Hammelburger Geschichte(n)

Hammelburg

Uraltes Saale-Kastell ist seit 650 Jahren Stadt

Kaiser Albrecht I. hat 1303, gelegentlich eines Aufenthaltes in Würzburg, seinen Namenszug unter jene Urkunde gesetzt, welche dem Gemeinwesen Hammelburg alle Rechte und Freiheiten der Reichsstadt Gelnhausen gewahrte und er bestätigte damit eine Reihe von Rechten, welche dem bedeutenden fuldischen Ort bereits 61 Jahre vorher durch Furstabt Konrad III. aus kaiserlichem Privileg verliehen worden waren. Mit der Urkunde des Herzogs Hetan, die dem Bischof Willibrord von Würzburg „alles, was zum Hamulo-Castellum gehört", übereignet, also 716, ist der Platz in das Licht der Geschichte getreten. Die Streitfrage, wo dieses Castellum zu suchen sei, harrt aber noch heute der Lösung. Die weitere geschichtliche Urkunde von 777 (das erste Dokument mit Ortsnamen in deutscher Sprache) macht Fulda zum Herrn des in der Markbeschreibung vom selben Jahr in seinen Grenzen genau umschriebenen Königsgutes Hammelburg. Doch hob die Schenkung an Abt Sturmius von Fulda die frühere Schenkung Karlmanns der ,.Basilika zu Ehren des hl. Martinus in der villa Hamelenburg" keineswegs auf, da dem Bischof von Würzburg die geistliche Jurisdiktion vorbehalten blieb. Aber schon 10 Jahre spater machten sich die ersten Streitigkeiten bemerkbar, da die fehlenden festen Diözesangrenzen und ganz besonders die Besitzungen Fuldas im Würzburger Sprengel die Quelle dauernder Spannungen werden mußten.
Für uns ist im Zusammenhang mit den Stadtrechten Hammelburgs, die ihm schon 1242 mit der Verleihung eines eigenen Stadtsiegels durch Abt Malkos von Fulda zuerkannt wurden, (genau 500 Jahre nach der beurkundeten, bezw. bestätigten Karlmannschen Kirchenschenkung, Mon. Bo. XXVIIIa S. 16) hier festzuhalten, daß die Urkunden von 716, 742 und 777 klar erweisen, welche Bedeutung die weltlichen und geistlichen Herren dem seit Urzeiten befestigten Platz im Saalegau beimaßen. Die oben angedeuteten Spannungen zwischen Fulda und Würzburg führten naturgemäß zum weiteren Ausbau des befestigten Saaleüberganges. Bereits die Schilderung des Mönches Rudolf von der Überführung der Venantiusreliquien im Jahre 836 läßt den Ort auf dem rechten Saaleufer erkennen, da, wo er heute steht.
Die Verleihung der Stadtrechte durch Konrad III. und der von ihm begonnene starke Ausbau zur Festung sind im Zusammenhang zu sehen.Den äußeren. Anlaß zur Stärkung Hammelburgs als südliche Festung Fuldas scheinen dann wieder der mühsam bei einigte Dammersfelder Hutrechtstreit und vor allem die offenen Angriffe Herrmanns auf die wachsenden Hammelburger Mauern, sowie sein unglücklich verlaufender Einfall in fuldisches Gebiet gewesen zu se.n. Man darf daher der Überlieferung glauben, daß die Bauleute Konrads neben ihren Kellen griffbereit Spieß und Schießbögen liegen hatten und daß Konrad zu einem scharfen Tempo des Bauens von Mauern und Türmen antrieb, wie es in der Sage vom Bau des Mönchsturmes zum Ausdruck kommt.
Heinrich IV. schloß 1256/60 den Kranz von Mauern, Toren und Türmen und nahm eine zweite Mauer in Angriff. Davor schirmten der Lange und der Breite Graben, jetzt Weiher genannt, den Bering. Gegen Westen wies auch das befestigte Weihertor, gegen Osten das Obertor, gegen Fulda das Niedertor. Zwischen den Toren reckten sich Faulturm, Mönchsturm, Wächters Hütt, Rennturm, Mühlturm und Zentturm über den Mauerkranz. Und in diesem geschützten Bering entfaltete sich neben fleißigen Bauern und Winzern ein rühriges Bürgertum. Aus der ländlichen Ansiedlung der ersten 6 Jahrhunderte war ein geschütztes städtisches Gemeinwesen geworden, dem zu der äbtlichen nur die kaiserliche Bestätigung fehlte. Diese ist ihm in großzügiger Weise vor 650 Jahren im August 1303 zuteil geworden. Die Urkunde darüber ist uns im Original erhalten und bei Doell abgedruckt. Später bekam die Stadt auch einen gefreiten Markt, den St. Martinsmarkt, beurkundet 1357 durch Kaiser Karl IV.und gerichtet an den damaligen Fürstabt Heinrich VII. von Craluck. Dieses weitere Privileg hatte einen erheblichen wirtschaftlichen Aufstieg des Gemeinwesens zur Folge. 1389 wird der Bau des Chores einer großen gotischen Hallenkirche begonnen, 1343 ein Spitalgebäude aufgeführt, dem 1404 ein Kirchlein angefügt wird. Die malerischen Fachwerkhäuser mögen das Bild der Stadt abgerundet haben, welche längere Zeit in dem Siegel mit einer dreitürmigen Burg ihre eigenständige Bedeutung auch gegenüber den Landesherren betont hat.
Kbr.
53-3-1

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