Der von Papst Gregor XIII. schon im J. 1582 in Folge des Fridentiner Concils angeordnete neue Kalender, der s. g. Gregorianische, wurde erst vier Jahre später im Stifte Fulda eingeführt. Am 2. Oktober 1586 erfolgte zu Hammelburg die Publication des fürstlichen Mandats zur Annahme, welches im Auszuge lautet:
„Wegen Unrichtigkeit, die sich in Kanzleien und täglich im Commerz zugetragen, befehlen wir hiemit dem Schultheißen, sobald allen deinen Amtsbefohlenen und Versandten unsertwegen zu gebieten und aufzuerlegen, daß sie bei ihren Eiden und Pflichten, auch Vermeidung gebührlicher Strafe denselben neuen Kalender, in Ansehung es ein pur lauter politisches Werk, und Niemanden nachtheilig oder in einigen Wegen schädlich und beschwerlich sein kann, insgemein und ein Jeder insonderheit an- und aufzunehmen und sich in allen zutragenden Fällen solchem gemäß hinfür erzeigen, wie du dann auch deines Theils gleicher Gestalt in Amts- und andern Sachen thuen sollst.“ Datum Fuldae 22. Septemb. 1586
Am 5. Oktober hat man dann im ganzen Stifte sich nach dem neuen Kalender regulirt, und schrieb 15. Oktober, also daß man, sie der Chronikschreiber zu bedauern scheint, „ganze 10 Tag hat verlieren müssen“.
Weil aber H. damals protestantisch war, und man die Verbesserung des Kalenders „als ein papistisches Machwerk“ nicht annehmen wollte; so protestirten Rath und Prediger Sonntags darauf öffentlich gegen dieses Mandat.
Wegen des Türkenkrieges hat man am 2. Mai 1594 die große Glocke dreimal am Tage zu läuten angefangen.
Neue Bedrängnisse kommen in dieser Zeit über Hammelburg. Im J. 1591 (29. Juli) begannen beschwerliche Truppendurchzüge nach Frankreich; am 30. Juni 1598, 315 als 1747 Mann reisiges Kriegsvolk (ohne Troß und anderes „Lothsgesind“) durchzogen und dem armen Dörfern großen Schaden thaten, mußte H. fl. zur Landsteuer auf Bitte der Herrschaft entrichten mit gnädiger Vertröstung, daß es ihr wieder entgolten werde.
Wallonisches Kriegsvolk lag im hanzen Amte Saaleck und zog nach Ungarn.
Bald darauf (1609 und 1610) brachte Mißernte verheerende Krankheiten. Die Chronik schreibt: Im Oktober 1609 wurden viele todte Mäuse gefunden, des Morgens vor den Thoren, in Häußern, Gärten und Gräben; am 15. Mai 1610 zu Abends war ein so großen Gewitter, daß allhier, auch sonst an andern Orten mehr, Wein und Getreide ganz zerschlagen war, worauf viel Korn abgemäht und das Feld wieder mit Gerste besaamt wurde; und ist dies Jahr auf der ganzen Markung an Korn-Zehnt nich mehr als 4 1/2 Metze gefallen. Mit Kieseln hat es etwas eine halbe Viertelstunde gewährt, hernach hat es drei Tage mit Regenwetter angehalten, so daß die Saale ausging und alle Fütterung verdarb; weil auch alle Fenster durch die Kiesel ausgeschlagen waren, hat es einer Verwüstung gleich gesehen. Darauf erfolgt das große Sterben, sind auf die 900 Menschen zu Hammelburg an der Ruhr gestorben, zugleich war allgemeine Theuerung und Hungersnoth, kostete das Malter Korn 8 ½ fl., so daß überaus großer Jammer und Bekümmerniß in der Stadt herrschte.
Also haben die Mäus‘ nichts Gutes bedeutet, und hat sich wieder das Sprichwort gewährt:
„Auf Mäusejahr folgt Läusejahr.“
Der nun im J 1618 ausgebrochene dreißigjährige Krieg brachte über Hammelburg neue Schrecken und vieles Elend. Schon am 10. Juni 1619 begannen zu H. die Vorbereitung zu dem großen geschichtlichen Trauerspiele, indem aus Befehl des fürstlichen Oberhauptmannes, welcher nach H. geschickt worden war, die Bäume im Stadtgraben vom Kirchthurme an bis zum Oberthore und von da bis zum Miederthore „geschlachte und wilde, Birnbäume und Aepfelbäume“ – alle abgehauen wurden. „Es geschah wegen des durchreisenden Kriegsvolks, welches sich an verschiedenen Orten hin und wieder im Lande hat sehen lassen.
„Vor dem Advent 1621 ist der Bischof von Halberstadt mit etlichen 100 Mann zur Roß und zu Fuß zu dem Bischof von Mainz auf Hammelburg zugestoßen und sie haben angefangen zu plündern und zu stehlen, die Kirchen wurden beraubt, die Reliquien und Meßgewänder alle gestohlen und die Bürger sehr übermüthig und über vercirt und bestohlen, die Geistlichen gebrandschatzt und die Edelleute. Auch haben die Bürger müssen schwären und sind etliche erschossen worden. Diese haben auf Hammelburg soviel bekommen und Beute gemacht als 6 Tonnen Goldes. Allein der Abt Friedrich leiß zwei Geschütze vor Hammelburg kommen und die Stadt alle Nacht von mehr als 100 Mann bewachen; auch hat der Bischof von Würzburg und der Baierfürst viele 100 Mann nach Hammelburg geschickt und sie lassen abtreiben“30 .
Die Kriegsbeschwerden müssen damals schon sehr fühlbar gewesen sein, denn in einer Eingabe an den Landesherrn vom 12. Dezember 1623 beschweren sich Bürgermeister und Rath zu Hammelburg, „daß sie des Amtes Saaleck und der Kellerei H. Unterthanen Kriegskosten tragen zu helfen hätten, da dieselben doch ihnen niemals beigesprungen, überschicken dabei ihre Gravamina und bitten es zu halten, wie es von Alters gehalten worden, und sie mit den Dorfschaften nicht zu vergleichen. In den Gravaminen werden als hochbeschwerliche Auslagen, die gemeine Stadt H. zu unterschiedenen Malen ohne Hülfe und Steuer anderer Stände des Stiftes Fulda ertragen, folgende specificirt:
1. Anno 1547 sind zu Anweisung Herzog Johann Friedrichs (von Sachsen) hochsel. Gedächtniß Kriegswesen 4000 fl mit Mühe und schweren Kosten aufgebracht worden, und ungeachtet man dieses Postens halber der Wiederzahlung vertröstet, habe man derselben noch bis anhero entbehren müssen (aus dem Schmalkaldischen Kriege);
2. Anno 1549, wo die Spanier in Schweinfurt gelegen, hat man an die 300 fl. auflegen müssen, welche zwar der Stadt H. wieder zu Statten zu kommen fürstlicher Befehl ergangen, aber nichts erfolgt;
3. Dem Landesfürsten hat gemeine Stadt H. anno 1552 - 2000 Thlr. fürgestreckt, als der von Altenburg in’s Stift gefallen;
4. Im Markgräflichen Krieg hat man über 300 fl. für Proviant aufbringen und nach Arnstein und Schweinfurt in’s Lager schicken müssen; ist dafür noch keine Bezahlung erfolgt, und dieses über Hammelburg alleine gegangen;
5. Hat die Stadt H. gemeldeten Kriegseinzugs verwandten Ständen, Bamberg, Würzburg und Nürnberg, ganz unverschuldeter Sachen zur Verhütung von Plünderung und endlichen Verderbens 10,000 fl. alleine erlegen und zahlen müssen, davon aber auf vielfältig Bitten und Flehen von anderen Städten und Landschaften, welche hiedurch verschont, gemeiner Stadt Hammelburg bisher im Geringsten Nichts zu Statten gekommen;
6. Als die Stadt Schweinfurt belagert und die Stadt Hammelburg zum Schutze mit Soldaten besetzt worden, haben dieselben über 3000 fl. gekostet, welches gleichfalls über gemeine Stadt H. alleine gegangen und Nichts wieder erstattet worden:
7. Hat auch gemeine Stadt auf des Markgräfischen Obersten Grg. Friedrichs von Hohenlohe Durchzug über 36 fl. verwendet;
8. Desgleichen hat H. auf 2mal 700 fl. zu mitleidendlicher Hülfe entrichtet, da andere Stände des Stiftes Fulda zum Theile Nichts erlegt;
9. Anno 1602 (22. Febr.) hat gleicher Gestalt gemeine Stadt weiland Erzherzog Maximilian zu Oestreich 2000 fl. laut habender Obligation zu einer eilenden Hülfe versetzt, deren man samt allen vertagten zinsen auf die 2100 fl. bis auf diese Stunde entrathen müssen;
10. Anno 1622 hat gemeine Stadt zum Braunschweigschen Durchzuge nach Fulda geliefert 1076 fl.;
11. 4000 fl. restiert gemeine Stadt noch bis auf diese Stunde an M. Georg Gutbrod zu Würzburg.
- Summarum über 20,999 fl. –
In Berufung auf die städtischen Privilegien ist beibesetzt: „Gemeine Stadt Hammelburg ist von undenklichen Zeiten vor andern Stiftsunterthanen befreit, daß sie in des Stiftes gemeinen Umlagen und Landsteuer nicht beigesetzt werden soll, dabei auch die zuvor regierenden Herrn Aebte es gnädig belassen, und da man etwas gesteuert, dasselbe nur sub reservatione gegeben und angenommen worden sei, welcher Freiheit gemeine Stadt sich nochmals nicht begeben, sondern dieselbe per expressum sich vorbehalten haben will.“
Ob und wieweit dieser Beschwerde eine Folge gegeben wurde, ist nicht berichtet; es wird wohl bei der Vorstellung und Protestation sein Bewenden gehabt haben.
Gleichzeitig wird über den großen Geldmangel vom Chronisten mit dem Ausrufe: „o verblendete und thörigte Menschen und Welt“ geklagt und geschrieben, daß 1621 ein Reichsthaler 8 fl., im Jahre 1622 aber 10 fl. ein Königsthaler 12 fl. und ein Ducaten 25 fl. gegolten habe.
Im J.1631 lag das schwedische Kriegsvolk in H., nachdem Gustav Adolph den kaiserl. General Tilly bei Leipzig geschlagen hatte und die Schweden rasch in Franken vorgedrungen waren.
Am 13. Oktober 1631 rückte nämlich der schwedische Generallieutenant Bandissin, nachdem er zuvor das feste Königshofen eingenommen, desgleichen Neustadt, Münnerstadt, Bischofsheim, Fladungen und andere verschiedene Flecken, Dörfer und Klöster gebrandschatzt und große Beute darin gemacht hatte, mit seiner Armee in Hammelburg ein und brandschatzte die Stadt um 4000 Reichsthaler, worauf er gegen Würzburg abzog.
Hiebei mußte viele Flüchtlinge aus der oberen Gegend, welche aus Furcht vor den Schweden in dem befestigten Hammelburg Zuflucht gesucht hatten, ihr Asyl wieder verlassen 31.
Auch der fuldaische Fürstabt Johann Bernard Schenk von Schweinsberg hatte sich am 24. August mit vielen Bürgern (von Fulda) vor dem an der Seite Schwedens unter dem Landgrafen Wilhelm V. kämpfenden hessischen Kriegsvolke nach Hammelburg geflüchtet, kehrte abe beim Anrücken der Schweden zurück.
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