Der Sodenberg im Bauernkrieg
Schon zu Anfang des Aufruhrs - am Gründonnerstag 1525 - hatten sich die Bauern des Amtes Trimberg erhoben. Daher war der Adel auf eine kriegerische Auseinandersetzung mit seinen Untertanen vorbereitet.
So waren die v. Thüngen aus Adelsberg, Arnstein, Büchold, Höllrich und Thüngen mit denen v. Hutten und andere vom Adel schon frühzeitig auf den Sodenberg geflüchtet, dessen Besatzung bis zur Einschließung auf mehr als 200 Reisige angewachsen war.
Ihre Tätigkeit dort beschränkte sich nicht nur auf die Verteidigung der Burg, sondern erstreckte sich auch auf Züge, die mit den Verteidigern von Schloß Zeitlofs in die Umgebung unternommen wurden. Sie ermöglichten die Versorgung der Burg mit Proviant und verbreiteten Schrecken unter den unruhigen Bauern.
Neben der Brandschatzung in Michelau und einer Gewalttat am 22. Mai 1525 in Gräfendorf, haben Adlige im Hin- und Herreiten zwischen Reußenberg und Sodenberg einige Bauern „mit mortlicher tat und handlung jemerlich entleybt".
Diese Gewalttätigkeiten riefen großen Schrecken unter der Landbevölkerung hervor, besonders im Verein mit dem ausgesprengten Gerücht, es würden sämtliche Orte im Talgrund verbrannt werden.
Die bedrohlichen Nachrichten vom Sodenberg brachten auch die Bauernhaufen in Euerdorf, die Ascha, Aura und Bildhausen eingenommen und geplündert hatten, in große Aufregung. Der Aufforderung der Würzburger Hauptleute, den Sodenberg unschädlich zu machen, kamen sie willig nach.
So gelangte der mit den Brückenauern, Hammelburgern und Saaleckern verstärkte Haufen unter Führung der Auraer, Frauenroder und Wald-Aschaer Hauptleute (auch solche von Adel waren dabei!) am Mittwoch, den 24. Mai 1525 vor den Sodenberg.
Zuvor hatten sich die Hammelburger und Saalecker durch die Zerstörung von Kloster Thulba und Schloß Saaleck freien Rücken geschaffen und den Sodenberg durch Wegnahme eines dorthin fahrenden Fuhrwerks, beladen mit Schwefel und Pech, Eisen und Blech, geschädigt. Der Sodenberg wurde von ca. 1400 Aufständigen belagert, eingeschlossen und am 27. Mai - vergeblich - zur Übergabe aufgefordert. Dann kamen die Angreifer durch unausgesetzte Tag- und Nachtarbeit bis zum 30. Mai so nahe an die Burg heran, daß sie die Verteidiger auf dem Wall mit ihrem Handgeschütz erreichen konnten. Zur Niederwerfung des Mauerwerks mußten sie erst ein „Hauptgeschütz" herbeischaffen, das sie sich vom Bildhausener Haufen erbaten.
Wenn auch am 29. Mai die Reußenburg erobert werden konnte, so machte sich doch bereits der Umschwung in der allgemeinen Lage bemerkbar, denn die Fortschritte des Schwäbischen Bundes und der Anmarsch des Landgrafen von Hessen wirkten auf die Bauern beängstigend. Statt erbetener Verstärkung und Geschütz traf der Befehl aus Fulda ein, daß die Brückenauer und Hammelburger Untertanen sich jeder feindlichen Haltung gegen den Sodenberg zu enthalten hätten. Dazu kamen dringende Hilferufe aus Mellrichstadt, das die Henneberger bedrohten, und die schlimme Kunde von einer 600 Mann starken hessischen Vorhut bei Schlüchtern. So kam es, daß am 4. Juni der Bauernhaufen unverrichteter Sache vom Sodenberg abzog, nachdem schon vorher die Morlesauer die Belagerung aufgegeben hatten.
Nun traf die Bauern die blutige Rache des Adels. Die Sodenberger erhoben allenthalben in der Umgebung Brandschatzung, teils in Geld, teils in Naturalien, in den Ämtern Homburg. Gemünden, Arnstein und Werneck allein von den Thüngen 5300 Gulden, 190 Malter Getreide 13 Fuder Wein. Die mit Brand heimgesuchten Orte waren Weihersfeld, Michelau, Neutzenbronn und Aschenroth. 9 Bauernführer aus Hammelburg und Umgebung wurden am 8. Juli 1525 auf dem Markt in Hammelburg enthauptet.
Nach vollständiger Niederwerfung der Empörung bestimmten die Thüngen eine Tagfahrt. Die Untertanen mußten Urfehde schwören und erneut Gehorsam geloben. Sie verpflichteten sich außerdem zu steuern, zu fronen, zu dienen, zu reisen oder das Reisegeld dafür zu zahlen, ferner zur Auslieferung der Rädelsführer, Anzeige von Unruhestiftern, Auslieferung der Waffen in eigener Fuhre auf den Sodenberg, Rückgabe geraubter Dokumente an die Junker zur Wiederherstellung ihrer Freiheiten und Nutzungen.
So verschrieben sich am 21. Juni 1525 in Völkersleier 14 und in Dittlofsroda 13 Bauern, während 22 Bauern und 2 Bauersfrauen aus Weikersgrüben, Ochsenthal und Morlesau dies erst am 10. September 1525 taten.
Am Sodenberg war die Ruhe wieder hergestellt.
E. Schmitt.