Eine Sage vom Bau des Roten Schlosses
(1725-1731)
Als sich der mächtige Fürstabt, Adolf von Dalberg, entschlossen hatte, in Hammelburg am Breiten Graben, dem Kloster Altstadt gegenüber, ein großes neues Schloß zu errichten, da hatte sein Baumeister - Andreas Galasini mit Namen - große Not, woher er wohl den benötigten Sandstein nehmen solle. Allmählich verzweifelnd war er in der ganzen Gegend von Steinbruch zu Steinbruch geirrt, aber keiner der Steine wollte in der Farbe zu dem passen, was ihm vorschwebte.
Da gesellte sich eines Abends, als er seinen müden Gaul, selbst ermattet, heimwärts lenkte, in der Dämmerung ein Reiter zu ihm, finsteren Aussehens und von einem weiten, dunklen Mantel umhüllt. Der wies Gesteinsproben vor und versprach ihm, ganz in der Nähe das zu zeigen, was er seit Wochen vergeblich suchte.
Doch der Baumeister, welcher ahnte, wer ihm da einen Handel vorschlug, verwies ihn an den Fürstabt selber. Der wäre ihm zu fromm, meinte der Fremde und der Baumeister wußte nun sicher, mit wem er es zu tun hatte. Trotzdem kam schließlich der Handel zustande. Am Seeberg fand man den wunderschönen Sandstein, dem die Abendsonne glutvolles Leben einzuhauchen im Stande war und dem das Schloß noch heute den Namen verdankt. Der Höllische aber behielt sich vor, in 3 Räumen des zu errichtenden Gebäus die Einwohner nach Herzenslust quälen und piesacken zu dürfen.
Das Schloß erstand und wurde Adolfs und der Nachfolger beliebter Sommersitz, innen prachtvoll ausgestattet und von Emanuel Wohlhaupter, dem fuldischen Maler, kunstvoll ausgemalt.
Aber auch der andere Teil des Paktes mit dem Höllenfürsten wurde erfüllt: In seinen Räumen nämlich beherbergte das Schloß später lange Zeit das Finanzamt und das Wohnungsamt.
Nach Karl Schneider, München.