Schlußwort
Es ist uns unvergeßlich, als die feindlichen Truppen nach dem Gefechte in hiesige Stadt einzogen und wir zu den Verwundeten auf das Schlachtfeld uns begaben, grüßte uns ein hoher Offizier vom Pferde herab in der Nähe des Niederthores: „Gelobt sei Jesus Christus! Herr Pastor!“ Wie friedlich war dieser Gruß mitten aus dem Kriegslärm, im Anblicke der rauchenden Feuersäulen, im Anblicke der verwundeten und gefallenen Krieger! Wie herrlich war uns die Bedeutung dieses Grußes! Jesus Christus, der himmlische Friedensfürst vermag wieder Frieden zu geben; das Vertrauen und die Hoffnung auf den Herrn werden wieder aufbauen, was der unglückliche Bruderkrieg niedergerissen. Der Herr wird die blutigen Wunden wieder heilen, die Todten werden wieder zum Leben erstehen, die im Glauben und Vertrauen auf den Herrn gestorben.
Jesus Christus, hochgelobt in Ewigkeit, hat gerade mitten in den Kriegswirren zu uns gesprochen: „Der Friede sei mit Euch!“ Am Tage des 10. Juli und den unmittelbar folgenden hatte die allgemeine Noth eine Einigung aller hiesigen Einwohner hervorgerufen, wie sie wohl noch nie dagewesen. Alle waren wie Eine Familie, gegenseitige Feindseligkeit oder Abneigung war nirgends wahrzunehmem der Nachbar wurde versöhnt mit dem Nachbarn; wie sich helfen, wie sich und die Seinigen retten, war fast die einzige Frage; die in Abneigung und Feindseligkeit vordem Rede und Begrüßung vermieden, jetzt lehrte die Noth sie reden, beten und christlich lieben. Möge das Wort des Herrn stets bereitwilliges Gehör finden, auch wenn er in Zeiten öffentlicher und äußerlicher Ruhe zu uns spricht: „Der Friede sei mit Euch!“ - In den Tagen des Krieges haben wir wahrlich auch die hohe Bedeutung der Bitte im Gebete des Herrn kennen gelernt: „Unser tägliches Brod gib uns heute!“ “Brod, Brod, Brod!“ war der allgemeine Ruf. Ein hiesiger Bewohner hat ein letztes Stückchen Brod zum immerwährenden Gedächtnisse sich aufbewahrt, wie werthvoll ein Stückchen Brod, die auch noch so harte Brodkrumme!
Der Friedens-Abschluß hat uns Bewohnern des Saalthales vergönnt, noch im staatlichen Vereine mit den biedern Volksstämmen der Bayern, der Pfälzer, Schwaben und Franken unter dem wittelsbachischen Herrscherhause zu verbleiben. - Kaum freuen wir uns des Friedens, drohen bereits wieder erneuerte und heftigere Kriegs-Gefahren. Wie nahe legt sich da die Mahnung: „Es mögen doch Fürbitten geschehen für König und Obrigkeit, damit wir im Frieden wieder ein ruhiges, stilles Leben führen können in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit.“ Die Verpflichtung legt sich insbesondere jetzt wieder nahe, die Gefühle der Treue und Anhänglichkeit an unseren geliebten König Ludwig II. und das Herrscherhaus zu erneuern und zu befestigen und für die Ehre und Selbstständigkeit unseres engeren Vaterlandes Jeder in seinem Berufe nach Kräften thätig zu sein. Ein Augen- und Ohrenzeuge*) hat uns versichert, daß auf hiesigem Schlachtfelde ein bayerischer Soldat in Gegenwart feindlicher Truppen verschieden sei, und als seine letzten Worte ausgerufen habe: „Gott erhalte mein Bayern!“ Wer liebt sein Vaterland und stimmt nicht gerne ein in den letzten Ruf dieses braven Soldaten:
*) Der preußische Lieutenant Herr von Boremsky, der einige Zeit Anfangs September hier anwesend war, um die Höhenmessungen vorzunehmen.