Hammelburger Geschichte(n)

 

 

SAALEGAU=SAGEN

Die Rettung der Trimburg

Tobias Ebel(e)in war ein Mann von seltener Unerschrockenheit und Entschlossenheit. Er hatte als Kommandant der Festung Königshofen den Schweden hartnäckigen Widerstand geleistet und erst vor erdrückender Übermacht sich saaleabwäts zurückgezogen. Mit ein paar hundert Leuten hatte er sich schließlich auf die Trimburg, unterhalb Kissingen, gerettet. Die Schweden hatten ihn zwar eingeschlossen, hatten aber zunächst - ohne zu stürmen - auf dem anderen Ufer der Saale, bei Elfershausen, ein Lager bezogen, welchen Ort man heute noch die „Schwedenschanze" nennt. Durch Sperrung aller Zugänge hofften sie, bald die Besatzung der Trimburg aushungern zu können
Die Not der also Abgeschnittenen stieg aufs höchste, Fleisch, Mehl und Wein waren ausgegangen, Brot und Salz knapp geworden. Mit dem letzten Schwein aber, das noch am Leben war, schien Ebelein etwas Besonderes vor zu haben, als er endlich erlaubt hatte, es zu schlachten und recht knusperig zu braten. Die abgezehrten Verteidiger scharten sich mit schlotternden Kleidern und Leibriemen lüstern um das Feuer und schätzten, sich die Lippen leckend, die Portionen ab, die der einzelne wohl bekommen müßte. Doch Ebelein trat vor seine Leute und sprach also: „Liebe Leute! Ihr habt tapfer alle Nöte mit mir geteilt, seit uns die Schweden belagern. Heute essen wir unser letztes Stücklein Brot. Ich meine, ob wir dazu einen Bissen Fleisch essen oder nicht, macht unser Elend nicht kleiner. Es kann aber unsere Rettung sein, wenn wir auf den Braten verzichten. Ich habe zuverlässige Kunde erhalten . auch der Schwed hat die Belagerung satt. Schießen wir ihnen das Schwein hinüber und machen sie glauben, wir sässen noch tief im Haber; dann, meine ich, geben sie die Sache auf und ziehen ab." Zuerst machten die Hungrigen lange Gesichter ob der Rede; doch war keiner, der Einspruch wagte. So schob man eine doppelte Ladung Pulver in das Geschütz, setzte das Schwein als Geschoß davor und Ebelein selbst tat den Schuß.
Die Schweden staunten gar sehr ob des seltsamen Geschosses, das sie gleich vor ihren Obersten brachten. Der bestellte alsbald seine Offiziere zu einem Kriegsrat. Und alle waren derselben Meinung, eine weitere Belagerung habe keinen Sinn, wenn man drüben noch solche Stücke zu verfeuern habe. Die Burg müsse doch wohl unterirdische Zufuhr haben. So rief man die Wachen von allen Zugängen ab, hob das Lager auf und zog ab. Die heldenmütigen Verteidiger waren durch Ebeleins List gerettet worden.
Nach Langs ,.Unterfänkische Sagen"

Die eifersüchtigen Mägde

Zwei Mägde von Obereschenbach hatten auf dem Felde gearbeitet und gingen am Abend heimwärts. Sie sprachen von der Arbeit, von ihrer Herrschaft und schließlich von den Burschen des Dorfes. Als sie von ihren Liebsten erzählten, stellte sich heraus, daß beide an denselben Burschen ihr Herz verloren hatten. Da regte sich bei beiden Eifersucht und Haß. Es kam zu heftigem Streit; jede wollte das Vorrecht haben und keine wollte nachgeben. Aus dem Streit wurde ein wütender Kampf der Eifersüchtigen, die mit ihren Sicheln wild und unbarmherzig aufeinander einschlugen und sich Leib und Gesicht zerfleischten. Vom Blutverlust entkraftet sanken sie dann zu Boden; sie starben an der gleichen Stelle, wo heute noch ein Stein an den unsinnigen und unseligen Kampf erinnert.
Nach mündlicher Überlieferung

Die Stiftung der Kapelle zu Euerdorf

Zwei Brüder waren ins heilige Land gezogen und mußten jahrelang in türkischer Gefangenschaft schmachten, wo sie schwere Sklavenarbeit verrichteten. Eine christliche Jungfrau, die eine Leibeigene des türkischen Machthabers war, kündete ihnen eines Tages, daß ihr Tod beschlossen sei. Da beteten die zwei inbrünstig zur Gottesmutter und gelobten im Kerker, daß sie ihr eine Kapelle erbauen wollten, wenn sie errettet und wieder zurück nach Deutschland gelangen würden. Sie schlummerten ein und als sie erwachten, lagen Pilgerkleider vor ihnen, mit deren Hilfe ihnen verkleidet die Flucht gelang. Drei Jahre mußten sie pilgern, bis sie die Heimat erreichten und das Saaletal wieder erblickten Doch niemand erkannte sie, denn dreißig Jahre waren sie der Heimat fern gewesen. Im Herzen jubelnd erreichten sie ihren Ort, Urdorf, und erfüllten getreulich ihr Gelübde. So ist die Willibrordskapelle entstanden.  Urdorf ist das heutige Euerdorf.

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