Die Eröffnung der Strecke Hammelburg - Bad Kissingen am 25. April 1924, vor 31 Jahren
Über die Vorgeschichte dieser Teilstrecke findet sich in dem Aktenbund „Gemünden-Hammelburg-Bad Kissingen" des Verkehrsarchiv in Nürnberg aus den Jahren 1921 -1929 folgende aufschlußreiche Zusammenfassung: Der Umbau der Lokalbahn Gemünden-Hammelburg in eine eingleisige Hauptbahn und der Neubau einer eingleisigen Hauptbahn von Hammelburg nach Bad Kissingen wurde vom Bayer. Landtag 1908 genehmigt und zwar zwecks Verbesserung der Verkehrsbeziehungen zum ersten bayerischen Bade- und Kurort Bad Kissingen, gegen Westen (Frankfurt, Darmstadt, Rheinstädte), wohin sich eine Reisewegabkürzung von 24 km ergibt; ferner sollte der Ausflugsverkehr der nächsten bayerischen Städte nach Bad Kissingen erleichtert und schließlich ein örtlicher Verkehr im dichtbevölkerten Saaletal zwischen Hammelburg und Bad Kissingen wegen seiner großen Waldbestände und Sandstein-Lager aufgeschlossen werden. Die Projektierungsarbeiten konnten so rasch gefördert werden, daß im Jahre 1910 mit dem Umbau begonnen und dieser 1914 im wesentlichen vollendet werden konnte. Für die Neubaustrecke Hammelburg - Bad Kissingen dagegen gestaltete sich die Entwurfsbearbeitung außerordentlich umfangreich und schwierig, denn es mußten, mit Rücksicht auf die besonderen örtlichen Verhältnisse, die Möglichkeit eines neuen Bahnhofs und die berechtigten Belange des Badeortes Kissingen bei einer großen Anzahl von Wahllinien eingehend untersucht werden. Die Verhandlungen mit den Interessenten, vor allem der Stadtgemeinde Kissingen, sowie mit den Grundabtretungspflichtigen zogen sich bis 1914 hin und verzögerten immer wieder die Inangriffnahme des Baues. Als endlich hinsichtlich des neuen Bahnhofes, der Tunnelanlage und der Viadukte beim Ballingheim eine Einigung mit Stadt und Privaten erreicht war, trat der Kriegsausbruch dem Bau hindernd in den Weg. Während des Krieges mußte aus strategischen Gründen die Frage des zweigleisigen Ausbaues der Strecke Gemünden-Kissingen-Neustadt untersucht werden, deren Verwirklichung nach dem unglücklichen Kriegsausgang ausschied. Nach Kriegsende konnte man endlich im Jahre 1919 den Bau der Teilstrecke Hammelburg - Bad Kissingen beginnen. Die ungünstige Finanz- und Wirtschaftslage zwang aber dazu, die neue Linie vorerst in den alten Bahnhof Bad Kissingen einzuführen, weil damit eine Kosteneinsparung von etwa 4 Millionen Mark erzielt wurde. Am 12. April 1924 erging folgende Weisung der Gruppenverwaltung Bayern der Deutschen Reichsbahn an sämtliche Dienststellen: „Am 15. April 1924 wird die hauptbahnmäßig erbaute, eingleisige Bahn Hammelburg - Bad Kissingen in Betrieb genommen und mit der seit 1. April 1884 als Nebenbahn in Betrieb befindlichen, in eine eingleisige Hauptbahn umgebauten Strecke Gemünden - Hammelburg in der Gesamtstrecke vorläufig nebenbahnmäßig betrieben. Die Linie schließt in Gemünden an die Hauptbahn Würzburg-Aschaffenburg, in Bad Kissingen an die Hauptbahn Schweinfurt-Ebenhausen-Bad Kissingen an. Es finden die Bestimmungen für Nebenbahnen Anwendung."
Die Eröffnungsfeierlichkeit am 25. April 1924 umfaßte das folgende, vom Präsidenten Koch der RBD Würzburg, entworfene Programm: Vormittags 9 Uhr Begrüßung der Ehrengäste am Bahnhof Bad Kissingen. Abfahrt nach Hammelburg etwa 9.30 Uhr. In Hammelburg Festzug und Begrüßung am Marktplatz, hierauf Frühschoppen im Winzerkeller mit einer Ansprache des Bürgermeisters und Erwiderung des Präsidenten der RBD Würzburg. Nach etwa 1/2 stündigem Aufenthalt Rückfahrt nach Bad Kissingen. Etwa 12.45 Uhr Frühstück mit Ansprachen des Finanzministers, des Reichsbahnpräsidenten und des Badekommissärs. Etwa 4.50 Uhr Rückfahrt der Hammelburger.
Die Saaletalbahn hat die bei der Planung in sie gesetzten Erwartungen voll erfüllt. Dazu kommt heute noch ihre Bedeutung als Zubringerbahn für das Industriezentrum Schweinfurt.
Verkehrs-Archiv Nürnberg