Hammelburger Geschichte(n)

 

Obereschenbach

in den Wirren des 30jährigen Krieges.

Wohl selten hat ein Dorf unseres Landkreises unter Mord und Brand der Kriege im Laufe der Jahrhunderte so leiden müssen wie Obereschenbach. Ein besonders schweres Schicksal wurde ihm im 30jährigen Krieg zuteil. Ein Leidensjahr löste das andere ab. Die Heerstraße, an der das Dorf lag, sah Söldner und Landsknechte aus allen Nationen Europas.
Der Schwede kam zum erstenmal 1631 von Hammelburg her. Die meisten Einwohner flohen in die Wälder. Von den Zurückgebliebenen wurden nach den üblichen Grausamkeiten viele erschlagen, darunter auch der Pfarrer und der Lehrer. Dann gab es Plündern und Brennen von Haus zu Haus. Nur der südlich gelegene Teil des Dorfes blieb vom Feuer verschont. Zu den Zerstörungen kam die furchtbare Hungersnot. Das Land war wenig bebaut worden, die Ernte war darum gering. Das Hungerjahr 1636 kostete 70 Menschen das Leben. Die Pest raffte innerhalb von 14 Monaten 165 Menschen hinweg. Der Krieg aber wütete nach dieser Schreckenszeit noch 12 Jahre. Das Volk erreichte die letzte Tiefe des Unglücks. In dumpfer, hartherziger Bitterkeit lebte man dahin. Verlernt hatte man die laute Klage. 1658 zählte der Ort nurmehr 22 „Hausgesessene". Die Liebe zu den väterlichen Äckern, die Bemühungen der Obrigkeit und der nie erlahmende Eifer des Seelsorgers ließen die Einwohner nicht verzweifeln. Immer wieder liefen die Bauern aus ihren Verstecken nach dem zerstörten Hof und versuchten die verstreuten Ähren zusammenzulesen. Wenn das letzte Zugtier geraubt war, spannten die Bauern sich selbst vor den Pflug. Den Seelsorgern muß man das Lob aussprechen, daß sie mutig den mordenden Haufen entgegentraten um das Leben ihrer Pfarrkinder zu schützen. War auch die Kirche ausgebrannt, Kelche und Kruzifixe gestohlen, dann hielten sie den Gottesdienst in einer Scheuer, auf dem freien Feld oder im Waldversteck ab. So waren die Pfarrer der letzte Halt der schwer getroffenen Bevölkerung. Doch hatten selbst die Schrecknisse des 30jährigen Krieges und der Schwarze Tod, die Pest, die Hoffnung der Obereschenbacher auf eine bessere Zukunft nicht zerstört. Seine innere Rettung fand das Volk in der ihm gegebenen Einstellung zu seinem Glauben, in seiner Verankerung in jenseitigen Bezirken.
Auch die jetzige Generation hat viele Schicksalschläge hinnehmen müssen. Die Errichtung des Truppenübungsplatzes raubte der Gemeinde 2h ihrer Fluren. Aber eine nie erlahmende Kraft befähigte die Obereschenbacher, auch diese Not zu überwinden, neue wirtschaftliche Möglichkeiten zu erschließen und so den künftigen Generationen die nun schon fast 1900 Jahre alle angestammte Heimat zu erhalten.
md.

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