Unser Büchelberg
Der Büchelberg trug ehemals, wie viele Berge des Frankenlandes, auch eine Burg. Deren Besitzer waren die Edlen von Buchelberg, deren erster Vertreter Berthold 1230 urkundlich erwähnt wird als Zeuge des Kaufvertrages zwischen Graf Otto III. von der Bodenlaube (bei Bad Kissingen) und dem Bischof Herrmann von Würzburg. In der Zeit zwischen 1244-1402 tauchen unter den Lehensträgern der vorgenannten Grafen von der Bodenlaube auch verschiedene Herren von Buchenau auf, welche Familie gleich sein dürfte mit den Edlen von Büchelberg. In anderen Urkunden heißen sie „die Buchenauer, die Buchner, die Herren von Buchenberg". Gerade diese letzte Bezeichnung läßt mit großer Sicherheit darauf schließen, daß ihre Stammburg auf unserem Buchen- oder Buchelberg stand. Das Wappen der Herren von Buchenberg zeigte 3 silberne Mondsicheln im blauen Feld, während sie als Helmzier zwei innen goldgeränderte Urhörner trugen, die an beiden Enden mit Sträußen (oder waren es Straußfedern?) geziert waren.1) Ein Heinrich von Buchenberg besaß laut einer Urkunde des Bayr. Staatsarchivs Würzburg im Jahre 1303-14 Lehensstücke südwestlich von Arnshausen und 4 Morgen Weinberge am Schloßberg zu Bodenlauben, die er 1317 verkaufte, außerdem noch den Weinzehnt von 2 Weinbergen in Feuerthal. Er starb 1345 und ist wohl die gleiche Person, die in einer Urkunde des Klosters Thulba vom Jahre 1329 erwähnt wird als „auf dem Buochineberg wohnend". Eine Anna von Buchenberg war Äbtissin im Kloster Thulba.
Von der Familie der Edlen von Buchelberg lebt kein Nachkomme mehr. Auch von ihrer Stammburg ist kein Stein mehr auf dem anderen geblieben. Die besten und festesten Steine hat man 1775 herunter nach Hetzlos geschafft und dort zum Kirchen- und Schulbau verwendet. Bereits am 7. Januar 777 gab König Karl der Große seinen nächst der Fränkischen Saale gelegenen „Königlichen Fiskus" dem Kloster Fulda, welcher Schenkung auch eine ganz genaue Markbeschreibung beigegeben wurde. Darin ist vom „Ennesfirst" die Rede, den wir mit ruhigem Gewissen als unseren Büchelberg annehmen dürfen. Der ursprüngliche Besitzer des „Ennesfirst" soll ein in Erthal wohnender Ansuin gewesen sein, woraus sich dann „Ennes-First" gebildet hätte.
Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts verwendete man die Basalt- und Buntsandsteine des Büchelberges zum Ausbau und zur Verbreiterung der Straße Fulda-Hammelburg. Bei der Gewinnung dieses Straßenbaumaterials ging man wenig rücksichtsvoll vor. Um einen allzu schweren Mißgriff zu vermeiden und dem Büchelberg ein ähnliches Schicksal wie dem Sodenberg fernzuhalten, wurde sein ganzes Kuppengebiet unter Naturschutz gestellt mit der Begründung- „Der Büchelberg beherrscht das Bild der ganzen Umgegend. Er ist außerdem bedeutsam durch seine vielgestaltige Pflanzenwelt. Dazu hat er noch in der Geschichte der deutschen Einigung eine Rolle gespielt: Auf halber Höhe des Büchelberges nahmen in der Nacht vom 8. auf 9. Juli 1866 zwei bayr. Geschütze, gedeckt von Kürassier- und Infanterieregimentern, Aufstellung, um die von Brückenau her vordringenden Preußen am Weitermarsch zu hindern. Doch gelang diese Absicht nicht. Es kam zu einem längeren Feuergefecht und schießlich eröffneten die auf dem Gipfel des Büchelberges aufgefahrenen preußischen Batterien den Kampf um Hammelburg bzw. den dortigen Saaleübergang." Sogar im Jahre 1953 mußte Landkreisbeauftragte für Naturschutz noch mals eingreifen, als ein Basaltwerk den Gipfel kaufen wollte, um dort das nötige Rohmaterial für Bahn- und Straßenbau zu gewinnen. Unser ehemaliger Vulkan befindet sich jetzt im Besitz verschiedener Bauern aus Hetzlos, Neuwirtshaus und Untererthal, die dort oben mit mehr oder minder großer Mühe die Felder („Bergacker") bestellen. Erwachsene und Kinder durchstreifen das ganze Berggebiet auf ihren Wanderungen, manchmal auch, um dort verschiedene Waldbeeren und Kräutlein zu suchen. Dabei stoßen sie bisweilen mitten im Waldesdickicht auf sogen. „Hünengräber" aus grauer Vorzeit, die uns Menschen der Neuzeit sagen, daß im Bereich des Büchelberges vielleicht schon Leute lebten, als man an uns Kinder des 20. Jahrhunderts noch lange nicht dachte. Ob der „Lausbub des Saaletals" nicht auch einmal eine Fliehburg trug, die in Notzeiten den Bewohnern der Umgegend zur letzten Zuflucht diente! Nach verschiedenen Angaben waren an den Hängen des Büchelbergs früher auch Weinberge angelegt doch ist davon heute keine Spur mehr vorhanden. Nur Hausweinstöcke an einigen Gehöften von Hetzlos sollen Ableger von jenen „Wingerten" am Büchelberg sein. Wie aus alten Urkunden hervorgeht, ließen jahrhundertelang die anliegenden Gemeinden ihre Herden in den Gefilden des Büchelbergs weiden. Da kam es auch wiederholt zu erbitterten Kämpfen zwischen den Hirten bzw. ihren Ortschaften. Auch darüber erzählen uns Schriftstücke, die sich heute noch in den Archiven bzw. im Bayerischen Staatsarchiv Würzburg befinden, noch viel Interessantes. Vielleicht ist es möglich, daß in einer späteren Nummer der „Heimatblätter" darüber ein Aufsatz erscheint. Heimat- und Naturkundlern sowie Geschichtsforschern bietet „unser Büchelberg" also reichliche Gelegenheit zu eingehenden Studeim.
J. N. Nöth, Hetzlos.
') Anmerk. des Herausg. Es ist eine silberne Mondsichel, an den Enden mit je 5 Pfauenfedern. (Schannat 1726, Grünenberg Bl. 171. Heinr. v. Buchenan + 1345 war Fuld. Lehensmann zu Hammelburg.