Alte Stadtmauer mit Wehrtürmen:
Geschichte der alten Siedlung.
Nach der Urkunde der Hedanschenkung war das Hamulo Castellum auf der Westseite des Saaleflusses gelegen. Das weist, da der Fluß hier fast in Nord-Südrichtung fließt, nach der Stelle, die Göpfert in „Castellum" annimmt, nämlich nach dem Fuß des Saalecker Berges. Unbewiesen, aber möglich ist der Beginn der Stadtverlegung 1146, nach v. Gutenberg, Probst von Thulba.
Alte Stadtmauer aus den Jahren 1242 (Abt Konrad III. Malcoz) und 1256/60 (Abt Heinrich IV.), in welchen Jahren die Befestigung durch Wall und Graben vollendet wurde. Die Stadt erhielt durch Fürstabt Konrad 1242 Stadtrechte und Siegel, am 1. August 1303 durch Kaiser Albrecht I. alle Rechte der fr. Reichsstadt Gelnhausen, 1363 einen gefreiten Martinsmarkt. Nach dem Brand 1854 wurden die 3 Torturme (Obertor, Niedertor, Weihertor) und der Brückenturm niedergelegt. Vorhanden sind jetzt noch im SW an Kirche und Schloß Reste der inneren und der äußeren Mauer, vom Obertor südwärts Teile der inneren Mauer und von den ehemals 13 Türmen nur noch 3. Baderturm, Hüterturm, Mönchsturm.
Beschreibung: Der Stadtbering hat die Form eines Rechtecks mit Schmalseiten im Norden und Süden. Es war eine hohe Ringmauer, vor ihr lag eine Zwingermauer mit kleinen, helmbedeckten Rundtürmen. Die 3 Tore waren durch hohe Tortürme geschützt.
Von den Mauertürmen sind 3 erhalten: An der Nordseite, unweit des Niedertores bezw. des Niederbrunnens der Baderturm, halbrund, nach innen offen, aus lagerhaft geschichteten Bruchsteinen. 5 Geschosse, durch Kragsteine erkennbar; Höhe etwa 20 m. Große Kragsteine am Untergeschoß trugen den Wehrgang. Im Untergeschoß geschrägte Schießscharten, oben Schlüsselscharten und rechteckige Öffnungen.
Der Mönchsturm, an der Südmauer, ist innen geschlossen und verputzt. Er entspricht dem Nordturm. Name wohl vom benachbarten „Mönchshof'' des Klosters Thulba an der Amtsgasse.
Der Hüterturm, ein 3geschossiger Turm östlich vom Baderturm, Fachwerk, seit 1801 mit Mansardendach versehen. 1940 renoviert; jetzt im Obergeschoß Jugendheim.
Von den alten Häusern der Stadt, welche den Brand überdauert haben, sind bemerkenswert:
das Pfarrhaus, wohl (nach einer Jahreszahl am Durchzug des Untergeschosses auf Holzpfeiler) 1626 erbaut, später erneuert. Uralte Grundmauern.
Forstamt mit Wappen der Herren von Rotenburg 1775, früher einmal vermutlich Stift-Haugisch.
Haus Nr. 24 (Frobeniusstraße) der früheren Betgasse, war wohl ein alter Amtshof der Fürstäbte. Am rundbogigen, profilierten Portal die Jahreszahl 1567. Links das Wappen des Wolfgang II. von Schutzpar, genannt Milchling, rechts das des Phil. Schenk von Schweinsberg. Haus Nr. 30 der früheren Judengasse, jetzt Dalbergstraße, sog. Rineckerhaus, mit Rundbogenportal, reich profiliert, im Bogenscheitel bürgerliches Wappen und Jahreszahl 1590, am Gewande Sitzkonsolen. Von den Fachwerkbauten sind besonders erwähnenswert: In der Bahnhofstraße: Nr. 32, schönes Fachwerk von 1626 - Nr. 34 mit bem. Kruzifix und Huttenwappen - Nr. 37 Fachwerk mit Marienstatue -Nr. 45 Fachwerk von 1590, sein Portal mit Behmwappen jetzt Bahnhofstraße 61 - Herrenmühle 1692 mit schönem Barockgiebel und Dreiturmwappen. An der alten Stadtmauer, unweit des Amtsgerichts das Zellersche Anwesen, früher das sog. Zenthaus, läßt im Erdgeschoß noch schöne alte Kragsteine erkennen. Sein Fachwerk im Obergeschoß ist leider - in jüngster Zeit erst - verputzt worden. Das jetzige Feuerwehrhaus war um 1400 Münzstätte, auch Büchsenhof (Arsenal).