Hammelburger Geschichte(n)

 

 

Hammelburger Weinlagen – 1560

Die  Liste der Beerhüter, welche der  Hammelburger  Stadtrat für 1560 aufgestellt hatte, gibt uns ein Bild davon, wie der Weinbau doch seitdem zurückgegangen ist.
Wir lesen darin folgende Weinlagen: Am Hammelberg, Rode, Röder, Eschenthal - Am Gomersberg, Offenthal, Herolds- und Geilesberg, Am Viehweg - Theresthal, Uebersala, Trauterthal, Frohnbühel- Schweinthal, Heidlosgruben, Sintersberg, die Buchen-Gansthal, Schneid, Seeberg, - Weiherstor, Bronnberg, Steinthal, Liebenthal, Seuberg, Altenburg, manchen Hang also, an dem heute keine Traube mehr reift! Heute sind ingesamt 40.22 ha im Ertrag.
Nach II. Ullrich

Vom Weinbau in Hammelburg

Die erste Aufzeichnung, welche vom Weinbau in Franken berichtet, ist die des Klosters Fulda, als es 770 die Orte Münnerstadt und Halsheim mit ihren Weinbergen erhielt. Nur wenig später, in der Urkunde über die Schenkung des Hamulo-Castell durch Karl d. Gr. an den Abt Sturmius von Fulda, also 777, ist von Hammelburger Weinbergen zum ersten Mal die Rede. In einer Aufzählung der Hammelburger Fluren um 800 nennt Doell in seiner Chronik neben 20 Herrschaftsgütern, 200 Huben, 1011 Joch Feldes und 400 Morgen Wiesen auch 8 Weinberge, von welcher Zahl auch noch im 12. und 13. Jahrhundert die Rede ist. Wenn man die alte Ueberlieferung damit in Verbindung bringt, daß die ersten Weinberge am Sturmiusberge über Diebach gelegen seien, daß damals der ganze Buckel ein einziger Weingarten gewesen sei, so könnte das schon der geschichtlichen Wahrheit entsprechen. Auch die Saalecker Reben dürften schon früh zu Ansehen gelangt sein, abgesehen davon, daß man dort den Anspruch erhebt, zuerst den Wert der „Edelfaule" erkannt zu haben. Sicher ist auch, daß der Weinbau an den klimatisch günstigen Hammelburger Kalkhängen mehr und mehr an Ausdehnung gewann, wobei ein Höhepunkt - parallel mit dem Handwerk - ins 16. Jahrhundert zu verlegen ist. Damals scheinen alle Kreise, Bauern, auch Handwerker, Kaufleute und Beamte im Besitz eigener Weinberge gewesen zu sein, im ganzen etwa 235 Familien. Mehr als 1000 Morgen sollen vor dem 30-jährigen Krieg mit Reben bestockt gewesen sein und selbst der Rückschlag der langen Kriegszeit muß bald aufgeholt worden sein, da 100 Jahre später schon wieder 900 Morgen bepflanzt waren.
Für die starke Beziehung des Bürgers zum Weinbau haben wir aus dem späten 16. Jahrhundert ein litterarisches Dokument: die unter dem Titel „Hierampelos" gesammelten, 1585 in Schmalkalden gedruckten Predigten des Hammelburger Prädikanten M. Georg Horn, welche die Phasen des menschlichen Lebens mit den jeweiligen Abschnitten der Weinbergarbeiten in Beziehung bringen.
Für den Handel mit den überschüssigen Weinmengen kamen meist Juden in Frage; sie setzten arme Häcker in schlechten Weinjahren oft stark unter Druck und es ist wohl nicht unrichtig, wenn man das Entstehen der Hecken-wirtschaften darauf zurückführt, daß die bedrängten Häcker mit dem Ausstecken des Tannenwedels sich zunächst gegenseitig zu helfen suchten, wenn die Gläubiger drängten. Weiter fand der Wein immer seinen Weg in die Rhön, nach Sachsen und Thüringen und nach Hessen, besonders in die Fuldaer Gegend.   Die Stadt verlangte aber für jedes verkaufte Fuder eine Steuer, den „Weindratz". Auch kaufte und verkaufte sie auf eigene Rechnung größere Mengen aus den Weinorten der Umgebung und lagerte sie in dem geräumigen Rathauskeller. Es gab 2 Ratsschänken: die eine mit Eingängen vom Markt und vom Langen Graben her (das Schild ist noch zu sehen) befand sich im Grundstück Mahler, die andere war die Stadtherberge „Zum grünen Baum" (mit dem Hutten-Kruzifix, Bahnhofstraße 34), in denen der günstig eingekaufte Wein ausgeschenkt werden durfte. Bei feierlichen Gelegenheiten wurde, wie aus Rechnungen ersichtlich, mit dem Stadtwein nicht gespart. Der Reinverdienst aus dem Weingeschäft der Stadt soll trotzdem in manchen Jahren bis zur Hälfte der ganzen Einnahmen betragen haben.
Von den Rebgärten, welche den Fürstäbten in Hammelburg gehörten, ist zu sagen, daß die 8 genannten Weinberge zunächst lange Zeit unvergrößert blieben. Erst der betriebsame Salentin von Sinzig, Burgherr auf Saaleck, erweiterte sie um 5 Morgen. Um 1750 kamen weitere 20 Morgen hinzu, wodurch sie auf insgesamt 40 Morgen angewachsen waren, der „Hainberg" war auch mit einer Mauer umgeben worden. Weitere 10 Morgen der Lagen des Waltersthales wurden 1763 dem Saalecker Weingut angegliedert. War in der ersten Zeit, bis etwa 1630, der Most in den Saalecker Burgkellern gelagert und zum größten Teil auch hier verbraucht wurden, so brachte man ihn später - besonders nach dem Neubau des Roten Schlosses - zum Ausreifen in die dortigen großen Kellereianlagen, die nun eine Aufnahme bis zu 750 Fuder im „Oberen, Langen und Mittleren" Keller gestatteten. Auch Johan-nisberger Wein, 1763 allein 250 Hektoliter, zu Schiff hierher verladen, waren hier gelagert. Der Kellereibüttner hatte das verantwortungsvolle Amt der Pflege des Weines; seine Wichtigkeit wurde dadurch unterstrichen, daß ihm außer angemessenem Lohn noch jährlich ein Hofkleid zustand. Die Einnahmen aus den Weinverkäufen der Hofkellerei flossen in die „geheime Kabinettskasse" des Fürstabtes.
Nach dem Übergang der Ämter Hammelburg und Brückenau an Bayern nutzte der Staat noch 52 Jahre lang das Weingut als Staatsdomäne. Die besseren Möste lagerte man dann gewöhnlich einen Winter in Hammelburg, um sie darauf in den Würzburger Hofkeller zu bringen. 1868 wurde das Gut an private Besitzer veräussert (an Vornberger und Rauch, für zus. etwa 20000 fl.). Nach weiterem mehrmaligen Besitzwechsel haben die Weinlagen des ehemals fürstlichen Weingutes in den letzten Jahrzehnten unter der verdienstvollen Arbeit des Dipl. Landwirtes Junghanns ihren Ruf so ausgezeichnet erhöht, daß sie unter den mainfränkischen Spitzenweinen rangieren, besten Absatz haben und mehrfach mit dem Weinsiegel ausgezeichnet wurden.
Fragen wir nach dem Schicksal der anderen Hammelburger Rebgarten und der des Kreises, so müssen wir leider feststellen, daß am Ende des vorigen Jahrhunderts mehr und mehr Weingärten aufgelassen wurden, sodaß ihr Bestand fast auf die Hälfte zurückgegangen war. Bei fehlender Aufklärung über den Wert einer guten Pflege von Reben und Mosten wurde die wirtschaftliche Lage der kleinen Winzer, besonders nach Mißernten, denkbar schlecht. Der Mann, welcher in dieser Situation grundlegend Wandel schuf, war ein junger Kaplan, der spätere Stadtpfarrer Martin. Er gründete 1903 den Darlehenskassenverein und, nach eingehendem Studium ähnlicher Genossenschaften in der Pfalz, den Winzerverein. Die Bauernvereinszentrale, Staatszuschüsse und die Überlassung der Schloßkellereien halfen dem jungen Unternehmen,- die Erträgnisse stiegen und man kann heute sagen: die Gründungen Martins, welche 1953 ihr 50. Jubiläum feiern konnten, waren ein Erfolg, der die unvermeidlichen Mißjahre allmählich unwirksam werden ließ. Hand in Hand mit der wirtschaftlichen Besserung ging die entsprechende Aufklärung der Mitglieder über Sorten, ihre Kultur und die Kellerpflege, welche auch den Winzervereinssorten im Saalegebiet ihren Ruf sichert.
Es wäre noch manches zu sagen von den Hybriden, den Pfropfreben, den Erwerbungen im Trautlesthal und der „Übersaal als Reichsrebschnittgärten. Die gesamte Weinbaufläche in Hammelburg hat, ohne Saaleck,
heute 40,22 ha erreicht. In der Landwirtschaftschule wird unter der Anleitung von tüchtigen Fachkraften mit Unterstützung der staatlichen Stellen alles getan, um einen fortschrittlichen Winzernachwuchs heranzubilden.
Die jährlichen Weinproben beweisen eine erfreuliche ständige Gütemehrung der Saaleweine, die sich einer der ältesten Traditionen erfreuen und sie auch bis heute gewahrt haben.
Nach H. Ullrich.
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