Hammelburger Geschichte(n)

„Ir Burgermeister, der Rat und die Burger gemeinlich der Stat zu Hamelburg, wir sossen euch wissen, als wir hernach geschrieben stehen, daz wir Ewer und ander der Stäte, dy des Stiefftes von Fulde sein  , Veinde wollen sein, umb daz Ir unser Viende huset und herberget, und In daz ewer daruß zu trinken gebet, uns zu schaden; und dorumb wollen wir und Unsre gein euch bewaren, ob Ir uns icht geschenket, oder gutlich Leben mit euch gehabtz hatten, ob wir dorumb zu euch und den ewren greifen, wo wir das getun mochten, das wollte wir uns wol bewart haben, also vorgeschrieben stet, von mir Friedrich Wolffskeel Ritter und alle von Grumbach, wie sie genant sin, die dy Wappen füren, ane Pfaffen und die da Geistlich sind.
Geben under Weipprechts von Grumbach des Jungen Insiegel das wir zu diesen Zyten mit im geben. Am andern Ostertag anno Domini M.C.C.C.LXXXIV.“
Die genannten Ritter belästigten das fuldaische Gebiet unausgesetzt durch Einfälle und Plünderung de Art, daß Fürstabt Friedrich sich ihrer nicht mehr erwehren konnte; und im J 1391 den Bischof Gerhard von Würzburg als Pfleger seines Stiftes bestellte. Allein alsbald brachen zwischen diesen beiden Fürsten bei Gelegenheit einer Fehde des Bischofs Gerhard mit denen von Thüngen wegen des Sodenberges, auf welchen die fuldaischen Aebte als Lehensherren Ansprüche hatten, Zwistigkeiten aus, an denen Hammelburg sich betheiligte und wobei es vom Würzburger Bischof belagert wurde. Die Hammelburger verjagten aber den Feind alsbald von ihren Mauern. Inzwischen waren auch die Ritter von Steinau, die zu Poppenhausen auf der Rhön begütert waren, in das fuldaische Gebiet eingefallen, hatten dasselbe geplündert und arge Verwüstungen angerichtet. Bischof Gerhard in Verbindung mit dem Landgrafen von Thüringen trat nun als Stiftspfleger den Eindringlichen entgegen, brachte ihnen mehrere Niederlagen bei und belagerte sie in ihrer Burg Poppenhausen. Allein die fuldischen Stiftsvasallen fielen treulos ab, und die fuldischen Städte versagten dem Bischofe sogar das ihm bei der übernommenen Stiftungspflege eingeräumte Oeffnungsrecht, so daß Gerhard die Belagerung aufgeben mußte. Um sich für diese Treulosikeit zu rächen, belagerte Gerhard, nachdem seine Pflegschaft beendet war, und nach des Abtes Friedrich Tod Johann I. von Merlau die Regierung in Fulda übernommen hatte, im J. 1395 die Stadt Hammelburg abermals. Unmittelbar vorher hatte er in einer neuen Fehde mit Dietz von Thüngen den Sodenberg erobert und ihn den Rittern Reinhard, Voigt und Fritz von Hutten  am 5. März 1395 um 2000 fl. Übergeben unter der Bedingung, daß sie noch 1000 fl. Auf den Ausbau der Burg verwenden sollten18. Mit Hammelburg aber hatte der Bischof nicht so leichtes Spiel. Die Bürger machten einen muthigen Ausfall und trieben den Würzburger zurück, so daß er abziehen mußte.
Die Tapferkeit der Hammelburger, erprobt und gestärkt durch die fortwährenden Fehden, muß damals eine gewisse Berühmtheit gehabt haben, denn wir lesen in der Schweinfurter Chronik vom J 1387, daß die Stadt in einer Fehde mit Würzburg mehrere Schützen von Hammelburg bestellt hatte.
Unter Abt Johann I. Regierung war Deutschland von inneren und äußeren Feinden so zerissen, daß auch der Abt von Fulda sich gezwungen sah, die ohnedieß schon zerrütteten Kräfte des Landes mehrmals zu sammeln und zu benützen. Bei Antritt der Regierung fand er in Folge der durch die gräuliche Befehdungs- und Verwüstungssucht der Zeiten dem Stifte zugefügten Schäden eine Schuldenlast von 300,00 fl. vor, und bei den vielen dringenden Bedürfnissen, welche die Wiederherstellung der verbrannten und zerstörten Kirchen und Klöster, die Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, sowie die Verwaltung des Landes erforderten, war es schwer, die nöthigen Summen aufzubringen.
Die Abts- und Klosterkasse war erschöpft, der Bürger und Landmann durch mangelnden Verdienst und die vielen Plünderungen verarmt, so daß nichts Anderes übrig blieb, als Städte, Burgen, Renten, Rechte und Güter zu versetzen oder zu verkaufen.
So kam den auch Hammelburg in den Pfandbesitz des Grafen von Rieneck (1426 – 1464), dann in jenen der Henneberger (1464 – 1478) und, nachdem es eingelöst war, 1496 abermals an die Grafen von Henneberg 19.
Weniger zum Zwecke eines Privilegiums, als vielmehr zur Ersparung im fürstlichen Finanzhaushalte scheint damals der Stadt Hammelburg das Münzrecht verliehen worden zu sein.
In einem am Mittwochen nach Allerheiligen 1400 gegebenen Münzmandate befiehlt Abt Johann I., daß sein Münzmeister zu Hammelburg und Vacha „muntzen  sol nuvve grosse Phennige, deren sullen drissig uf ein Lot gen und solle besteen zu acht Loten“ (die Mark zu 8 Loth Silber berechnet). „Auch soll er muntzen und stahen eleyne Phennige, der sullen sesse und drissig uf das Lot  gen und sullen besteen zu funffte halben Lote“ (die Mark zu 4 ½ Loth Silber).
Beide Münzsorten wurden zu Hammelburg von Rymmberger, als zeitigem Münzmeister, ausgeprägt. Die Münzstätte befand sich im s. g. Büchsenhofe, welcher auch das Arsenal der Vorzeit war und unter diesem Namen, - freilich mit veränderter Einrichtung, noch besteht. Nach Schannat (hist. Fuld. P. 70 § III.) war die Münzstätte vor 100 Jahren noch zu sehen. Zwar schreibt Reg.-Dir. Herquet in Schneiders Buchonia I. 1. 130, daß der Stadt Hammelburg niemals ein Münzrecht weder zuständig noch überlassen worden sei, und es deßhalb ein Mißgriff wäre, wenn man eine in der Hammelburger Münzstätte geprägte Münze für eine städtische ansehen wollte. Allein aus der weiter unten erwähnten Chroniknachricht des folgenden Jahrhunderts dürfte doch das Gegentheil anzunehmen sein.
Die erste Spur eines nach dem erwähnten Mandate unter Abt Johann I. zu Hammelburg wirklich geprägten Pfennigs findet sich in J Mader kritische Beiträge zur Münzkunde des Mittelalters VI., Prag 1813, Seite 221, wo er sagt:
„Ich besitze einen Obol: HAMIL (oder N)BO-; Hauptsite ein dicker Kopf mit breiter Insel, Rückseite, wie es scheint, die nämliche Umschrift. Im Felde eine Blume (Lilie?). Hammelbug im Fuldischen. Man könnte auf Amöneburg rathen. Im Groschenkabinete IX. Fach S. 20 ist ein Pfennig Siegfrieds, Erzb. Von Mainz, zu AMENBVRG geprägt, doch sind hier auf der Rückseite zwei Räder unter einem Thurmgebäude.“
Diese Münze ist in der Folge nach Wien gekommen undwird von J. Appel genauer so beschrieben: H.=S. ein geinfulter Kopf, Umschrift HAMILO… R.=S. ein Wappenschild mit drei Blumenstängeln (offenbar die Lilien im Hammelburger Wappen). Die stark verwetzte Umschrift scheint folgende zu sein: +N…ENBORC. (Wohl richtiger H…ENBORC (Hamelenborc). Die Münze ist sehr dünne.“
Eine andere alte Münze wird folgendermaßen beschrieben: H.=S. Das Brustbild des Abtes mit breiter Insel auf dem Haupte, einem Stabe in der Rechten und einem Buche in der linken Hand, unten durchgehend bis auf den Rand durch die Umschrift in Mönchsschrift: ..ILBORG. R.=S. ein Wappenschild mit drei Lilienstängeln. Umschrift: +M….ANF….. Die abgeschnittenen und ausgebrochenen Buchstaben der Umschrift glaubt Regierungs-Director Herquet in Fulda lesen zu dürfen: H.=S.:HAMILBORC. Rückseite MONETA Nova FVLDENses.
Es wird daher diese Münze als ein fuldaischer zu Hammelburg in der Münzstätte des Abtes geprägter Solidus (er wiegt gegen 16 Gr.) zu halten, und anzunehmen  sein, daß auch die vorgeschriebene Münze ein solcher, wenn auch kleinerer oder geringerer Denarius sei.
Dem besagten Forscher theilte auch Ch. J. Götz in Dresden eine kleine Münze mit unter der Aufschrift: Hammelburg, welche beschrieben ist: H.=S. der Kopf des Abtes mit breiter Mitra. Umschrift in Mönchsbuchstaben: HAMILOBORG. R.=S. ein Wappenschild mit drei Lilien. Umschrift: HAMILBORG, unzweifelhaft ein zu Hammelburg geprägter fuldaischer Denarius.
Die letztere und die erstere Münze scheinen die kleinen Pfennige zu sein, welche Abt Johann I. zu Hammelburg zu prägen befahl, da deren wohl 36 auf ein Loth gehen, dagegen könnte die zweiterwähnte Münze, weil sie noch einmal so schwer als die kleinere ist, der fragliche größere Pfennig nicht sein; sie wird vielmehr aus einer späteren Zeit stammen.
Daß Münzen im darauffolgenden Jahrhunderte noch in Hammelburg geprägt wurden und daß diese städtische Münzen waren, dürfte sich aus folgenden Stellen der Klosterchronik ergeben:
Anno 1544 cusa est moneta Hammelburgi sequente norma: una pars ostendit Bonifacium com hac inscriptione: Sanctus Bonifacius Episcopus; altera pars ostendit insigne civitatis com hac inscriptione: Moneta nova civitatis Hammelburgensis 1544.
Anno 1558. Cusae sunt monetae argenteae Hammelburge, quarum una pars ostendit duplam aquilam com corona et in pectore aquilae mindum, com hac inscrptione: Dei Gradia Carolus Rom. Imperator semper augustus; altera pars ostendit insigne civitatis, cum hac inscription: Moneta nova Civitatis Hammelburgensis 1558.
Schon wieder ist Hammelburg in eine Thüngen’sche Fehde mitverwickelt. Die Edlen Karl und Engelhard von Thüngen hatten dem Stifte Fulda mehrfache Beschädigungen verursacht und waren neuerdings mit dem Würzburger Bischofe Johann II. wegen Beraubung des Abtes von Ebrach, sowie wegen Rückforderung eine Darlehens von 6000 fl. in Streit gekommen, hatten sich zugleich mit Dietz und Siegmund von Thüngen verbündet.

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