Fränkischer Fischer
Er war am kleinen Fluß zu seh'n,
An Wassern, die voll Röhricht steh'n,
Das in der Herbstnacht niederbricht.
Das Netz zog aus dem schwarzen Grund
Die Fische, fett und flossenbunt:
Grausam und kalt blieb sein Gesicht.
Vor Regenfall und nahem Wettersturm
Warf er die Angel mit dem roten Wurm.
Der Knabenblick hing ganz gebannt am Kiel,
Ein heller Fisch flog in den flachen Kahn,
Nach dem wir mit Piratensehnsucht sah'n,
Barfuß, durchnäßt beim Muscbelspiel.
Ich bin noch tief in jenem Knabenjahr:
Die Sandsteinbrücke spiegelte sich klar,
Ein schwarzes Wasserhuhn zog seinen Kreis,
Der messerlange Weißfisch blitzte hell,
Der Pfeil des Hechts schoß aus der Lauer schnell,
Der kleine Fluß war bläulich, abendleis.
Ich wußte es und weiß es heute noch :
Das Ungeheure, das ich damals roch,
War zwar nur Wasser, Teer und harter Kies,
Nur Nässe, Sand und kalter Pfeifenrauch,
Nur Fischgeruch und fauler Sumpfrohrhauch –
Mir war es Duft aus einem Paradies.
Ich wußte es: So riecht das Inselmeer,
So überwild nach Tang und zähem Teer,
So riecht der Wind, der Heringssegel schwellt.
So riecht die geile Hafennacht bei Sansibar,
So schön, so stark, so wunderbar:
Ich wußte es, so riecht die ganze Welt.
Anton Schnack