Landtagsabgeordneter Dr. Alfons Probst
(zum 23. März 1945)
Dieser hochverdiente Ehrenbürger unserer Stadt fiel vor 8 Jahren in Danzig. Die folgenden Zeilen sollen der jungen Generation vor Augen führen, wie ein treuer Sohn Hammelburgs in vorbildlicher Arbeit und entsagungsvollem Heldentum Gott und der Heimat diente. Geboren am 25. März 1886 als Sohn des Hammelburger Lateinschul-Assistenten Josef Probst, verzog der Kleine zwei Jahre später mit seinen Eltern nach Würzburg, wo sein Vater dann als Gymnasialprofessor wirkte. An den dortigen Bildungsanstalten erwarb sich der Heranwachsende gediegene Kenntnisse. Aber mit unserem schönen Hammelburg hielt er eine innige Verbindung aufrecht. Bot ihm doch der Felsenkeller, das Heim mütterlichen Verwandtschaft, eine prächtige Bleibe für frohe Tage der Erholung.
Nach Beendigung seines juristischen Studiums begann der junge Dr. Probst die Beamtenlaufbahn bei der staatlichen Finanzverwaltung. Er wirkte schließlich in Würzburg als Regierungsrat an der Kreisregierung.
Der erste Weltkrieg rief auch ihn zu den Waffen. Mit dem 5. Bay. Res. Artillerie-Regiment stellte der einfache Kanonier wacker seinen Mann, wurde befördert und außer anderen Kriegsauszeichnungen mit dem EK. I dekoriert. Als Oberleutnant kehrte Probst in die Heimat zurück.
1918-19! Revolution - Bayern ein Freistaat - blutige Bürgerkämpfe - Sieg der Ordnungsparteien -, das war die Atmosphäre der Heimat, als neue Volksvertreter in den Bayer. Landtag gewählt werden sollten.
Die alte Zentrumspartei hatte sich umgestellt auf breitere Basis zur Bay. Volkspartei. Deren Hammelburger Vertreter aber richteten ihr Augenmerk auf den tatkräftigen und angesehenen Dr. Probst. Nur widerstrebend fügte sich der Dreiunddreißigjährige dem Wunsch seiner Parteifreunde zu kandidieren. Konnte man doch voraussehen, daß es bei den Kammerverhandlungen zu scharfen Zusammenstößen mit den Linksradikalen kommen würde. Es ist mir noch gut erinnerlich, wie Probst gelegentlich einer Wahlversammlung in Untererthal zu mir sagte: «Es ist wirklich kein Vergnügen gewählt zu werden, um schließlich der Kugel eines Fanatikers zum Opfer zu fallen.»
Dr. Probst ging bei der Wahl mit großer Mehrheit als Sieger hervor. Im Landtag betraute man ihn zunächst mit dem Posten des ersten Schriftführers. Dann wurde er wegen seiner staatswirtschaftlichen Kenntnisse dem Haushalts- und Finanzausschuß zugeteilt und galt als maßgeblicher Spezialist auf steuerrechtlichem Gebiete.
Das Grundwesen unseres Abgeordneten basierte auf ernster Lebensauffassung. Ohne Pathos, ruhig und sachlich, brachte er seine Meinung zum Ausdruck. Persönliche Polemik lag ihm ferne. Der lebenswichtigen Belange seines Heimatgaues nahm er sich ganz besonders an; aber auch dem kleinen Mann half er, wo immer es anging.
Unser Bezirk hat allen Grund, seiner in Dankbarkeit zu gedenken. Die Fertigstellung der Bahn-Teilstrecke Hammelburg-Kissingen, eine gute Straße zu den Höhenorten östlich der Schondra und die Schaffung eines Kinderheims auf dem Lager Hammelburg sind auf sein Konto zu setzen. Vierzehn Jahre lang vertrat Dr. Probst mit großer Umsicht seinen Wahlkreis, bis mit dem Nazi-Regime das Ende kam.
Unter harten Kämpfen gegen rohe Gewalt von links hatte unser Abgeordneter seine Kammertätigkeit begonnen, unter schweren Kämpfen gegen Diktatur von rechts sollte er sie beschließen. Mit Hitler war 1933 das Ende der Bundesstaaten-Parlamente gekommen. Bis zuletzt kämpfte unser Landsmann so scharf gegen die autoritäre Gewaltherrschaft, daß die neuen Herren ihn einige Zeit in Schutzhaft nahmen.
Das folgende Beamtenleben sollte für Probst nichts weniger als geruhsam sein. Ende 1933 lernte er im fernen Osten recht unangenehme Exilverhältnisse kennen, zuerst in Frankfurt/Oder und ein Jahr später in Stettin. Und einige Jahre später zwang der zweite Weltkrieg den ehemaligen Offizier erneut zum Waffendienst. Als Hauptmann zog der Dreiundfünfzigjährige gegen Polen und später gegen Frankreich. Die Oexhöfter Kämpfe bei Danzig und der Loireübergang bedeuteten besondere Merkpunkte seines Kriegs-Erlebens.
Nach kurzen Arbeitsurlaub zog der zum Major Beförderte als I b einer Division erneut ins Feld, diesmal gegen Rußland. - Das bittere Ende rückte näher. Graudenz konnte unser Probst mit seiner Division noch in letzter Minute verlassen. In Danzig aber ereilte ihn sein Schicksal. Am 23. März 1945, zwei Tage vor seinem 59. Geburtstage, warf ein Artillerievolltreffer den Tapferen tödlich getroffen nieder.
Ehre seinem Andenken!
Im Jahre 1930 hatte sich Herr Dr. Probst verehelicht mit Frl. Dr. Maria Mayer - München. Die feingebildete Witwe wurde im Jahre 1946 im Gedenken an die großen Verdienste Ihres heimgegangenen Gemahls von der CSU für unseren Wahlbezirk als Landtagskandidatin aufgestellt und mit großer Stimmenmehrheit gewählt. Drei Jahre später aber trat Sie als Abgeordnete in den Deutschen Bundestag über, wo Ihre Tatkraft bereits große Erfolge für unser Gebiet erzielte. Die Stadt würdigte Ihr Wirken an Ihrem 50. Geburtstage 1952 durch Verleihung des Ehrenbürgerrechtes der Stadt Hammelburg.
Heinrich Ullrich.