Weinorte und Weinlagen im Bezirk Hammelburg
Aus der Feder des weinkundigen Würzburger Redakteurs Heribert Schenk erschien vor einigen Jahren im Fränkischen Weinjahrbuch unter dem Titel „Wein-ABC" eine bemerkenswerte Übersicht über fränkische Weinorte und Weinlagen. Wir haben auf den folgenden Seiten die Weinorte und Weinlagen unseres Landkreises durchwandert und dabei, gestützt auf Unterlagen, weldch uns die Gemeinden zur Verfügung stellten, auch dem Geschichtlichem Raum gegeben. Damit tritt so mancher Hang und so manche Flur wieder ins Blickfeld, auf denen - leider - längst keine Rebe mehr blüht und reift.
Die Ordnung der Notizen ist erfolgt nach der Größe der Flächen, welche heute noch im Ertrag stehen. Der Geschichte und den Weinlagen der Kreisstadt sind an anderer Stelle besondere Abschnitte gewidmet. Den Kranz der Landkreisorte eröffnet dann mit über 20 ha Anbaufläche
Ramsthal
Schon 1122 erwirbt das Kloster Aura ein Gut mit Weinbergen zu Ramsthal für 20 Pfd Silbers.
1412 werden als Streitobjekt die Bickenbachschen Güter zu R. genannt mit Weingärten am Metteldörfer Seiloch, am Enkfirst und am Hauben. 1435 wird ein Huttensches Beneficium mit Weingärten in der Langenleiten und im Falbental gestiftet, dgl. im St. Cleß (= Klausen), dem Urbansweinberg, seit 1690. Eine von 13 Personen gepflogene pfarrerlose Urbansprozession, nach der der Ertrag dieses Weinberges an Urbani vertrunken wurde, hat die kirchliche Obrigkeit dann als Unfug abgestellt. Der Weinberg im St Cleß wurde an die Pfarrei gegeben, die dafür jährlich eine Messe pro fundatore zu celebrieren hatte. (Nach Wieland, Euerdorf.) Heute sind in der Ramsthaler Markung noch 20.45 ha im Ertrag und die bekanntesten, z.T. uralten Lagen sind: Schäffthal, Lange Leite, Magenthal, Singenberg, Fallenthal (Falbenthal), St. Klausen, Altenberg, Sinnberg und Burgleite
Langendorf
Die Dorfchronik berichtet: Kirchweihwein: „Unser gnädiger Herr und Fürst hat Macht, auf Sankt Veits abends unserer Kirchweih ein Fuder Wein durch seinen Schultheißen auszuschenken, und ob er nicht aufginge, so soll 14 Tage davon schenken und hernach jedem Hausgenossen seinen Theil ins Haus schicken". Die gute alte Zeit! Über den Zehnt wird beberichtet: „Hat unser gnädiger Fürst und Herr von Würzburg auf solcher Markung den 2. Teil und ein ehrwürdig Domkapitel zu Würzburg den dritten Teil an Weinzehend" Später: „Thüringer Ochsengespanne haben jedes Jahr von der „berühmten guten Lage am Rosenberg" ihre Moste abgeholt und nach Thüringen und Sachsen verbracht und verkauft." Wir lesen über die Mostpreise: „Im Jahre 1720 kostete der Eimer Most 24 Batzen = 120 Kreuzer oder 2 Gulden. 1727 wurde vom Juliusspital Würzburg mit den hessischen Schuldnern abgerechnet für die rückständigen Zinsen von I722 mit 26 Batzen, vom Juliusspital wurde öfters Most entgegengenommen, der Eimer zu 2 Gulden." Heute sind noch 12,38 ha bestockt; in den Lagen: am Treppberg, Rödel, Grund, Trockenbach, Himmelspforte und Kuhn.
Sulzthal
Schon im Jahre 1097, als der Name Sulzthal zum ersten Mal auftaucht, ist in einer Schenkungsurkunde, die am 2. September von Kaiser Heinrich III. bestätigt wurde, von 4 Weinbergen im Sulzthal die Rede. Bei der Stiftung des Klosters Aura a. S. durch den hl. Bischof Otto von Bamberg wurden 1122 dem Kloster Aura zu Sulzthal 8 Mausus (Huben) Weinberge überlassen. Da ein Mauso 30 Morgen umfaßte, entsprach dies 240 Morgen oder 48 ha, was für die Bedeutung des Weinbaus seinerzeit spricht.
Das Kloster Aura hatte bis zu seiner Auflassung 1564 den Weinzehnt einzuheben. Der Zehntwein wurde in den Kellern innerhalb der Kirchenburg gelagert. Als Maß galt der Henneberger Eimer, der um 6 Maß a 1,22 Ltr. größer war, als der Würzburger Eimer. Weinverkäufe durften nur vom örtlichen Eichmeister, meist dem Messner, gemessen werden. Bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war Sulzthal ein ausgesprochenes Häckersdorf. 1849 wurden noch 240 Morgen (48 ha) Weinberge gezählt, sodaß sich der Bestand in über 7 Jahrhunderten kaum verändert hatte. Erst ab 1854, infolge Neubaues einer Bergstraße und der Erschließung der Gemeindeflur für den Getreidebau ging der Weinbau zurück, besonders 1905, und war durch die Totalfröste der Jahre 1925, 1926 und 1927 zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Nur wenige Neuanlagen wurden in den letzten Jahren bepflanzt. Die derzeitige Fläche beträgt noch 7.14 ha. An Weinlagen werden genannt: Bug, Ermsthal, Kappberg, Frohnberg, Brachwinkel, Triberg.
Machtilshausen
Das Weindorf Machtilshausen liegt 2?0 m hoch, 30 m höher als die Saale, in einem von SO nach NW ziehenden geschützten Tale, zwischen dem Kreuzberg und dem Wacholderberg. An den sehr steilen Südwesthängen gedeiht ein blumiger Wein, der viele Ausflügler anzieht. Aus-gezeichnete Lagen sind: Schoberäcker, Kirchberg, Lumpengrübe, Seicht, Altenberg, Stenich, Sommerleiten und Heiligenberg; sie geben dem Wein seine besondere Eigenart. Die noch mit Reben bebaute Fläche beträgt 9,62 ha.
Schloßgut Saaleck
Von der weit zurückreichenden geschichtlichen Entwicklung der ehemals fürstäbtlichen Weingärten des Guts Saaleck ist ausführlich im Abschnitt: „Vom Weinbau in in Hammelburg" die Rede. Hier sollen ergänzend nur einige Tatsachen des heutigen Standes vermerkt werden. Die bebaute Gesamtfläche beträgt heute noch 8,9 ha. Die Lagen Walterthal mit 3,51 ha und Liebenthal mit 4 ha liegen öd; am Schloßberg werden 1,10 ha mit Reben neu bestockt. Außer den bereits genannten Lagen sind im Ertrag: Abtsberg, Fürstenberg, Bischofsberg, Steinberg und Pfaffenberg. Mit dem "Saalecker" verbindet sich heute wieder der Begriff einer über 1100 Jahre alten Tradition im Weinbau, die sich mit neuen Erkenntnissen verknüpft. Denn Saaleck baut im Frühjahr 1956 eine Frostschutz-Beregnungsanlage. Das Wasser wird dabei aus dem Tal in ein Speicherbecken gepumpt, das auf der Höhe 5500 cbm Wasser sammelt, um durch eine Beregnungsanlage 10 ha Weinberge berrieseln zu können. Damit können im Mai noch Spätfröste bis 5-7 Grad unter Null abgewehrt werden; selbstverständlich kann man mit der Anlage auch in Trockenperioden anfeuchtend beregnen. Planung und Bauleitung hat das Wasserwirtschaftsamt. Es ist dies die erste derartige Frostschutzanlage in Franken, die bei Bewährung beispielgebend wirken dürfte.
Wirmsthal
Der Chronist meldet, daß Wirmsthal einst der reichste Ort der großen Zent Aura war und von den dortigen Benediktinern seines feurigen, blumigen Tropfens wegen sehr bevorzugt wurde. Ein Besuch der frommen Herren war immer eine teure Sache; denn die Wirmsthaler hatten zwar die Ehre, den Tisch festlich zu decken, bekamen aber keinen Heller. War das Fürstenmahl nicht zu halten, so mußte die Gemeinde dem Amt 200 Fechser abliefern oder soviel Geld, wie die Zehrung gekostet hätte. In der geographischen Beschreibung des Untermainkreises vermerkt Adam Götz 1824 vom Wirmsthaler: „Der beste Saalewein im Bezirk!" Ein altes Herrla, das nun schon 25 Jahre das Zeitliche gesegnet hat, erzählte von 1868 und 69 als „so vollen Herbsten, daß alle Fässer und Gelten nicht reichten." Lagen: Scheinburg, Gans, Ilm, Grund, Altenburg, zusammen 8,42 ha.
Fuchstadt
Die Lagen: Kirchberg, Rübenhöll, Bartenthal, Gräfenberg und Bende waren vor 50 Jahren vollständig mit Weinbergen angelegt. Nun sind fast 95 Proz. der Weinberge eingegangen. Erst seit den letzten 10 Jahren wurde wieder mit Neuanlegung begonnen. Durch die Verödung der Weinberge ist auch die altherkömmliche „Urbanusprozession" in Wegfall gekommen. Der Hl. Urban wird hier als Schutzpatron der Weinberge sehr verehrt. Damit der alte, fromme Brauch nicht vergessen wird, soll die Prozession in diesem Jahr erstmals wieder stattfinden, und zwar, wenn die Traubenfrucht sichtbar ist. Die Statue des Hl. Urban wird dabei von 4 Winzern mitgetragen.
Westheim
Der nordwestliche Teil der Westheimer Markung war ehemals fuldischer Besitz. Es wurden die Steilabhänge am Oettl und Altenberg schon frühzeitig mit Reben bepflanzt. Als nach dem Bauernkrieg das Dorfgericht wieder „in Gang gesetzt" wurde (1532) wurden die Würzburgischen und Fuldischen nach „gehabter Leistung" ausgiebig mit Westheimer Wein bewirtet.
Bis zum Jahre 1905 wurden in der Westheimer Markung rund 40 ha Rebfläche bewirtschaftet. Die östlichen Abhänge des Hammelberges (Röthe und Sauberg), der Oettlberg mit den 3 Seitengründen, Altenberg, Hegestall, Wieden, Weiden und Längberg sind im alten Plan der Markung als Weinberge bezeichnet. 1904/05 vernichtete die Peronospora große Bestände. Ein großer Teil der Weinberge (Röthe und Sauberg) wurden Ackerland, die steilen Abhänge am Altenberg und Wiedenberg aufgeforstet,, außerdem blieben in den letzten Jahren zahlreiche Weinberge ohne Pflege liegen und wurden Ödungen. Der Ausfall der reichen Herbste wirkte sich bei den hiesigen kleinbürgerlichen Betrieben sehr nachteilig aus. Die Westheimer Winzer verkauften ihr Gewächs meist von der Kelter weg an Gastwirte aus der Vorderrhön. Heute stehen etwa noch 7 ha Rebfläche im Ertrag, mit meist gemischtem Besatz. Die besten Lagen sind Röthe und Oettl mit Heugrund.
Engenthal
Engenthal ist seit seinem Bestehen ein Weinort. Die nördliche Seite von Engenthal war früher ein 15 ha großes Weinland. Die Weinjahre 1858-59/60 dürfen nicht vergessen werden. Es fehlten die Fässer, den Most einzubringen. Die Trauben wurden schlecht ausgekeltert und die Trester ins Scheunentenn geworfen, wo alsdann der edle Saft hinausfloß. Trotz der zähen Ausdauer der Winzer konnte ein großer Teil der Weinberge nicht erhalten bleiben. Nur wenige Leisten überstanden die schweren Jahre; von den 15 ha stehen heute nur noch 4,38 ha im Ertrag. Weinlagen: Schloßberg, Kirchberg, Ditzenberg, Mönchberg.
Diebach
Die Benediktinermönche legten viele Weinberge an und förderten die Winzerei. Der Sturmiusberg erinnert noch heute an den gleichnamigen Abt von Fulda, der am Südabhang die ersten Weinberge anlegen ließ. In den folgenden Jahrhunderten hob sich der Weinbau immer mehr und erreichte wohl im 17. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Damals war der Sturmius bis zur heutigen Bahnstrecke und auch der Osthang des Römersberges mit Reben bepflanzt.
Auch in der hiesigen Wehrkirche bezeugt die im 15. Jahrhundert errichtete spätgotisch-thüringische Plastik St. Urbans die Blüte des damaligen Weinbaues. Das Winzerbrot war damals wie heute ein hartes und ungewisses, denn oft vernichteten Fröste bie ganze Ernte. Im 1. und 2. Weltkrieg mußte die Rebfläche zugunsten des Getreides erheblich eingeschränkt werden, sodaß heute nur noch ein kleiner Teil des Sturmius (3.85 ha) Reben trägt.
Trimberg
1308/58 werden Weinberge zu Trimberg erwähnt. In Urkunden des 15. und 16. Jh. werden als zum Freihof der Linsenburg gehörig 17 Morgen Weinberge genannt. Die Pflege der Weinberge oblag, seitdem der Besitz stiftisch geworden war, dem Amtmann ob. Es standen ihm dafür 2 Fuder Weines zu. Im 16. Jahrhundert gehörten zum Trimberger Amtsgut 28 Morgen Weingarten unter dem Schlag, 7 Morgen Weingarten am Gehrsberg, über der Saale, wovon allerdings 1/4 mit Gestrüpp bewachsen verödet lag. Als Weinbergslagen werden früher genannt: an der Kühnentur, am Kirchpfad, an der Meydeburgen, am Gerne, am Rotenthal und in der Schybe. Interessant ist auch ein Besitzer Kuno „von dem Rebstocke" um 1317. Heute sind in Trimberg nur noch 3,12 ha bestockt und als Lagen werden benannt: Alte Eller, Rotberg und Mauers.
Von Feuerthal, dem beliebten Weinziel der Hammelburger fehlen uns leider nähere Angaben, außer, daß es heute noch eine Fläche von 2,94 Hektar Weinberge bebaut. Auch von Pfaffenhausen haben wir nur die Gesamtertragsfläche von 1,76 ha, die mit Wein bestockt ist.
Elfershausen
Der Schwedenberg war das Hauptweingebiet von Elfershausen, da seine Hänge den ganzen Tag über sonnenbeschienen sind. Er wird in folgende Abschnitte eingeteilt: Lehmgrube (obere Kapelle), Eiches, Böden, Am Berg, Schäferstein, Sauerberg und Röthen, d. s. die Weinberge am Ostabhang. Um 1850, als der Weinbau besonders blühte, haben die Gärten bis an die Saale gereicht; diese unteren Lagen seien jedoch dem Getreidtanbau gewichen. Als nach 1850 die Peronospora auftrat, befahl die Regierung das Spritzen mit Kupfervitriol; da man aber vielfach nur mit Kalk spritzte, ging der Weinbau stark zurück. 1904 war die letzte nennenswerte Ernte. Seit 1920 zählt man nur noch 8 Weinberge, darunter ein alter, dicht am Alpengarten der Naturfreunde. Hier soll es den besten Tropfen gegeben haben, am „Sauerberg" den sauersten. Einen bedeutenden Weinbergsbesitz hatten die Elfershäuser gegen Feuerthal am „Mönchsberg", der wohl zum Mönchshof, Hs.-Nr. 125 gehörte, ein anderes gegen Thulba zu am Rothzeller Berg, den sogen. Schaffes-Weinberg. Heute sind nur noch der Schwedenberg, der Zimmerberg und Rotzell bestockt, mit zusammen 0,91 Hektar.
Euerdorf
Es ist ein tragisches Schicksal, daß im Markt Euerdorf, der seit Jahrhunderten die Weinreben im Wappen führte, der Weinbau, der ehemals den Haupterwerb des Ortes ausgemacht hat, heute ohne Bedeutung ist. Es werden 1313 schon 7 Morgen Wein als hennebergisches Lehen genannt. 1328 hat die Pfarrkirche Neustadt Weinbergrechte an der Furtmühlen, Stüwe, am langen Strick und am Vigesthal, an dem Meydebrünn, Barten und am Schelmenthal; zus. 18 Morgen.
1454 wird zwischen Euerdorf und Sulzthal ein Streit wegen einiger (es sind 13!) Weinberge am Hardberg geschlichtet. 1537 werden erwähnt Weinberge in der Pfann, auf dem Weißthal, am Schelmberg und am Falbenthal; 1638 solche am Goldberg, in der Winterleiten und am Koppelberg bei Sulzthal.
1599 liest man von einer Schenkstatt, welche die Gemeinde an einen Wirt verpachtet hat, der von jedem Fuder (!) verzapften Weines 3 Ortsgulden abzugeben hat.
Nachdem in jüngster Zeit auch die gegen Aura gelegenen Weinberge am Hahnenberg aufgelassen sind, bleiben nur die 0,4 ha Lagen am Haarberg als Überrest unzähliger Weingärten, die noch 1895 14 ha Fläche umfaßt hatten. (Nach Adelmann, Amrhein, Christl, Diez, Junghanns, Knauschner, Repa, Schlereth u. a.)