Hammelburger Geschichte(n)

Faulstiegstraße

Lage
Baugebiet „Am Gericht“. Die Faulstiegstraße ist eine etwa 400 Meter lange, von der Weberstraße abzweigende Nebenstraße, die in den Jahren 1968 und 1987 in zwei Abschnitten gebaut und in das Straßenverzeichnis eingetragen wurde.

Der Namensgeber
Johann Jakob Faulstieg oder auch Faulstich wurde am 11. August 1697 als 5. Kind des Schmiedemeisters Adam Faulstieg und seiner Ehefrau Eva in Hammelburg geboren. Insgesamt hatte das Paar 7 Kinder.
Über sein Leben im Hammelburg des 18. Jahrhunderts wisen wir leider nicht viel.
Johann Jakob Faulstieg besuchte das Hammelburger Gymnasium und heiratete am 22. November 1734 Franziska Anna Rinecker, die Tochter des Ratsherrn Jacob Rinecker. Die zweite Heirat erfolgte im September 1746 mit Anna Barbara Weishahn, der Tochter von Johann Adam Weishahn.
Von Beruf war Faulstieg ein über die Stadtgrenzen hinaus bekannter Steinbildhauer. Von ihm wird berichtet, dass er über ein großes Können verfügte und nicht nur in Hammelburg und bei adeligen Auftraggebern geschätzt war, sondern auch vom Fuldaer Fürstabt Amand von Buseck wiederholt Aufträge erhielt.
Wo und in welcher Werkstätte er die Grundlagen für sein spteres Wirken erlernte, ist leider unbekannt. In Hammelburg sind bis heute einige Werke von ihm zu sehen.

Werke
Zusammen mit Frater Wenzeslaus Marx schuf Faulstieg 1733 die Kreuzwegstationen am Kloster Altstadt. Die Kreuzigungsgruppe unterhalb von Schloß Saaleck ist zweifellos eine der eindrucksvollsten Arbeiten.
1746 fertigte er im Auftrag des Fürstabtes den Hochaltar in der Steintalkapelle und erhielt dafür 100 Gulden.
1756 folgte die Nepomuk-Figur die heute am Bürgerspital steht und bereits ein Jahr zuvor entstand der „Mahler‘sche Torbogen“. Dieser Steinbogen aus dem Jahr 1745 stand einst am ehemaligen „Mahler-Anwesen“ (Langer Graben) und ziert heute den Eingang zum Museum Herrenmühle.
Johann Jakob Faulstieg starb am 5. Januar 1768 in Hammelburg.

(aus Stadtblatt Hammelburg 2/22 - Verfasseri: E. Böck, MA)

 

Johann Jakob Faulstig

Ein Hammelburger Künstler der Barockzeit (von Marianne Ehling +)

Am 11. August 2007 jährte sich der Geburtstag von Johann Jakob Faulstig, einem bedeutenden Künstler der Barockzeit aus Hammelburg, zum 310ten Male.
Sein Vater war der Schmiedemeister Johann Adam, seine Mutter Marie Eva, eine geborene Höffling. Johann Jakob war eines von sieben Geschwistern. Im Hammelburger Gymnasium erwarb sich der talentierte Knabe eine gute Bildung und beschloss, sein Leben der plastischen Kunst zu widmen. Wo und in welcher Werkstätte er die Grundlagen für sein späteres Wirken erlernte, ist leider unbekannt. Am 22. November 1734 schloss der „Bildschnitzer“ mit der Tochter des „edlen und gelehrten Ratsherrn Rinecker“ in der Hammelburger Pfarrkirche den Bund fürs Leben. Die zweite Heirat erfolgte im September 1746 mit Anna Barbara Weishahn, der Tochter des Johann Adam Weishahn.
Faulstig überragte mit seinen Plastiken ähnliche Arbeiten anderer Bildhauer aus der Umgebung ganz beachtlich. Edle Formen mit einem Hauch von Verinnerlichung erfreuten manchen Kunstkenner des 18. Jahrhunderts, das ganz im Zeichen des Barock stand. Das mag wohl auch der Grund gewesen sein, dass der Fuldaer Fürstabt Amand von Buseck (1737-1756) dem Meister sein Wohlwollen damit bezeugte, dass er ihm die Herstellung einiger größerer Plastiken übertrug. Am 17. November 1742 weihte der Fürstabt eine Votivkapelle im Steintal nahe Hammelburg. Bei dieser Gelegenheit versprach er, den Hauptaltar des Kirchleins auf eigene Kosten errichten zu lassen. Und Johann Jakob erhielt den ehrenvollen Auftrag. Im Jahre 1746 kam der neue Altar zur Aufstellung. Das Werk muss in seiner zurückhaltenden Einfachheit als „sehr gut“ bezeichnet werden. Es ist insofern eigenartig, als - statt Rundsäulen, wie es dem Zeitgeschmack entsprochen hätte - Pilaster als Rahmen des Altarbildes in Erscheinung treten. Durch pyramidenartige Gebilde wird die Schlichtheit aufgelöst. Die Pilaster tragen einen schönen Aufsatz mit Putten, die den Baldachin über das Wappen des Stifters halten. Die ausdrucksvollen Figuren von St. Jakob und St. Anna flankieren den Altar. Das Altarbild „Die Anbetung der Hirten“ ist eine prächtige Arbeit des aus Wien stammenden Fuldaer Hofmalers S. Wohlhaupter.
Fürstabt Amandus, seit 1752 Bischof der Fuldaer Diözese, weilte jedes Jahr einige Wochen zur Erholung in Hammelburg und war angetan von der Schönheit und der Sanftheit des Saaletals. Um den Bewohnern der Stadt ein besonderes Zeichen seines Wohlwollens zu geben, schenkte er der Stadt eine Steinplastik - den Hl. Johannes von Nepomuk -, die 1756 am Marktplatz erstellt wurde. Kein geringerer als Meister Faulstig fertigte die Figur. Das mit einer Steinbrüstung umgebene Standbild zeigt den Heiligen im Priesterornat. Statt eines Baretts ziert ein Strahlenkranz, eine Gloriosa, sein Haupt. Die Putte auf der Rückseite des Standbilds hält im linken Arm ein Buch, das mit einem Hängeschloss gesichert ist. Ihr rechter Zeigefinder liegt auf den Lippen und symbolisiert das Beichtgeheimnis, das der Heilige gewahrt hat und dafür den Märtyrertod starb. Eine deutsche Inschrift berichtet vom grausamen Ende des standhaften Priesters in Prag. Eine zweite Inschrift, in Latein, gibt Zeugnis über den Stifter und den Schöpfer des Standbilds. Wir sehen hier ein Werk des späten Barock. Alles scheint in lichter, fließender Bewegung. Die ganze Darstellung spiegelt eine - auch malerisch - gute Arbeit des Künstlers.
Weitere beachtenswerte Arbeiten des Künstlers sind: die 1749/50 entstandenen Gartenskulpturen (Vasen, Musikzwerge) in der Fasanerie in Eichenzell bei Fulda; der 1733 errichtete - und einer der ältesten erhaltenen - süddeutschen Kreuzwege am Kloster Altstadt bei Hammelburg; der Grabstein des Konrad-Heinrich von der Tann (1743) sowie der Grabstein der Freiin Regina von Jöstelberg in der Pfarrkirche von Waizenbach (Wartmannsroth), der Gründerin des adeligen Damenstifts. Zu den Arbeiten des Künstlers gehört neben dem Baldachin-Bildstock in Frankenbrunn (Markt Oberthulba) auch das Eingangstor der heutigen „Herrenmühle“ in Hammelburg, das am ehemaligen „Mahler-Anwesen“ (Langer Graben) stand und 1745 gefertigt wurde.
Heuer jährt sich der Geburtstag des herausragenden Hammelburger Künstlers des Barock zum 310ten Male. Es ist erfreulich, dass viele Touristen bei einem Gang durch die Saalestadt Interesse am Hl. Nepomuk bekunden. Auch die Stadtführer zeigen bei der „Altstadtrunde“ den Heiligen und weisen auf dessen Geschichte und Bedeutung hin – ein Stück Hammelburger Kultur, geschaffen von einem Hammelburger Künstler.

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