Dr. Ewaldstraße
Lage
Die Straße liegt im Baugebiet „Am Gericht“, von der Weberstraße als Sackgasse abzweigend. Sie ist knapp 2,7 km lang.
Der Namensgeber
Die Biografie des Namensgebers liest sich zumindest in älteren Quellen tadellos. Tiefergehende Recherchen durch Karl-Heinz Maul im Rahmen der Vorarbeiten für das 1300-jährige Stadtjubiläum ließen in den letzten Jahren allerdings einige Unstimmigkeiten erkennen.
Dr. Ludwig Anton Ewald wurde am 13. Juni 1871 als Sohn des Bezirksamt- Scribenten (Stadtschreiber, Kämmerer) und Magistratrats Georg Michael Friedrich Ewald und Katharina, geb. Büchold, Tochter eines Pflastermeisters, in Hammelburg geboren.
Er besuchte die Lateinschule seiner Heimatstadt und das Gymnasium in Münnerstadt, 1892 erhielt er die Hochschulreife. Danach studierte Ewald Medizin in Würzburg und legte 1896 seine Doktorarbeit vor.
Bereits 1895 soll er laut älteren Darstellungen Assistent von Prof. Wilhelm Conrad Röntgen gewesen sein, was sich allerdings nicht belegen lässt. Vermutlich studierte er zwar unter Röntgen, Hinweise auf eine Assistentenstelle finden sich in den Unterlagen aus der Zeit aber nicht.
1898 folgte er seinen nach Amerika ausgewanderten Eltern. Schon 1904 war Ewald Chefarzt am Misericordia-Hospital und Sydenham-Krankenhaus, war anerkannter Chirurg und lehrte 7 Jahre lang an der Fordham-Universität. In dieser Zeit führte er den Titel „Professor“.
Am 1. Weltkrieg nahm er als Arzt auf deutscher Seite teil. Nach dem Krieg war er 1918 als Chefarzt in Düsseldorf tätig, kehrte aber aufgrund politischer Wirren in Deutschland im Jahr 1921 nach Amerika zurück.
Nach seiner Rückkehr in die USA setzte sich Ewald aktiv für die Verbesserung der deutsch-amerikanischen Beziehungen ein und war in verschiedenen Vereinen tätig.
So war er Ehrenpräsident der „Vereinigten Bayern von Groß-New-York“, des Kriegerbundes New York und Ehrenmitglied im Steuben-Verein. Er wohnte in New York/ 65 East 77 Th. Street.
Im Auftrag seiner Mutter überwies er 1923 aus New York 1 Million Mark an den Stadtrat der Stadt Hammelburg zur Verteilung an Arme. Eine Summe, die sich nach heutigen Maßstäben immens anhört. Legt man allerdings die damalige Inflationsrate zu Grunde, war die Höhe der Spende weit weniger beeindruckend.
Mit anderen in Amerika lebenden Hammelburgern gehörte Dr. Ewald 1953 zu den Stiftern der Bonifatiusglocke, eine der fünf Glocken der katholischen Stadtpfarrkirche.
Im Jahr 1954 erhielt Ludwig Anton Ewald das Bundesverdienstkreuz. In der Jahresschlusssitzung des Stadtrates wurde ihm im selben Jahr „in Würdigung seiner Verdienste um die Heimatgemeinde (…)“ außerdem das Ehrenbürgerrecht der Stadt Hammelburg verliehen. Da Ewald kein deutscher Staatsbürger mehr war, musste zuvor die Einwilligung des Bayerischen Innenministeriums eingeholt werden.
Dr. Ludwig Anton Ewald starb am 16. Januar 1958 in New York und wurde dort beigesetzt. Die Stadt ließ an seinem Grab durch die deutsche Botschaft einen Kranz niederlegen. Die Dr.-Ewald-Straße wurde 1987 zur Ortsstraße gewidmet.
Wohltäter oder Selbstdarsteller?
Vieles rund um die Person des Dr. Ewald ist bis heute unklar und rätselhaft.
Zahlreiche Angaben beruhen auf Zeitungsberichten oder Selbstauskünften. Archivalische Belege, die den Wahrheitsgehalt der Aussagen bestätigen könnten, fehlen aufgrund der lückenhaften Quellenlage oft. Vieles bleibt im Dunkeln.
Wer neugierig geworden ist und mehr über den Namensgeber und seine Familie erfahren möchte, dem sei der Beitrag „Die Ewald Saga“ von Karl-Heinz Maul wärmstens empfohlen. Erschienen im Band „Hammelburg - Stadt mit Geschichte“, Hammelburg 2016, S. 141 - 152. Die Publikation ist als Leihexemplar in der Stadtbibliothek vorhanden. Käuflich erworben werden kann das Jubiläumsbuch in der Tourist-Information und im Museum Herrenmühle.
(aus Stadtblatt Hammelburg 1/22 - Verfasseri: E. Böck, MA)