Hammelburger Geschichte(n)

Sollten wir nun etwa auch von Ludwigs königlichem Sohne und Nachfolger auf dem Throne, von Maximilian II. reden? Sollen wir die kaum vernarbten Wunden wieder aufreißen, welche der 10. März 1864 dem Lande Bayern geschlagen? Was wir an dieser hl. Stätte in ernster Trauerstunde über Maximilian II. ausführlicher besprochen haben, wiederholen wir nicht, aber das wollen wir herausheben: König Max II. hat als Grundsatz ausgesprochen: Ich will Frieden haben mit meinem Volke.

Die rechten Grundsätze haben eine unwiderstehliche Kraft, darum ist auch der königliche Sohn Ludwig ll. als Monarch in die friedlichen Fußstapfen seines königlichen Herrn Vaters eingetreten. Auch König Ludwig II. will Frieden haben mit seinem Volke und will Frieden haben für sein Volk; unter dem erquickenden Schatten der fünfzigjährigen Friedenspalme möchte er sein Volk beglücken, wie sein königlicher Vater, Groß- und Urgroßvater es beglückt haben.

Doch Niemand kann, wie ein Sprichwort sagt, mit seiner Familie in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt und dieser liebe Friede, der Jeden nährt, wie sehr ist er bedroht und gefährdet für unser deutsches Vaterland! Hundert Tausende von Kugeln werden in diesem Augenblicke Tag und Nacht gegossen, Alle bestimmt, der Blüthe der männlichen Jugend den Tod zu bringen. Wir stehen vor einem Kriege, leider vor einem Bruderkriege, vielleicht vor einer europäischen Kriegsumwälzung. Jeden Krieg, der nicht augenscheinlich gerecht, nicht Nothwehr eines Volkes gegen ein anderes ist, müssen wir verwerfen. Freilich gibt es keinen Richter, der die ungerechte Kriegserklärung vor seinen Gerichtshof ziehen und ein Straferkenntniß erlassen könnte, aber die öffentliche Meinung des Volkes von ganz Deutschland hat gesprochen und sein Urtheil unzweideutig zu erkennen gegeben, das Uebrige muß Gott, dem ewigen Richter vorbehalten werden, vor dem die Fürsten und ihre Rathgeber einst Rechenschaft abzulegen haben, wie der geringste Unterthan. - Wir aber haben wohl zu beherzigen, was unsere Aufgabe ist im Anblicke so großer Gefahren!

Wir sollen heute nicht blos „Te Deum laudamus“ singen, um zu danken für die Segnungen des Friedens seit 50 Jahren, wir sollen heute auch aus vollem Herzen zu Gott beten, daß uns dieser Friede und seine großen Segunngen erhalten bleiben, fiat pax in virtute tua! beten sollen wir für das edle Königshaus Bayerns, insbesondere beten für den jugendlichen Herrscher, der nach Gottes Fügung in so unheildrohenden Zeiten die Krone des Hauses Wittelsbach trägt, für Seine Majestät König Ludwig II. von Bayern, damit er in diesen unseren Tagen als treuer umschtiger Steuermann das von stürmischen Wogen umbrauste Schiff glücklich in den Hafen des heißersehnten Friedens einführen helfe, beten sollen wir mit Hoffnung und Vertrauen, da ja über dem Vaterlande jener Meeresstern leuchtet, zu welchem noch Niemand aufgeblickt hat, ohne gerettet zu werden, Maria, die unbefleckt empfangene Jungfrau, die unser Aller Mutter und Königin ist, Maria, Bayerns glorreiche Patronin.

Aber auch handeln müssen wir! In Tagen der Aufregung, wie die jetzigen, sprechen die Bösen offen aus, was sie sonst geheim halten, ja da meinen sie, für ihre Absichten schon gewonnenes Spiel zu haben; darum handeln müssen wir, indem wir vor Allem hoch halten die Fahne unserer heiligen katholischen Religion, leben und sterben wir für dieselbe, aber erzeigen wir auch nach Christenpflicht Liebe und Duldung jedem Andersgläubigen; lieben wir jeden Nächsten ohne Unterschied des Glaubens wie uns selbst; handeln wir, indem wir nicht blos für unsere eigene Person feste Treue erweisen dem angestammten Herrscherhause und dem Träger der Krone, Ludwig II., sondern, so gut wir können, auch überall einstehen für Ordnung und gute Sitte und so die Absichten der Bösen vereiteln. In Tagen wie die jetzigen zeigt und bewährt sich der Charakter der Menschen, begründet sich oft der gute oder böse Ruf ganzer Gemeinden. Wir vertrauen, es wird der Ruf unserer lieben Pfarrgemeinde auf das Beste sich bewähren. - Noch einmal! Eintracht und fester Zusammenhalt aller Gutgesinnten thut jetzt über Alles Noth, thut Noth durch unser ganzes deutsches Vaterland. Wehe! wenn Eintracht, Muth und Entschiedenheit der Gutgesinnten fehlt, dann deutsches Volk, du herrlichstes von allein, deine Eichen stehen, du aber bist gefallen!

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