Hammelburger Geschichte(n)

Wie oft mögen die Bewohner Hammelburg bei so harten Drangsalen des Krieges und der Umwälzungen, zu welchen sich auch herrschende Krankheiten gesellten, wie oft mögen die in Gott ruhenden Voreltern ausgerufen haben: O wie glücklich waren wir einst, wie unglücklich sind wir jetzt, was wird noch aus uns werden! Doch, wo die Noth am größten, ist die Hilfe Gottes am nächsten! Heute singen wir: Te Deum laudamus, Großer Gott wir loben Dich!

Das Jahr 1815 brachte die eigentliche Neugestaltung Europa's in Folge des Wiener Congresses und durch Staatsvertrag Bayerns mit dem Hause Oesterreich vom 14. April 1816 kamen die drei vordem fuldaischen Aemter: Hammelburg, Brückenau und Weyhers mit einigen Ortschaften des Amtes Bieberstein an die Krone Bayern. Am 2. Mai 1816 wurde der feierliche Akt der Uebernahme des ehemals fuldaischen Amtes Hammelburg vollzogen.

O wir müßten der vorausgegangenen großen Drangsale nicht gedenken, wir müßten es gering anschlagen, daß wir uns seit fünfzig Jahren unter der ebenso milden als starken Herrschaft der bayerischen Könige aus dem Hause Wittelsbach aller Segnungen des Friedens erfreuen, wollten wir heute nicht singen: Te Deum laudamus, Großer Gott wir loben Dich! wollten wir bei der heutigen Festesfeier nicht in freudiger Dankbarkeit aufblicken zu Gott, dem weisen Lenker der Geschicke der Menschen und der Völker!

Aber wer war denn nun für Hammelburg der neue Landesvater geworden? König Maximilian l. Seine Herzensgüte hätte allein schon Zutrauen erwecken können. – „Das Glaserhaus im Thiereckgäßchen ist eingestürzt; mehrere Menschen liegen unter den Trümmern.“ So erscholl im Jahre 1801 der Jammerruf durch die Straßen Münchens. Baldigst war auch der menschenfreundliche Maximilian an der Unglücksstätte und mit ihm helfende Liebe. Er munterte zur Rettung auf, half selber. Da zog man aus dem Schutte den Glaserlehrling Joseph Frauenhofer aus Straubing hervor, gerade noch zur rechten Zeit, da Rettung möglich war.“Daß Gott erbarm, er ist noch dazu ein armer Waisenknabe,“ ertönte eine mitleidsvolle Stimme aus der versammelten Menge, „Nicht doch, er ist keine Waise mehr, ich werde sein Vater sein,“ sprach der gute Max. Und aus dem geretteten Knaben ist jener große Mann geworden, der durch seine Erfindung der Riesenfernrohre uns die Sterne des Himmels näher gebracht hat (approximavit sidera). - Aber Maximilian I. war nicht blos ein gütiger, er war auch ein weiser Regent. Durch Urkunde vom 26. Mai 1818 gab er seinem Volke die Verfassung, vermöge welcher auch die Vertreter der Stände  und des Volkes an der Gesetzgebung u. s. f. Antheil erhielten. Maximilian I. starb am 13. Oktober 1825.

Maximilian I. folgte sein Sohn König Ludwig I., ein genialer und kunstliebender, ein ächt deutscher Fürst. Ein sehr großes Verdienst um Deutschland erwarb sich König Ludwig I. dadurch, daß er bald nach seinem Regierungsantritt mit dem Nachbarlande Württemberg einen Zollverein abschloß, der in seiner Erweiterung mit allgemeinem Jubel in Deutschland begrüßt wurde. - Wenn der Franzose de Pradt die Deutschen wegen ihrer bisherigen Zollschranken verspottet, ja sogar mit Thieren einer Menagerie verglichen hat, die sich nur hinter dem Gitter ansehen, so war es kein geringes Werk, mit dem König Ludwig I. von Bayern begann, indem auf seinen Befehl die ersten Schlagbäume vom deutschen Boden verschwanden. Viele Gefahren, Versuchungen und Sünden waren insbesondere damit für die Grenzbewohner beseitigt. Auch die tiefgesunkenen Hoffnungen auf nationale Einheit lebten wieder auf. Ein noch größeres Verdienst erwarb sich König Ludwig I. durch seine Begeisterung für die heil. Kirche. Er gab ihr wieder Ehre und Rechte, deren sie nie hätte beraubt werden sollen. Je mehr Manche ihn deßhalb geschmäht haben, um so mehr muß man seinen Muth und seinen Fernblick rühmen. Er sah schärfer in die Gefahren der Zukunft als Andere und erkannte in der Religion die einzige Macht, die der Revolution gewachsen ist und die einzige Heilkraft zur Rettung der Menschheit.

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