Hammelburger Geschichte(n)

Wir können nun fragen, ob, wie der heil. Sturmins, auch die nachfolgenden Aebte und Bischöfe von Fulda den Absichten Karls des Großen entsprochen, und die Bewohner des Fuldaer Landes mit Weisheit und Liebe regiert haben. - So viel ist sicher: Auch bei uns hatte sich das Sprichwort gebildet: Unter dem Krummstabe ist gut wohnen. Viele Bewohner Hammelburgs konnten es lange Zeit  nicht verschmerzen, daß dieser tausendjährige Verband Hammelburgs mit Fulda unter der Oberherrlichkeit des Fürstabtes zerrissen wurde. Was Wunder! bis Hammelburg endlich nach göttlicher Fügung der Krone „Bayern“ einverleibt wurde, wechselte es die Regierung fast so oft, wie man ein Kleid wechselt. Verhängnißvoll waren diese Zustände. Man konnte sie im Grunde nur als Nachzuckungen der großen französischen Revolution betrachten.

Wir brauchen nicht näher auseinanderzusetzen, welche Gräuel die Revolution in Frankreich Ende des vorigen Jahrhunderts im Gefolge hatte. Sie waren für Frankreich gerade so groß, als vordem die französische Leichtfertigkeit, sie waren gerade so entsetzlich, als der französische Unglaube, der die Feier des Sonntages und die christliche Zeitrechnung verbot, den Thron und die Altäre zerstörte, ja den lieben Gott selbst abschaffen wollte. Die französische Leichtfertigkeit in den Sitten und die schlechten Grundsätze der französischen Philosophen hatten leider auch in Deutschland bereitwillige Aufnahme gefunden. Und gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen. Es folgten auch die französischen Heere, es folgten für Deutschland auch alle Drangsale eines langwierigen Krieges. - Die Schlacht von Marengo am 14. Juni 1800 und der Sieg der Franzosen bei Hohenlinden am 1. Dezember 1800 veranlaßten endlich einen Waffenstillstand, der am folgenden heil. Weihnachtstage zu Steyer abgeschlossen wurde. Am 9. Februar 1801 folgte zwischen Frankreich und Oesterreich der Friede von Luneville. Die Gebietsänderungen, die sich bisher und auch in Folge dieses Friedens ergaben, wurden in Regensburg durch den Reichsdeputations-Hauptschluß vom 25. Februar 1803 anerkannt. Hier wurde nun auch das Hochstift Fulda mit Hammelburg dem Erbstatthalter, Prinzen von Oranien als Entschädigung zugetheilt. Da aber dieser Prinz 1806 im preußischen Heere diente, so nahm ihm Napoleon das Hochstift Fulda mit Hammelburg wieder ab und stellte es einstweilen unter die Oberhohheit seines eigenen Schwagers Joachim Murat, des Großherzogs von Berg; 1809 überließ Napoleon Fulda mit Hammelburg an den damaligen Großherzog von Frankfurt, den Fürsten Primas Karl von Dalberg. In Folge der Dreikaiserschlacht 1813 und der durch diese veranlaßten Niederlage und Retirade der Franzosen, sowie in Folge der Schlacht Napoleons bei Hanau am 30. Oktober 1813, der letzten Schlacht und Niederlage Napoleons auf deutschem Boden, änderte sich abermals das tragische Geschick Hammelburgs, es kam unter die Oberhoheit Oesterreichs, des Mitsiegers bei Leipzig.

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