Hammelburger Geschichte(n)

Dieser Fürstabt nahm dann am Kriege selbst Thei. Und fiel in der Schlacht bei Lützen (16. November 1632), wo er neben Pappenheim und den kaiserlichen Generalen gekämpft hatte.
Während dessen hatten die Hessen das ganze Fuldaer Land occupirt und geplündert.
Am 23. April 1632 kamen viele leere Fässer von Kassel nach Fulda und von da am andern Tage nach Hammelburg.
Hier wurden sie „von des Abtes Wein gefüllt“, am 2. Mai wieder nach Fulda zurückgeschafft und von dort am 6. Mai auf 47 Wägen nach Kassel geführt 32.
Am 17. Juli 1633 nahm darauf ein hessischer Statthalter auch Besitz von Hammelburg und ließ dem Landgrafen angeloben.
Zugleich wurde die Reformation auf’s Neue versucht und ein Calvinischer Pfarrer mitgebracht, welcher sofort auch in Function trat und des Jörg Ganzmann’s Töchterchen Katharina zum ersten nach calvinischem Ritus taufte.
Aber schon im darauffolgenden Jahre wurde der „neue Glaube“ wieder abgeschafft, indem am 12. Juni 1634 durch drei Abgeordnete des Raths und einen Mitbürger von H. bei dem Landgrafen Wilhelm von Hessen zu Frankfurt die „gesperrte katholische Religionsausübung“ erwirkt, und darauf am Tage M. Magdalenä das Spitalkirchlein wieder eröffnet wurde.
Neue hessische Kriegstruppen waren zu Anfang des Jahres 1634 nach Hammelburg gekommen; im August schafften sie 2 Stücke und 3 Feuermörser nach Kassel, weil die kaiserlichen Truppen anrückten, von denen sie auch im September aus H. vertrieben wurden.
Hiebei flüchteten alle hessische Beamte „mit Kutschen und Wägen, Weib und Kind, Sack und Pack“ nebst vielen Leuten aus dem Amte Hammelburg nach Fulda.
Kroaten lagen dann zu H. im Quartier und gegen Ende November 1634 kam der kaiserliche General Piccolomini zweimal durch die Stadt, „wobei es an Erpressungen so wenig als bei den Schweden fehlte“ 33 .
Am 15. Januar 1635 war Fürstabt Johann Adolph von Hoheneck auf der Rückreise von Würzburg, wohin er sich zu Franz von Hatzfeld geflüchtet hatte, in H. erkrankt und starb daselbst am 16. Felbruar.
Im Juli dieses Jahres marschierte die kaiserliche Armee unter General Francesco Marchese di Savonna mit 16 Regimentern zu Roß und Fuß durch H. nach Gemünden. Langendorf brannte damals ganz ab.
Nachdem zu Ende des Jahres 1635 eine Abtheilung Kaiserlicher unter Hauptmann Pröstler gegen Fulda durch H. gezogen und zu Anfang des nächsten Jahres wieder zurückgekommen war, lag am 29. April 1636 der Stab vom polnischen Regimente sowie der Stab des General-Feldmarschall-Lieutenants Grafen von Götz zu  H., und hat die Stadt alleine – ohne die Aemter – wöchentlich 1000 Reichsthaler Contributation entrichten müssen.
So fürchtete und haßte man den „Freund“ fast noch mehr als den Feind.
Als daher am 20. März 1637 „der kaiserl. Oberst Devreux (Deveroux?) Anstalt machen ließ, daß sich sein Regiment gegen die Stadt H. feindlich erzeigt habe und vor die Stadt gerückt ist, war der Oberst in Person in der Stadt zum Engel, hat aber mit ziemlichem Schimpf, weil sich die Bürger wachsam in der Wehr gehalten, wieder abziehen müssen.“
„Anfangs September 1640 marschirte des kais. Obersten M. Gallas Regiment zu Pferd in H. ein; zu Anfang Mai 1641 lagen die „Fossischen“ daselbst.“
„Am 2. Dezember 1643 kam der hessische Oberst Cornelius v. Grott vor die Stadt mit seinem Regiment und verlangte Quartier, welches ihm aber abgeschlagen wurde, so daß er unverrichteter Dinge wieder abziehen mußte.“
Im Frühjahr 1646 erpreßte Erzherzog Leopold von Oestereich durch seinen Generalcommissär Wenzel Freiherrn v. Zaradechy und seinen Proviantmeister Lieutenant Weger bedeutende Lieferungen für die erzherzogliche Tafel. Die Stadt war fortwährend vom kais. Hofstabe besetzt, welcher alsbald sämmtliche Weinvorräthe verschlungen hatte; es wurden deßhalb im Juli 70 Eimer Wein von Schweinfurt requirirt, welche auch abgeschickt, jedoch unterwegs vom Feinde weggefangen wurden.
Am 13. Dezember 1646 kamen Königseck’sche Reuter von Schweinfurt nach H. und nahmen den Bewohnern vor der Stadt 140 Schafe und 18 Stück Rindvieh weg.
In diese Zeit der Kriegsereignisse fällt auch eines jener inneren politischen Zerwürfnisse des Landesherrn mit Aufrührern, welchen wir in der fuldaischen Geschichte öfters begegnen.
Nachdem am 26. Januar 1644 Joachim Freiherr von Gravenegg, Capitular des Stiftes Fulda und Propst zu Holzkirchen, in Hammelburg angekommen war mit der Nachricht, daß Abt Hartmann Georg von Neuhof mit Tod abgegangen sei, und nachdem er Namens des fürstl. Capitels vom Oberschultheißen, Amtsverweser auf Saaleck, dem Keller, Bürgermeister und Rath die Huldigung angenommen hatte, kurz nachher aber selbst durch einhellige Wahl zum Fürstabte erwählt worden war, kam bald darauf der seitherige Coadjutor de Stiftes Johann Valentin Sintzig nach Hammelburg, protestirte gegen die vorgenommene Abtswahl und wußte es sogar dahin zu bringen, daß der Landesherr, als er selbst mit Gefolge vor Hammelburg gekommen war, von dem daselbst lagernden Obersten v. Mandeslohe nicht eingelassen wurde.
Die Sache wurde jedoch aus „Interposition und Unterhandlung vornehmer Herren“ später der Art ausgeglichen, daß genannter Coadjutor gegen Einräumung jährlicher Bezüge vom Schloß Saaleck und der Propstei Holzkirchen „das Fürstenthum cedirte“, worauf am 7. April 1644 dem gewählten Abte vom Rathe und der Bürgerschaft zu H. auf dem Rathhause gehuldigt wurde.
Vom J. 1656 meldet der Chronist große Wohlfeilheit, indem am 24. Januar Wilhelm Hofstetter, Gastgeber zum Engel, dem Meister Balthasar Albert, Schuster, ein Malter Korn für ein Paar Schuhe bezahlt und das Malter Korn nur 5 – 6 Knopfstücke gekostet habe.
Noch unerhörter (freilich mit dem Beisatze – hoc non facile credidero) wird vom J 1557 geschrieben, daß man zwei Malter Korn für ein Paar Schuhe habe bezahlen müssen, da das Malter nur 10 gute Batzen oder 4 Kopfstücke gekostet habe.
Am 16. September 1660 wurde zu Hammelburg durch den dortigen Notar Johann Wolf Eising jenes Instrument errichtet, welches den Ausgangspunkt eines in neuerer Zeit entstandenen verwickelten Prozesses zwischen den Herren von Thängen und der Universität Würzburg Betreffs des Gutes Sodenberg bildet, und wodurch der Act über die erkannte Immission der Universität in alle Einkünfte des Gutes Sodenberg auf so lange, bis das von ihr vorgeschossene Kapital zu 9000 fl. nebst Zinsen bezahlt wäre, vollzogen wurde. (Näheres im Archiv d. histor. Vereins f. Unterfr. Bd. IX. Heft 2. S. 100.)
Von den Raubkriegen, welche Ludwig XIV. von Frankreich unter Kaiser Leopolds Regierung in Deutschland führte, wurde H. mehrmals berührt. Es wir darüber unterm 2. August 1673 berichtet:
„Der Kgl. Französiche Feldmarschall de Turenne, welcher seines Königs Wappen vor’m Jahr in Holland wider die Generalstaaten selbiger vereinigten Provinz gebraucht um einiger Ursach wider ihre Churfürstl. Durchlacht zu Brandenburg bis in die Grafschaft Lippe und Waldeck auch gar bis in die Wetterau gezogen, hat aus seinem Hauptquartier zu Wetzlar von dem Stifte Fulda 600 Stück Rindvieh – zwar um Zahlung – und bis nach Grüneberg seinen Commissarien zu liefern begehrt; deren man erstmals 400 Stück geschickt, die übrigen 200 aber in Kurzem auch schicken mußte. Besagter Turenne hat dafür dem Stifte Fulda schriftliche General Salva Guardia gegeben und persönlich zu geben sich angeboten; darauf man die erste angenommen, der andern aber sich bedankt“ 34.
Weiter heißt es: „Zu Angang Oktober 1673 hat man, um Einquartierung und Durchzug des Kriegsvolkes abzuwenden, dessen man in großer Gefahr gestnden, 300,000 Pfund Brod freiwillig aus allen Aemtern des Stiftes in das kaiserliche Feldlager zu führen versprochen und auch nachher nach Gemünden geliefert, als das Lager von Lohr bis „schier“ nach Gemünden, nämlich nach Prozelten etliche Tage lang gestanden.“
Zwei Jahre später hat Hammelburg dem im Stifte einquartierten Brandenburgischen 2. Regimente zu Fuß für die Monate Februar, März, April und Mai bei 2300 fl. geben müssen, ohne andere Unkosten.
Am 26. Dezember 1677 Nachts zwischen 10 und 11 Uhr ist der Fürstabt Bernard Gustav, Markgraf zu Baden und Hochberg, in der Kellerei zu H. in der vorderen Stube gegen den Garten gestorben. Aus dem protestantischen Hause der Markgrafen von Baden-Burlach entsprossen und zur katholischen Religion übergetreten, war er einer der wenigen Cardinäle deutscher Zunge, hatte sich als solcher bei der Wahl des Papstes Innocens IX. in Rom betheiligt und war auf der Rückreise begriffen, als ihn der Tod zu H. erreichte.

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