Hammelburger Geschichte(n)

Igelweid-Hetzlos

(von den Namen eines Dorfes)

Es war einmal - so gehen alle Märchen an. Auch unsere Abhandlung soll uns weit zurückführen in die Geschichte eines Ortes unserer Heimat. Wo liegt nun aber dieses Dorf, um dessen Namen gestritten wird. Nur wenige Leser werden darüber Bescheid wissen: Hetzlos liegt 1 1/2 Stunden nördlich der Kreisstadt, am Fuß des weithin sichtbaren Büchelberges und zählt 286 Einwohner, meist Bauern. Die Bundesstraße 27 Würzburg-Fulda zieht an seiner Markungsgrenze vorbei.
Der wohlbekannte Heimatforscher Heinrich Ullrich gibt an, daß dieses Hetzlos lange Zeit „Igelweid" geheißen habe. Nun wird mancher glauben, daß der Name zurückzuführen sei auf den stachelhäutigen Feldpolizisten. Das ist jedoch weit gefehlt. Der Name geht zurück auf die Egel oder Blutegel, die in der Heilkunde vergangener Jahrhunderte eine große Rolle spielten und darum vielerorts gezüchtet wurden. Auch im heutigen Hetzlos sollen sie in den lange wieder verschwundenen Teichen im „Igelgrund" gezogen worden sein, dem Wiesengrund, der sich von Hetzlos bis zur Bundesstraße hinaufzieht und durch den sich der „Igelsbach" schlängelt. In früherer Zeit zog sich vom „Igelsgrund" das „Igelsholz" hinauf zu den Höhen des Büchelberges, ein Waldstück, das in alten Urkunden wiederholt erwähnt wird. So ist die Annahme, Hetzlos habe früher Jgelweid geheißen, gar nicht von der Hand zu weisen. (Ullrich spricht a. a. O. von einer Siedlung Jgelweid bei Hetzlos.) Wie erklärt aber das einfache Volk den Namen Hetzlos! Die Gegend um den Büchelberg gehörte viele, viele Jahre den Grafen von Erthal in Mittelerthal. Diese waren leidenschaftliche Jäger. Bei einer Hatz oder Hetze war die Jagdbeute sehr gering und voll Unmut rief der Jagdherr aus: „Auf dieser Hetz war aber schon gar nichts los!" Von da an habe man dem bisher namenlosen Dorf den Namen „Hetzlos" gegeben.
Der Geschichtsforscher jedoch behauptet: Ursprünglich haben sich in dem Gelände zwischen Saale und Sinn Menschen nur zur Jagd oder zum
Hüten von Vieh aufgehalten. Feste, dauernde Ansiedlungen sind erst spät entstanden. Für sie charakteristisch sind jene Ortsnamen, bei denen
das die Niederlassung bezeichnende Grundwort z. B. -haus ganz weg gefallen und der Name des Besitzers oder Pächters im 2. Fall allein als
Ortsname gebraucht wird. Hetzlos ist demnach Heciles-Dorf, also Dorf des Hecil d. i. eines Ansiedlers, der Hecil hieß, was das gleiche ist wie
Hetzel oder Etzel, unter welchen Namen schon der berüchtigte Hunnenkönig auftritt. Die Urkunden seit 1330 weisen verschiedene Schreibarten auf, so Hetzlas, Hetzläs, Hetzels, Hötzels, Hezols. Im Volksmund heißt dies schön gelegene Dorf stets und ständig „Hezzels".

J. Nöth.

 

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