Krankenwart und Verpflegung
Was in dieser Hinsicht geschehen, verdiente mit goldenen Buchstaben in unserer Chronik verzeichnet zu werden. Es waren Klosterfrauen 0. St. Fr., aus dem Mutterhause St. Maria Stern zu Augsburg, die bisher im Bürgerspitale und dem Seeelenhause, in den drei Mädchenschulen und der Kinder-Bewahranstalt ruhig wirkten, nun aber wie von Gott gesandt unter den Verwundeten Wochen und Monate lang in Uebung der heiligen Charitas wandelten. Siebenzehn an der Zahl haben sie sich auf die drei Lazarethe vertheilt. Das bereits näher erwähnte Seelenhaus wurde zuerst als Lazareth bestimmt und als solches besetzt; das herrliche, seit dem großen Brande 1854 neuerbaute Bürgerspital in der Niedergasse nahm während des Gefechtstages wenige Kranke auf, vor Mitternacht kamen jedoch gegen zwanzig derselben an und mußten die Pfründner, die bisherigen Bewohner des unteren Stockes noch in der Nacht Quartier in den Gängen des oberen Stockes beziehen, des anderen Tages kamen noch einige Wägen Verwundeter von Untererthal, so daß Refektorium und die Zimmer des unteren Stockes etwa 40 Verwundete beherbergten; das Refektorium mit seinem freien Ausgange in den anstoßenden Garten war ein vorzüglich geeigneter Krankensaal. Das dritte Lazareth war das städtische Siechenhaus vor der Stadt, an der Straße gegen Diebach. Dieses Haus, Eigenthum der s. g. Siechenhaus-Stiftung, war schon einmal mit kranken Soldaten besetzt anno 1813 zur Zeit der Durchzüge; 1855 diente es nach dem Brande einige Jahre zur Wohnung der Bürgerspital-Pfründner bis zum Wiederaufbaue des Bürgerspitals; seitdem leer stehend, war es nun vermöge seiner freien Lage zu einem Lazarethe wohl geeignet und wurde dicht besetzt, selbst die Mansardenzimmer nicht ausgenommen, als Mittwoch den 11. Juli Nachmittags die sämmtlichen Verwundeten von Untererthal vollends hieher gebracht wurden.
Die Schwestern arbeiteten zunächst unermüdlich mit an der Instandsetzung dieser Lazarethe, für die Beschaffung der Matratzen, Betten und alles nöthigen Materials; selbst das Stroh erbettelten sie theilweise, um das letzte Lazareth im Siechenhause herzustellen. In dieser ihrer Thätigkeit fanden sie die kräftigste Unterstützung durch die Familie des in der Nähe wohnenden Magistratsrathes, Gerbermeisters Carl Happ.
Wie sorgsam sie endlich in der Pflege gewesen, wie viele Nächte sie schlaflos durchwacht, haben die armen Verwundeten mit Dank und Rührung erzählt und sich darüber in ihren Briefen ausgesprochen. Die ganze Stadt war Zeuge dafür, und kam es selbst vor, daß Nachbarbewohner der Lazarethe eine Schwester mit in ihre Wohnung nahmen, damit sie sich wieder ein Stündchen Ruhe gönne, die sie in dem Lazarethe selbst nicht finden konnte.