Bonifatiusstraße
Lage: Die Bonifatiusstraße liegt im Baugebiet „Ofenthal“. Sie verbindet die Rote-Kreuz-Straße mit dem Ofenthaler Weg und liegt parallel zu einer weiteren „Heiligenstraße“ - der Kilianstraße.
Bonifatius / Lebensweg
Vom heiligen Bonifatius haben die meisten wohl schon in der Schule gehört, zumindest, wenn man aus Franken kommt. Viele Geschichten und Legenden ranken sich um die Gestalt des Heiligen, der auch „Apostel der Deutschen“ genannt wird.
Bonifatius war einer der bekanntesten christlichen Missionare und der wichtigste Kirchenreformer im Frankenreich. Mit seiner Körpergröße von 1,90 Metern muss er seinen Zeitgenossen riesig vorgekommen sein. Außerdem wurde er gut 80 Jahre alt - sehr unge wöhnlich für diese Zeit.
Wynfreth = Winfried, wie er eigentlich hieß, wurde um 672/73 in Crediton in der Grafschaft Devonshire in England als Sohn einer vornehmen Familie geboren.
Bereits mit etwa sieben Jahren wurde Bonifatius den Mönchen des nahen Benediktinerklosters Exeter zur Erziehung übergeben, später wechselte er in das bedeutendere Kloster Nursling, das als seine geistige Heimat gilt. Bald nach seiner Priesterweihe wurde er Lehrer an der Klosterschule.
Nach einer ersten erfolglosen Missionierungsreise 716 nach Friesland, wurde Wynfreth im Herbst 718 nach Rom entsandt. Hier beauftragte ihn Papst Gre¬gor II. als Heidenapostel den deutschen Völkern das Evangelium zu verkünden. Und Wynfreth erhielt den Namen des Heiligen des Vortages - Bonifatius, was so viel bedeutet wie „Der Wohltäter“ (latein.) oder „Freund des Friedens“ (althochdt.) Von Rom aus zog er nach Germanien und missionierte unter Friesen, Hessen und Thüringern und reiste schließlich zu Willibrord nach Friesland.
Die Geschichte Bonifatius ist eng verstrickt mit der Geschichte des Fränkischen Reiches und den dama¬ligen politischen Verhältnissen. Seine Pläne zur Errich¬tung neuer Bistümer und zur Neuordnung der frän¬kischen Kirche stießen oft auf wenig Gegenliebe. Doch mit der Gründung zahlreicher Kirchen und Klöster in Hessen und in Mainfranken schuf er dennoch das organisatorische Fundament für die ganze deutsche Kirche.
Auch unter der heidnischen Bevölkerung hatte er mit erheblichen Wiederständen zu kämpfen. Zur bekann¬testen Szene wurde die Zerstörung eines Baumheilig¬tums: Im hessischen Geismar fällte der Missionar im Jahr 723 eine Donar-Eiche, um so die Machtlosigkeit der germanischen Götter unter Beweis zu stellen, von denen Donar einer der wichtigsten war.
St. Bonifatius fand, bereits hochbetagt, auf seiner letzten Missionsreise den Tod. Als er bei Dokkum in Westfriesland am Pfingstfest 754 eine Firmung abhal¬ten wollte, wurde er von heidnischen Räubern überfal¬len und samt seinen 51 Begleitern erschlagen. Zum Schutz soll er sich ein Buch über den Kopf gehalten haben, das jedoch bei seiner Ermordung durchbohrt wurde. Deshalb wird der Heilige bis heute oft mit einem durchbohrten Buch dargestellt.
744 hatte Bonifatius dort, wo heute Fulda ist, ein Kloster gründen lassen. Und dort ruht er auf seinen eigenen Wunsch bis zum heutigen Tag. In der katholischen Kirche wird er als Heiliger und Märtyrer verehrt, sein Gedenktag ist der 5. Juni - Hochfest im Bistum Fulda.
In der Hammelburger Stadtpfarrkirche am Kreuzaltar von 1950 wird der heilige Bonifatius mit Axt und Eichenlaub dargestellt, was an die Fällung der Donar-Eiche erinnert. Eine Inschrift auf der Bonifatiusglocke von 1953 im Turm von St. Johannes lautet:
„Für Hammelburg Gnad bei Gott erfleh, daß stehts es fest im Glauben steh, o heiliger Bonifatius!“
Ob der heilige Bonifatius jemals in Hammelburg oder Umgebung gewesen ist, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Nach einer Sage soll er einst auf dem Saaleckberg in der Nähe des späteren Kloster Altstadt ein christliches Kirchlein errichtet haben. Ein solch erstes, einfaches Gotteshaus mag es gegeben haben, als Erbauer kommt aber eher der heilige Willibrord in Frage. Über ihn berichten wir zu einem späteren Zeitpunkt.
(aus Stadtblatt Hammelburg 4/21 - Verfasseri: E. Böck, MA)