Hammelburger Geschichte(n)

Der Rückgang der Weinbauflächen

Eine Aufstellung der Weinorte des Kreises mit den Weinbauflächen seit dem Jahre 1895 läßt deutlich die Schwankungen zwischen anbauwürdiger Flache und der tatsächlichen angepflanzten Rebfläche erkennen. Diese Zusammenstellung konnte ich mit Hilfe der Beamten des Finanzamtes - Abteilung Weinbau - ermitteln. Wir können ersehen, daß viele Weinorte, welche im Mittelalter genannt wurden, seit dem Jahre 1895 keinen Weinbau mehr aufzuweisen haben, so z. B. die Ortschaften Aura a. d. S., Frankenbrunn, Morlesau, Oberthulba, Thulba und Waizenbach. Außerdem ist der Weinbau in manchen Ortschaften heute schon fast ganz verschwunden, wo dieser vor 50 Jahren eine noch ganz beachtliche Bedeutung als Wirtschaftszweig hatte.

Die Weinbaufläche im Kreis Hammelburg nach Gemeinden
in Hektar

 

1895
anbw.
Fläche

angeb. 1920
anbw.
Fläche
angeb. 1955
anbw.
Fläche
angeb.
Diebach 10. 12.5 12 14 5 3.85
Elfershausen 20 20 21 25 7 0.91
Engenthal - - 10 18 14 4.38
Euerdorf 16.5 14 - - 10 0.4
Feuerthal 110.0 13.7 8 12 5 2.94
Fuchsstadt ? ? 18 18 8.4 5.44
Hammelburg 147 147 80 85 60 40.22
Langendorf 18 22 18.2 15.24 15.2 12.38
Machtilshausen 17 24 14.4 14.4 18 9.62
Obererthal ? ? 19.5 30.25 11.2 0.79
Obereschenbach 31 42 17 16.4 15 -
Pfaffenhausen 18 18 9 8.16 3 1.76
Ramsthal ? ? 29 32.42 29.8 20.45
Sulzthal 50 50 31 27.4 11 9.21
Trimberg 12 10.4 8.15 7.1 4.5 3.12
Untererthal 3 2.42 3 2.16 1.2 0.61
Untereschenbach 16 14.5 10.5 9.5 2 0.15
Westheim - - 5 7.12 6.1 5.26
Windheim 4 5 4.2 3.55 1.4 0.19
Wirmsthal 11.35 11.35 10 10.25 11 8.42
Zusammen 414.85 441.87 327.95 355.95 220.8 129.4

 
anbw. - die Fläche, welche nach einem Schätzerausschuß geeignet und dabei in einem für den Weinbau entsprechenden Kulturzustand ist.
angeb. - die Fläche, die tatsächlich angebaut war und ist.

Die Schwankungen ergaben sich nach den Angaben in den einzelnen Jahren durch die Weinernten. Die heute als anbauwürdig angegebene Fläche dürfte nicht ganz stichhaltig sein. Wir können eine größere anbaufähige gut annehmen.
Wie aus der Tabellenübersicht der letzten 55 Jahre zu ersehen ist, hat die Anbauflache der Weinreben in den letzten Jahren einen sehr starken Rückgang genommen. Die Ursachen des Rückganges dürften verschiedener Art sein, z. B.
Das Auftreten von neuen Schädlingen nnd Krankheiten,
Der nicht immer rentable Preis,
Die Geschmacksrichtung des Verbrauchers,
Einfuhr von billigen Weinen aus anderen Ländern,
Das billigere Bier,
Zu hohe Bebauungskosten.
Entscheidend ist aber der Mensch mit seiner Arbeitskraft. Und weil der Winzer, in Hammelburg Hacker genannt, sehr arbeitsam ist und mit Fleiß sich abmüht, trägt er den Hauptteil zu der Erhaltung des Weinbaues bei. Es mögen in den letzten 50 Jahren klimatische Verhältnisse auch mitgespielt haben. Durch das Auftreten von neuen Krankheiten und Schädlingen war der Mensch dieser Widerstände nicht mehr ganz Herr
geworden. Dies ist aber noch längst kein Grund zum Aufgeben. Die Praxis zeigt uns, daß auf der einen Seite ein wunderbarer und gepflegter in Wuchs und Behang gut dastehender Weinberg zu finden ist, auf der
anderen Seite ein kümmerlicher oder gar eine Wildnis. Auf den Steillagen des Saaletales gedeiht die Rebe am besten und somit müßte alles daran gesetzt werden, diese günstigen Lagen auszunützen.
Das Klima hat sich nicht wesentlich verändert, der Boden ist derselbe und somit muß der Kampf mit den Naturgewalten aufgenommen werden. Mit Erfolg wird dem Winzer gelohnt werden, wenn er Schädlinge und
Krankheiten, Düngung und Bearbeitung kennt und den Ratschlägen der Wissenschaft Folge leistet
.Peschka.

Das Sonderheft .,Weinbau 2/56" ist ein Gruß an die Teilnehmer des Fränkischen Winzertages  1956   in  Hammelburg.    Einige  Beiträge,  z. B    , Alte Weinbau-Urkunden" von Konrad Peschka erscheinen aus Raummangel im folgenden Heft. Umschlag und Linolschnitt auf Seite 3 und 9: Karl Brandler.

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