie leger er im Umgange gewesen. Vom sog. preußischen Junkerstolze hatte er nichts an sich. Hiesige Arme rühmen seine Wohlthätigkeit. Als General war er bei den Soldaten beliebt, „es ist mir jeder wie mein Bruder, aber die Disciplin muß unerbittlich strenge aufrecht erhalten werden!“ „jene Landwehrmänner, die in Frankfurt wegen der ihnen nicht genug beschleunigten Heimreise schwierig geworden, müssen darum strenge Disciplinarstrafe erfahren.“ Die Tapferkeit der bayerischen Soldaten erkannte er an: „Oben auf dem Berge vor Hammelburg stand Einer, entfernt von seinem Zuge, der hat doch jedesmal den zweiten Mann hinweggeräumt,“ Verrath habe nicht im Mindesten gespielt, wohl aber habe das Alter und auch die Unfähigkeit mancher Anführer Schuld an dem Mißerfolge. „Als wir aus dem Walde bei Untererthal kamen, hielten wir die nahen bayerischen Truppen für Preußen, da wir im Walde auf keine bayerischen Vorposten gestoßen waren, und zögerten darum einige Zeit, bis wir den ersten Schuß thaten.“ „Die Saalübergänge hätten jenseits der Saale vertheidigt werden sollen.“ Es mißfiel besonders, daß er aus dem Grunde, weil in Bayern bisher nicht das System der allgemeinen Wehrpflicht, äußerte, die Soldaten seien Proletarier. Nach preußischem Berichte wurden ihm auf hiesigem Schlachtfelde zwei Pferde hinweggerafft.

Vom dritten brandenburgischen Infanterie-Regiment Nro. 20.

2. Fritz Hübner II., Hauptmann Alter 33 Jahre, Dienstzeit 16 Jahre, aus Stadt und Kreis Brandenburg, Regierungs-Bezirk Potsdam, Schuß in den rechten Oberschenkel, wurde 8 Tage im Bürgerspitale verpflegt, bezog hierauf nach Ankunft seiner Gemahlin aus Luxemburg, seinem Garnisonsorte, das Hotel „Zur Post“, und begab sich am 11. August 1866 nach Frankfurt a/M. Zum Abschiedsgruße sagte er Jemanden: „Jetzt werden Sie preußisch.“ „Das Herz bleibt doch bayerisch,“ entgegnete man ihm. In solchen Prophezeiungen haben sich manche gefallen. „Herr Collega! wir sind hungrig und durstig, und bitten um Speise und Trank.“ „Wie kommen Sie zu solcher Anrede, ich bin Pfarrer und Sie Soldat!“ sprachen wir auf der Straße zu dem Wortführer für noch vier Soldaten. „Ich bin Studirender und hoffe, nach glücklicher Vollendung des Feldzuges endlich auch noch Pastor zu werden. Ich bitte um Entschuldigung wegen meiner derben Kriegersprache.“ Nachdem sie Hunger und Durst gestillt hatten, konnte es der künftige Pastor, ein junger Trierer, nicht unterlassen, zu prophezeien, daß wir preußisch würden, sobald sie ihre militärische Promenade nach Würzburg, München und Wien vollendet hätten.

3. Adolph Runge, Hautboist, Alter 22 Jahre 10 Monate, Dienstzeit 1 Jahr 9 Monate, aus Berlin, Brustkatarrh, 1. August 1866 nach Brückenau.

4. Ernst Neuendorf, Musketier, Krankheit wie der vorige, Alter 27 Jahre 3 Monate, Dienstzeit 6 Jahre 9 Monate, aus Neumark Kreis Jüterbock-Luckenwalde, Regierungs-Bezirk Potsdam, entlassen wie der Vorige.

5. Wilhelm Langer, Musketier aus Berlin, Contusion am Rücken, beim Brande verunglückt, Alter 23 Jahre, Dienstzeit 1 Jahr 10 Monate, 1. August 1866 nach Brückenau entlassen. Bei dieser friedlichen Beschäftigung des Löschens sind noch einzelne Preußen verunglückt.

6. Gottlieb Schulz, Gefreiter, Heimath wie bei Nr. 14, Alter 24 Jahre 10 Monate, Dienstzeit 4 Jahre 9 Monate, Schuß durch die rechte Hand, Abgang 1. August 1866 nach Brückenau.

7. Friedrich Miles, Gefreiter aus Luckenwalde Regier.-Bez. Potsdam, Alter 24 Jahre 10 Monate, Dienstzeit 2 Jahre 9 Monate, Schuß durch die rechte Schulter, Abgang wie der Vorige.

8. Carl Sigismund, Musketier, Alter 24 Jahre, Dienstzeit 4 Jahre 9 Monate, aus Stadt und Kreis Rawitsch, RegierungsBezirk Posen, Schuß durch den linken Unterschenkel, am 16. August 1866 nach Brückenau entlassen. Derselbe hat eines schönen Morgens gerade noch zur rechten Zeit einen glücklichen Fund gemacht. Es sollte am Vormittage die erste Sonde angewandt werden, um nach der Kugel in der Wunde zu forschen. Der Verwundete fand sie einige Stunden vorher im Tuche seines Beinkleides sitzen.

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