Prinz Karl, dem der österreichische Augenzeuge im bayerischen Lager das Zeugniß nicht verweigern konnte, daß seine Anordnungen von Muth und Begabung zeugten, daß aber die Ausführung oft in ungeschickte und unfähige Hände gerathen sei, befahl nun, die Vereinigung des 7. und 8. Armee-Corps im Saalthale zu versuchen. Allein einestheils hatte das 8. Armeekorps den hiezu fast nur noch über Aschaffenburg und Gemünden offenen Weg (theils aus Ungehorsam, theils aus Langsamkeit) viel zu spät betreten, anderentheils hat sich auch die bayer. Armee hier erst concentrirt, als die Preußen schon in nächster Nähe waren. Nachdem nämlich die Preußen die Pässe in das Kinzigthal durch die Württemberger verlegt fanden, beschlossen sie, das Rhöngebirg zu forciren und so abermals auf die Verbindungslinie ihrer Gegner zu operiren und beide zu trennen. Es gelang ihnen abermals. Sie zogen in 3 Colonnen an die Saale; die Division Göben, 15.000 Mann stark, sowie das Corps Manteuffel, circa 20.000 Mann, mit Detmoldern, Koburg-Gothaern gegen Kissingen, die Division Beyer gegen Hammelburg. Letztere bestand damaligen Angaben zufolge aus den Infanterieregimentern 19, 20, 30, 70, 32, 39; dem 9. Husarenregiment, zusammen circa 20.000 Mann und 36 Geschütze.
Ihnen gegenüber hatten die Bayern folgende Streitkräfte in Verwendung: Die Division Zoller, aus der 5. und 6. Brigade bestehend, hatte von der bayer. Armee zuerst die Saale erreicht und am 8. und 9. Juli ihre 6. Brigade ins Thulbathal, zuletzt bis Hammelburg vorgeschoben. Diese Brigade bestand aus 5 Infanteriebataillonen, nämlich 2 vom 6., 2 vom 14. Jnfanterieregiment und dem 1. Jägerbataillon, aus einer gezogenen Batterie (Lottersberg) und einer mit glatten Geschützen. Der Brigade-General war einige Zeit vorher erkrankt, daher abwesend. An seiner Stelle sollte Oberst v. Schweizer das Commando führen, doch auch dieser war am Tage vor dem Gefecht, wie berichtet wird, verreist. Indeß hatte man doch an diesem Tage 3 Generale bei Hammelburgs, allein alle 3 gehörten zur Reserve-Cavallerie, nämlich Fürst Thurn und Taxis, Jenisch und Rummel. Daß auch der Brigade-Commandant am 10. Juli abwesend war, mag darin seinen Grund haben, daß man eben an diesem Tage keine Preußen erwartete. - Es war zwar, wie man erzählte, ein Postillon, der nach Brückenau fahren wollte, wieder umgekehrt mit der Meldung, er könne wegen der anrückenden Preußen nicht weiter kommen, auch 2 Gendarmen sollen diese Nachricht bereits am. 8. gebracht haben. Man schenkte jedoch derselben von maßgebender Seite keinen rechten Glauben. - Wohl haben darauf bayer. Kuirassiere eine Art Recognoscirung vorgenonnnen, d. h. sie stellten sich in der Nähe von Neuwirthshaus viele Stunden lang in einer Art von Cordon auf, verharrten still und ruhig bis gegen Abend auf ihren Posten; es campirte Infanterie im Walde beim Büchelberg und suchten Abtheilungen vom 14. Regiment und das 1. Jägerbataillon am 9. Juli die Wälder ab, jedoch mehr in der Richtung des Thulbathals, ohne Etwas anderes zu finden, als die Ueberzeugung, (die ein hoher Offizier des Jägerbataillons ausgesprochen haben soll) daß weit und breit auf 10 Stunden Wegs keine Preußen seien. Sie gaben deßhalb manchen Einwohnern in Hammelburg die Versicherung, daß Nichts zu befürchten sei.
In der Nacht vom 9. auf 10. Juli wurde der hiesige Bürger und Comissionär Joseph Breun vom Bezirksamt und Magistrat nach Brückenau geschickt, um die Stellung und Stärke des anrückenden Feindes auszukundschaften; vor Geiersnest traf er die ersten feindlichen Infanterievorposten, 10 Schritte davon entfernt wieder 10 Mann, von denen er erfuhr, daß 20.000 Mann auf der Straße im Anzuge seien; er machte Meldung einem Kuirassieroffizier bei Neuwirthshaus, worauf die Nachricht einem General, der im sogen. Edelmannsholze lagerte, gebracht wurde. Diese Nachricht scheint nicht allenthalben -bekannt geworden zu sein, oder wurde sie nicht geglaubt.
Die Preußen hatten inzwischen durch die beweglichste Avantgarde, die man sich denken kann, Weg und Steg, Wald und Flur, jedes Dorf abpatrouillirt, Jedermann fragend, ob er keinen Soldaten gesehen, und bald hatten sie heraus, daß sich die Bayern bis in die Nähe von Hammelburg zurückgezogen. -So zog sich denn das Ungewitter über unsere Stadt zusammen.