Aber nicht blos das edle Werk der Krankenpflege übten die Schwestern, sie besorgten mit größter Anstrengung in dem wahrhaft überfüllten Siechenhause fast ohne alle Hilfe drei Wochen lang die ganze Wäsche der Verwundeten. Nur begeisterter Glaubenseifer konnte solche Dienste leisten, nur der sich dem Höheren beugende Geist des Opfers, wie er in dem Ordensleben sich ausspricht, zeigte sich, wie den Leiden der Zeit überhaupt, so insbesondere den schrecklichen Leiden der Kriegszeiten gewachsen; die Selbstsucht, die leider in unseren Tagen so sehr verbreitet ist, weicht von solchen Arbeiten und solchen Opfern zurück.
Die Schwestern im Siechenhause gaben die Pflege nach drei Wochen auf und übernahmen dieselbe zwei Diakonissinnen aus Hessen. Der nach dem Gefechte hier anwesende Johanniter, Graf Spiegel, hatte sie bestellt, und übernahmen die Schwestern jetzt wieder die friedlichen Beschäftigungen der Schule und Kinder-Bewahranstalt, was um so leichter geschehen konnte, als das Siechenhaus großen Theils bereits evakuirt war und nur noch leichter Verwundete in demselben sich befanden.
Nach acht Tagen verließen die zwei genannten Frauen Hammelburg wieder und traten zwei Diakonissinnen aus Neuendettelsau an ihre Stelle. Die eine derselben soll insbesondere technisch recht tüchtig gewesen sein, und muß beiden nachgerühmt werden, daß sie sich auch mit den kathol. Schwestern in den beiden anderen Lazarethen in ein gutes Einvernehmen setzten. Vierzehn Tage nach ihrer Ankunft wurde das Siechenhaus vollständig evakuirt und verließen die erwähnten Pflegerinnen den hiesigen Lazarethort.
Der sorgsamsten Pflege in den drei Lazarethen haben die Aerzte selbst das Verdienst mit zugeschrieben, daß die Heilerfolge so günstig gewesen. Die wohlverdiente Anerkennung haben die hiesigen Schwestern schon in der allerersten Zeit in einem öffentlichen preußischen Berichte gefunden; auch der preußische General v. Schachtmeyer besuchte vor seiner Abreise die Schwestern persönlich und sprach denselben für Verpflegung seiner Landsleute den besten Dank aus. Seine Majestät König Ludwig ll. hat die Oberin des Bürgerspitals unter dem 15. Februar 1867 mit folgendem gnädigsten Handschreiben beehrt:
„Frau Oberin! Ich habe in Erfahrung gebracht, daß die Mitglieder des Filialklosters der Franziskanerinnen zu Hammelburg während der jüngsten Kriegszeit durch die Wart und Pflege der vielen verwundeten und kranken Krieger sich besonders hervorgethan haben. Ich spreche Ihnen Frau Oberin Meine Anerkennung aus, der ich mit bekannten Gesinnungen bin
Ihr gnädiger König
Ludwig